MAILAND (dpa-AFX) - Die HVB-Mutter Unicredit muss sich einen neuen Chef suchen. Jean Pierre Mustier werde mit Ablauf seines Mandats im April 2021 die Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender beenden, teilte die italienische Bank am späten Montagabend mit. Sollte ein Nachfolger früher zur Verfügung stehen, werde Mustier bereits dann seinen Posten räumen.

An der Mailänder Börse zeigten sich die Anleger wenig erfreut, die Aktie brach am Montag um 6,19 Prozent auf 8,11 Euro ein. Damit sind die Kursgewinne der vergangenen drei Wochen dahin. Vor knapp einer Woche hatten die Anteile noch den höchsten Kurs seit Beginn des Börsencrashs Ende Februar erreicht.

Zerwürfnisse zwischen Mustier und dem Verwaltungsrat über die künftige Strategie der Unicredit sollen den französischen Manager zum Abschied von dem Geldhaus bewogen haben, wie italienische Medien berichteten. Kern des Konflikts sind angebliche Pläne zur Übernahme der verstaatlichten Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS).

Der Franzose wehrt sich Insidern zufolge gegen die Übernahme von Monte Paschi, auf die die Regierung in Rom drängt. Der designierte Verwaltungsratspräsident Pier Carlo Padoan befürwortet dagegen das Projekt. Das italienische Finanzministerium arbeitet zurzeit an Anreizen zur Förderung der Übernahme von Monte Paschi.

Analyst Benjie Creeland-Sandford von der US-Investmentbank Jefferies erwartet bereits eine Beschleunigung der Übernahme-Verhandlungen mit der toskanischen Bank. JPMorgan-Expertin Delphine Lee äußerte sich zunächst vorsichtiger, Mustiers Nachfolger trete in große Fußstapfen, da dieser große Erfolge bei Zielerreichung und Kostenkontrolle vorweisen kann. Sollte die italienische Regierung ihre Versprechen jedoch einhalten, könnte die Übernahme von Monte Paschi eine attraktive Investition werden. Sowohl Creeland-Sandford als auch Lee empfehlen ein Halten der Papiere.

Analyst Jean-Francois Neuez von Goldman Sachs wertete mögliche Veränderungen in der Strategie negativ. Bis jetzt habe das Kredithaus sich auf die Ausschüttung von Überschusskapital an die Aktionäre fokussiert sowie auf eine Reduktion der mit italienischen Staatsanleihen verbundenen Risiken. Wachstum aus eigener Kraft habe zudem bislang Priorität gehabt vor Übernahmen und Fusionen. Neuez stellte in seiner aktuellen Studie klar, dass seine Kaufempfehlung für die Unicredit-Papiere bisher auf dem erheblichen Potenzial für Kapitalrückzahlungen basiert habe.

Die Suche nach einem Nachfolger sei derweil schon in vollem Gange, hieß es von mit der Sache vertraute Personen gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Favorisiert würden demnach aktuell der ehemalige Vorstandsvorsitzende der spanischen Bank UBI Banca, Victor Massiah, sowie der Finanzchef des ebenfalls spanischen Anbieters Nexi, Bernardo Mingrone. Letzterer war bereits in dieser Position bei Unicredit und Monte Paschi tätig. Doch auch andere Manager seien im Gespräch, hieß es./ssc/ngu/fba