MAILAND (awp international) - Die italienische Grossbank Unicredit muss wegen Risiken durch Russlands Krieg in der Ukraine und einen Wirtschaftsabschwung voraussichtlich bald mehr Kapital bereithalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufsichtsbehörde werde die institutsspezifische Kapitalanforderung (Pillar 2) von derzeit 1,75 Prozentpunkten voraussichtlich minimal anheben, teilte Unicredit am Freitag mit. Die Pläne für Dividenden und Aktienrückkäufe seien dadurch nicht gefährdet, erklärte das Geldhaus weiter. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über die verschärften Kapitalanforderungen berichtet.

Die Unicredit-Aktie machte zwischenzeitliche Kursverluste am Nachmittag weitgehend wett. Nachdem sie im Tagesverlauf zeitweise rund dreieinhalb Prozent eingebüsst hatte, lag ihr Kurs am Nachmittag in Mailand nur noch mit rund einem halben Prozent im Minus.

Der sogenannte Pillar-2-Mechanismus erlaubt es der EZB, einzelnen Banken höhere Kapitalanforderungen aufzuerlegen. Damit kann sie auf drohende Verluste reagieren. Da die EZB diese Anforderung in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anpasst, muss die Bank laut Bloomberg mit einer Erhöhung auf 2 Prozentpunkte rechnen. Ein solcher Schritt könnte auch als Warnung an andere Banken verstanden werden. Denn Unicredit-Chef Andrea Orcel hat den Aktionären des Hauses eine besonders üppige Dividendenpolitik und umfangreiche Aktienrückkäufe versprochen.

Allerdings verfügt die Bank über weit mehr Kapital, als von der Aufsicht verlangt wird. Eine Erhöhung der Anforderungen würde die Fähigkeit des Instituts zu weiteren Ausschüttungen an die Anleger nur marginal verringern. Das Management hatte im vergangenen Jahr angekündigt, bis zum Jahr 2024 insgesamt mindestens 16 Milliarden Euro in Dividenden und Aktienrückkäufe zu stecken./stw/mis