Zürich (awp) - Die UBS bittet Kunden künftig schneller zur Kasse. Sie passt die Schwelle für Negativzinsen nach unten an. Die grösste Schweizer Bank dürfte mit diesem Schritt wohl eine gewisse Vorreiterrolle für andere Banken übernehmen.

Neu müssen Kundinnen und Kunden der UBS bereits ab einem Kontostand von 250'000 Franken solche Gebühren bezahlen. Konkret beträgt die Gebühr für Schweizer Franken 0,75 Prozent und für Euro 0,6 Prozent pro Jahr. Die Neuerung gilt ab 1. Juli 2021 für in der Schweiz gebuchte private Kunden, wie es in einer in einer internen Mitteilung der Grossbank heisst, die AWP vorliegt. Die "NZZ" hat in ihrer heutigen Ausgabe darüber berichtet.

Man berücksichtige dabei aber die gesamte Kundenbeziehung, insbesondere Hypotheken und Anlagen, so die UBS. Der maximale Schwellenwert liegt bei einer Million Franken, bisher waren es 2 Millionen Franken. Von der neuen Regelung sind laut UBS somit weniger als 5 Prozent der in der Schweiz gebuchten Kunden betroffen. Und die UBS betont, dass Kleinsparer oder kleine Firmen weiterhin nicht mit Negativzinsen belastet werden sollen.

Abhängig von Marktsituation

Ob dies so bleiben wird, muss sich zeigen. Laut UBS ist die neue Regelung abhängig von der Marktsituation und kann gegebenenfalls auch angepasst werden.

Die UBS hat ihren Schritt mit den Bedingungen auf den Geld- und Kapitalmärkten begründet, die nach wie vor sehr anspruchsvoll seien. Für Banken werde es zunehmend unmöglich, die wirtschaftlichen Folgen der negativen Zinsen zu kompensieren.

Das Problem dabei ist vor allem auch, dass eine schnelle Verbesserung der Situation für die Banken nicht zu erwarten ist. "Es zeichnet sich ab, dass wir auf Jahre hinaus mit Negativzinsen rechnen müssen", sagte denn auch Axel Lehmann, noch bis Ende Monat Chef von UBS Schweiz. Und damit ist er nicht allein.

Auch im letzte Woche vom Beratungsunternehmen EY veröffentlichten Bankenbarometer 2021 heisst es: "Eine Normalisierung der Geldpolitik ist mit der zusätzlichen Ausweitung der Geldmengen durch die Zentralbanken als Folge der Corona-Krise in weite Ferne gerückt."

Zinsen noch in 10 Jahren sehr tief

Gemäss der Umfrage bei Führungskräften von Banken glaubt mit 82 Prozent denn auch die grosse Mehrheit der Institute, dass die Zinsen in der Schweiz auch noch in zehn Jahren sehr tief sein werden. Und die Aussicht, dass die Niedrigzinsen möglicherweise noch mehrere Jahre Bestand haben würden, verschärfe die strukturellen Ertragsprobleme der Banken und die bereits seit einigen Jahren anhaltende Margenerosion im wichtigen Zinsgeschäft, heisst es denn auch.

Der UBS wird als grösster Schweizer Bank in Sachen Negativzinsen logischerweise eine gewisse Vorreiterrolle zugeschrieben. Das heisst, weitere Banken könnten ihre Regime für Negativzinsen ebenfalls weiter anpassen. Dies zeigt ganz klar auch das EY-Bankenbarometer: Demnach schliessen mittlerweile nur noch 11 Prozent der befragten Banken die Weitergabe von Negativzinsen für Privatkunden kategorisch aus. Im letzten Jahr waren es noch 21 Prozent, vor fünf Jahren - also rund 1 Jahr nach Einführung der Negativzinsen durch die Nationalbank - gar 70 Prozent gewesen.

Postfinance mit tiefer Untergrenze

Erst kurz vor Weihnachten wurde etwa bekannt, dass Postfinance die Schwelle, ab der Negativzinsen gezahlt werden müssen, für gewisse Kunden auf 100'000 Franken gesenkt hat. Und zwar handelt es sich gemäss Postfinance um rund 14'000 Kunden, die bei ihr keine weiteren Dienstleistungen nutzen ausser Spar- und Zahlungskonten. Für alle anderen der rund 2,5 Millionen Postfinance-Privatkunden gelte weiterhin die bisherige Grenze von 250'000 Franken.

Bei der zweitgrössten Schweizer Bank, der Credit Suisse, gilt im Moment noch die Grenze von 2 Millionen Franken. Sie sagte dazu auf Anfrage, dass sie die Marktentwicklungen weiterhin beobachten würde und sich "auch kurzfristige Anpassungen der derzeitigen Regelung" vorbehalte.

Raiffeisen Schweiz empfiehlt derweil ihren Banken und Niederlassungen weiterhin, den Privatkunden keine Negativzinsen zu verrechnen. Aber auch hier hiess es gegenüber AWP: "Raiffeisen beobachtet die Entwicklungen am Geld- und Kapitalmarkt und auch das Verhalten der Marktteilnehmenden sehr genau und wird die Situation bei Bedarf neu beurteilen." Die einzelnen Raiffeisenbanken sind allerdings autonom und frei in der Umsetzung und Ausgestaltung der Empfehlung der Konzernzentrale.

Die ZKB als grösste Schweizer Kantonbank wiederum hat weiterhin keinen fixen Betrag definiert, ab welchem Negativzinsen zwingend erhoben werden, wie sie auf Anfrage mitteilte. Die hänge von der bestehenden Kundenbeziehung und der Grössenordnung des jeweiligen Geschäfts ab, wobei Kleinsparer und Kleinunternehmen aber keine Negativzinsen entrichten würden.

uh/tt