Zürich (awp) - Die UBS kann laut CEO Ralph Hamers ihre Risikokultur "stets weiterentwickeln". Allerdings habe es keinen Fall gegeben, in dem Warnsignale überstimmt worden seien, sagte Hamers gegenüber der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) vom Freitag. "Wir wurden schon dafür kritisiert, zu konservativ zu sein."

Eine der Lehren aus dem Fall des zusammengebrochenen US-Hedgefonds Archegos sei, dass die Bank den Mangel an Transparenz nicht hätte akzeptieren dürfen, sagte der UBS-Chef im Interview mit NZZ (Freitagsausgabe). Als die Transparenz später hergestellt wurde, habe sich gezeigt, dass vergleichbare Positionen in denselben Aktien mit anderen Banken aufgebaut worden seien.

Dies habe zudem zu einem "Konzentrationsrisiko" geführt: Wenn etwas schieflaufe, reagierten alle gleichzeitig und es gebe eine "extreme Marktreaktion" bei den Aktienpreisen. "Bei Kunden, die konzentrierte Positionen aufgebaut haben, verlangen wir nach mehr Sicherheiten, reduzieren den Hebeleffekt oder führen die Beziehung nicht weiter", sagte Hamers.

Das Geschäft mit den Hedgefonds, das sogenannte "Prime Brokerage", will die UBS aber nicht aufgeben. "Prime-Brokerage ist für uns strategisch wichtig, weil die vermögendsten Privatpersonen und Family-Offices Dienstleistungen nachfragen, die eigentlich auf institutionelle Kunden ausgerichtet sind." Allerdings überprüfe die UBS ihre Prozesse und Kundenbeziehungen, mit Family-Offices und im Prime-Brokerage-Geschäft.

Corona-Auswirkungen noch unklar

Dass sich der neue UBS-CEO bisher mit konkreten Finanzzielen zurückgehalten hat, begründete er im Interview nicht zuletzt mit der Corona-Pandemie. Deren Auswirkungen auf die Wirtschaft seien noch immer unklar - viele Unternehmen hätten ja erleichterten Zugang zu Krediten bekommen, die sie nach Corona zurückzahlen müssten. "Es ist noch völlig unklar, wie diese Firmen ohne Unterstützung in der neuen Normalität überleben werden."

Zudem wolle die UBS ihre Strategie noch weiter konkretisieren. Das werde in den nächsten neun Monaten geschehen. "Dann werden die Pläne vorliegen, und wir werden in der Lage sein, neue harte Finanzziele zu formulieren."

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