Die globalen Märkte haben in letzter Zeit eine harte Zeit hinter sich, da die Rezessionsängste in den USA wieder zunehmen und die Auswirkungen des plötzlichen Anstiegs des Yen sich ausbreiten.

Die Inflationszahlen aus den USA, die jüngsten japanischen Wirtschaftsdaten und eine Reihe von Daten aus Großbritannien könnten den Anlegern neue Impulse geben.

Hier ist Ihr Leitfaden für die kommende Woche an den Finanzmärkten von Ira Iosebashvili in New York, Rae Wee in Singapur und Dhara Ranasinghe, Samuel Indyk und Amanda Cooper in London.

1/ SOMMERKÄLTE, AUF KEINEN FALL

Die Anleger sollten inzwischen gelernt haben, dass es so etwas wie einen "ruhigen" Sommer an den Märkten nicht gibt.

Vor einem Jahr stiegen die Renditen von Staatsanleihen aufgrund von Sorgen über die fiskalischen Aussichten in den USA stark an. Im Sommer davor hatten Inflations- und Zinserhöhungsängste die Märkte aufgerüttelt.

Am Montag stürzte die zweitgrößte japanische Aktie ab und der VIX, der meistbeachtete Indikator für die Ängste der Anleger an der Wall Street, verzeichnete den größten Anstieg aller Zeiten. Das bedeutet, dass die kommenden Tage von Nervosität geprägt sein werden, auch wenn es erste Anzeichen einer Erholung gibt.

Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit die so genannten Yen-Carry-Trades, die als ein Grund für die Talfahrt angesehen werden, noch aufgelöst werden und ob die Einpreisung aggressiver Zinssenkungen in den USA durch die anstehenden Daten gerechtfertigt ist.

Und angesichts der Sorgen über einen breiteren Nahostkonflikt und die bevorstehenden US-Wahlen wird die Volatilität wahrscheinlich nicht so bald verschwinden.

2/ BEREIT FÜR MEHR?

Die Anleger warten nun auf die für Mittwoch erwarteten US-Verbraucherpreisdaten, um zu erfahren, wie es um die Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt bestellt ist, nachdem es in letzter Zeit Anzeichen dafür gab, dass das Wachstum ins Wanken gerät.

Die Hoffnungen der Märkte auf eine weiche Landung der Wirtschaft wurden durch die schwachen Daten der letzten Zeit erschüttert, darunter die Nachricht von einem raschen Rückgang auf dem Arbeitsmarkt. Die Befürchtungen einer Konjunkturabschwächung haben sich mit der Auflösung eines globalen Carry Trades zusammengetan und den Märkten einen kräftigen Schlag versetzt.

Einige Analysten halten Rezessionsängste für verfrüht.

Von Reuters befragte Ökonomen erwarten, dass sowohl die Gesamt- als auch die Kernverbraucherpreise im Juli um 0,2% gegenüber dem Vormonat gestiegen sind.

Eine Zahl, die nur eine bescheidene Abkühlung zeigt, könnte die Befürchtungen zerstreuen, dass die Federal Reserve die Wirtschaft ins Trudeln gebracht hat, indem sie die Zinsen zu lange hoch gehalten hat. Ein schwacher Bericht könnte jedoch die Rezessionsängste verstärken und möglicherweise neue Marktvolatilität auslösen.

3/ ERNÜCHTERUNG

Japan legt am Donnerstag vorläufige Wachstumszahlen für das zweite Quartal vor. Dies geschieht zu einer Zeit, in der einige Analysten die jüngste Zinserhöhung der Bank of Japan (BOJ) als einen politischen Fehltritt kritisieren, der den brutalen Ausverkauf an den Aktienmärkten ausgelöst hat.

Allerdings ist der Zusammenhang nicht ganz so eindeutig.

Die Zinserhöhung der BOJ löste einen erneuten Anstieg des Yen aus und verlängerte die Auflösung des äußerst beliebten Yen-Carry-Trade, was wiederum dazu führte, dass die Anleger ihren Fremdkapitalanteil reduzierten und sich von ihren Aktienbeständen trennten, um ihre Verluste zu verringern.

Sollten die Daten vom Donnerstag also auf eine Aufhellung der Aussichten hindeuten, können die japanischen Entscheidungsträger endlich aufatmen. Sollten die Daten die Erwartungen nicht erfüllen, müssten sie weitere Gründe finden, um eine Zinserhöhung im Juli zu rechtfertigen.

Im asiatisch-pazifischen Raum steht eine weitere ereignisreiche Woche an. Am Mittwoch steht eine Zinsentscheidung in Neuseeland an, und aus China werden eine Reihe von Daten veröffentlicht.

4/ HEIKLES GLEICHGEWICHT

Nach der fein austarierten Entscheidung vom Juli, die Zinsen im Vereinigten Königreich auf 5,0% zu senken, wird die Bank of England eine neue Reihe von Daten durchgehen müssen, die dazu beitragen könnten, zu bestimmen, wie die nächsten Monate für die Geldpolitik aussehen werden.

Die Verbraucherinflation, einschließlich des immer noch heißen Dienstleistungssektors, sowie das Bruttoinlandsprodukt und die Einzelhandelsumsätze des zweiten Quartals stehen auf dem Spiel.

Derzeit gehen die Märkte davon aus, dass die Zinsen in den kommenden neun Monaten um einen Prozentpunkt sinken werden.

Aber da die Entscheidung im Juli so knapp ausgefallen ist, werden britische Vermögenswerte wahrscheinlich besonders empfindlich auf alles reagieren, was darauf hindeutet, dass die BoE von diesem erwarteten Kurs abweichen muss. Das Pfund Sterling wirkt fragil und britische Aktien haben laut LSEG/Lipper-Daten vier Monate in Folge nur wöchentliche Abflüsse verzeichnet.

5/ DER SILBERSTREIFEN IN EUROPA

Es gibt einen Silberstreif am Horizont für europäische Aktien, die in diesem Monat bisher um etwa 5% gefallen sind, und das sind die Unternehmensgewinne, die zum ersten Mal seit fünf Quartalen wieder steigen werden.

Nach den Daten von LSEG I/B/E/S wird erwartet, dass die Gewinne im 2. Quartal um 3,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen sind, der erste vierteljährliche Anstieg seit dem ersten Quartal 2021. Fast 56% der Unternehmen haben Ergebnisse gemeldet, die die Schätzungen der Analysten übertreffen. Sicherlich stehen weitere Tests an. Die größte Schweizer Bank UBS berichtet am Mittwoch über ihre Ergebnisse, während der Versicherungssektor mit Hannover Rück, Aviva, NN Group und Admiral eine wichtige Woche vor sich hat.

Insgesamt deutet die Gewinnsaison für das 2. Quartal auf eine Verlangsamung des Konsums hin, aber das starke Wachstum im Finanz-, Energie- und Versorgungssektor hat dazu beigetragen, die Schwäche in anderen Bereichen auszugleichen.