Von Carol Ryan

LONDON (Dow Jones)--Der neue aktivistische Investor von Unilever - Nelson Peltz - hat sich bisher im Hintergrund gehalten. Und die jüngsten Ergebnisse des Unternehmens dürften dazu beitragen, dass dies auch so bleibt. Das Konsumgütergeschäft, hinter dem Marken wie Langnese-Eiscreme und Dove-Seife stehen, steigerte seinen Umsatz in den ersten drei Monaten um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei wuchs das Geschäft etwas schneller als das des europäischen Konkurrenten Danone und lag deutlich über den Prognosen der Analysten. Letztere hatten auf 4,4 Prozent getippt.

Unilever war auch in der Lage, die Preise zu erhöhen, ohne zu viele Verbraucher zu verlieren. Das Unternehmen verlangte im Durchschnitt 8,3 Prozent mehr für seine Produkte - eine der aggressivsten Preiserhöhungen, die bisher von einem Hersteller von Konsumgütern in dieser Ergebnissaison gemeldet wurde. Und das Volumen der verkauften Waren ging trotzdem nur um 1 Prozent zurück.

Peltz hat sich seit dem Aufbau seiner Beteiligung, die im Januar bekannt wurde, nicht mehr öffentlich zu dem in London ansässigen Unternehmen geäußert. Unilever wollte nicht sagen, ob es mit Trian Partners während einer Investoren-Telefonkonferenz in dieser Woche gesprochen hatte.

Lazard wies jedoch in seinem Bericht über Aktionärsaktivismus im ersten Quartal darauf hin, dass Aktivisten bei europäischen Unternehmen seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine vorsichtig vorgehen, um nicht als unmoralisch zu erscheinen.

Unilever-Chef Alan Jope steht jedenfalls unter dem Druck, das Umsatzwachstum und die Gewinnspannen von Unilever zu verbessern. Das gilt umso mehr, nachdem er ein überraschendes Angebot über 68 Milliarden US-Dollar für die Consumer-Healthcare-Sparte von Glaxosmithklein nach dem Aufbegehren der Aktionäre abgesagt hat. Seit seinem Amtsantritt im Januar 2019 hat die Aktie eine Gesamtrendite von minus 2 Prozent erzielt und ist damit eine der schlechtesten Anlagen in der Basiskonsumgüterbranche.


   Inflation treibt Konzernführung Sorgenfalten auf die Stirn 

Die Aussichten für den Rest des Jahres sind schwierig. Die Kosten für die wichtigsten Inputs von Unilever steigen und müssen auf die Verbraucher abgewälzt werden, um die diesjährige Prognose einer operativen Gewinnmarge von rund 16 Prozent zu erreichen.

Seit Januar sind die Spotpreise für die wichtigsten Rohstoffe, auf die das Unternehmen angewiesen ist, einschließlich Palmöl und Rohöl der Sorte Brent, um etwa ein Drittel gestiegen, was die Kosten für Transport, Verpackung und Zutaten in die Höhe treibt.

Das Unternehmen rechnet damit, dass die Inflation seine Kosten in diesem Jahr um weitere 4,8 Milliarden Euro erhöht, während es im Februar noch von 3,6 Milliarden Euro ausgegangen war.

Unilever konnte nur zwei Drittel des Drucks, dem es ausgesetzt ist, abfedern, so dass weitere Preiserhöhungen auf die Kunden zukommen dürften. Dies wird wahrscheinlich zu Marktanteilsverlusten führen, insbesondere in Europa und Lateinamerika, wo das Volumen seit mehreren Quartalen schwach ist.

Alle Unternehmen der Konsumgüterbranche stehen in diesem Jahr vor der gleichen heiklen Aufgabe, aber Unilever muss auch die Kopfschmerzen einer Aktivistenkampagne meistern.

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DJG/DJN/axw/smh

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April 28, 2022 09:58 ET (13:58 GMT)