Zürich (Reuters) - Nach dem besten Abschluss seit 2006 gibt sich die Schweizer Großbank UBS auch für das laufende Geschäftsjahr vorsichtig zuversichtlich.

Zwar warnte der weltweitweit größte Vermögensverwalter für Millionäre und Milliardäre, dass weitere Zinserhöhungen und der Krieg in der Ukraine das Wirtschaftswachstum bremsen könnten. Doch angesichts der Widerstandsfähigkeit des Geschäfts und der starken Bilanz sei das Zürcher Institut gut aufgestellt, um Wachstum zu finanzieren und 2023 hohe Kapitalrenditen zu erzielen. "Wir starten aus einer Position der Stärke in das Jahr 2023", erklärte Konzernchef Ralph Hamers. Die Kunden dürften wieder aktiver werden und der UBS im Startquartal höhere Erträge bescheren als zum Ende des Vorjahrs.

2022 steigerte die UBS den Gewinn um zwei Prozent auf 7,63 Milliarden Dollar und schaffte damit das beste Ergebnis seit 16 Jahren. "Wir lieferten 2022 gute Resultate und zeigten erneut, dass die Strategie über den Zyklus hinweg funktioniert", erklärte Hamers. Es sei keineswegs ein einfaches Jahr gewesen, aber die breite geografische Präsenz habe geholfen. "Wir sind der einzige wirklich globale Vermögensverwalter."

Im Kerngeschäft mit Reichen und Superreichen verdiente die UBS etwas mehr. Gleichzeitig lockte die Bank zusätzliches Geld von bestehenden und neuen Kunden an. Der Neugeldzufluss der gebührengenerierenden Vermögenswerte erreichte 60 Milliarden Dollar. Dies entspricht einem Wachstum von rund vier Prozent. Über den Zyklus peilt die Bank ein jährliches Plus von mehr als fünf Prozent an.

Hamers trat Spekulationen entgegen, dass ein großer Teil der Abflüsse des krisengeschüttelten Nachbarn Credit Suisse bei der UBS gelandet sein könnte. "Das ist überhaupt nicht die Hauptquelle unseres Wachstums", sagte er. Denn viele dieser Kunden seien schon vorher bei der UBS gewesen. Dazu komme, dass die UBS nicht zusätzliche Risiken habe übernehmen wollen.

Die UBS eröffnete mit Unicredit die Jahresberichterstattung der europäischen Investmentbanken. Mit einem Nettogewinn von 5,2 Milliarden Euro schafften die Italiener 2022 das beste Ergebnis seit über einem Jahrzehnt. Das Geld will Unicredit-Chef Andrea Orcel, der früher UBS-Manager war, in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen den Anlegern zukommen lassen. Die Anleger reagierten euphorisch, die Unicredit-Aktien legten neun Prozent zu. Die UBS hat sich zwar noch höhere Ausschüttungen auf die Fahne geschrieben. Dennoch gaben die Aktien 3,2 Prozent nach. Die Analysten der Zürcher Kantonalbank wiesen darauf hin, dass die UBS mit dem Jahresabschluss zwar die Erwartungen leicht übertroffen habe, dabei aber von Sondereffekten wie Verkäufen von Liegenschaften und einem Geschäftsbereich profitiert habe.

Die Erträge der UBS sanken 2022 um zwei Prozent. Statt zu handeln und Kredite zu ziehen zogen sich Kunden an die Seitenlinie zurück, sodass die Einnahmen zurückgingen. Wegen der fallenden Börsenkurse sanken auch die an die Depots der Kunden gekoppelten Gebühreneinnahmen. Immerhin spülten die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und der Schweizerischen Nationalbank dem Institut mehr Geld in die Kasse. Im laufenden Jahr rechnen die Analysten der Citibank mit einer Steigerung der Zinserträge auf über 8,5 Milliarden Dollar von 6,6 Milliarden 2022.

Die Kosten drückte der Konzern um vier Prozent. Mit Einsparungen von brutto 500 Millionen Dollar übertraf die Bank die angepeilten 400 Millionen Dollar. Im laufenden Jahr sollen nochmals 400 Millionen Dollar dazukommen, sodass sich die von Konzernchef Hamers angestoßenen Kostensenkungen dann auf insgesamt 1,1 Millionen Dollar summieren werden.

Im Investmentbanking verdiente die UBS deutlich weniger. Wie bei den großen Wall Street-Häusern Goldman Sachs und Morgan Stanley lahmte auch bei der UBS die Beratung von Firmen bei Übernahmen. Der Rückenwind im Anleihenhandel ging dagegen an der UBS vorbei, weil die Bank im dem Geschäft kaum aktiv ist.

Konzernweit präsentierte sich das Ergebnis der Schweizer 2022 wesentlich stabiler als bei den beiden US-Banken. Entsprechend will die UBS früheren Angaben zufolge weiterhin vorsichtig Personal einstellen, während Goldman und Morgan Stanley Job-Kürzungen angekündigt haben. Noch wesentlich stärker auf die Kostenbremse drückt die Credit Suisse, die rund 9000 der 52.000 Stellen streichen will. Wesentlich besser aufgestellt ist inzwischen das frühere Sorgenkind der europäischen Bankbranche, die Deutsche Bank. Die Frankfurter veröffentlichen ihren Abschluss am Donnerstag.

(Reporter: Oliver Hirt; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern +49 30 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) +49 30 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)