Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

UBS: Anfang September hat die Grossbank eine gross angekündigte Übernahme des amerikanischen Online-Vermögensverwalters Wealthfront überraschend abgeblasen. Zu den Gründen hält sich die UBS bedeckt. Die "Sonntagszeitung" schreibt nun, dass neben den zuletzt rückläufigen Bewertungen von Start-up-Unternehmen und dem ohnehin als zu hoch kritisierten Preis von 1,4 Milliarden US-Dollar auch aufsichtsrechtliche Bedenken eine Rolle gespielt hätten. Laut mehreren Quellen hätten US-Behörden solche Bedenken angemeldet. Die UBS habe eine lange Skandalgeschichte in den USA - vor diesem Hintergrund sei den US-Behörden bei dem Deal offenbar nicht wohl gewesen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf zwei voneinander unabhängigen Quellen. Eine Quelle sagte demnach, die US-Bankenaufsicht habe der UBS zwar kein klares Veto in den Weg gelegt. Allerdings habe die Bankführung keinen ernsthaften Versuch unternommen, die Bedenken aus dem Weg zu räumen. Vielmehr habe sie das Stirnrunzeln der Bankenaufseher offenbar zum Anlass genommen, den ungeliebten Deal wieder zu kippen. "Dem Vernehmen nach" habe die UBS auch keine "Breakup Fee" zahlen müssen, also eine Strafgebühr dafür, dass die Schweizer Grossbank den offiziell angekündigten Deal wieder platzen liess. (SoZ, S.40)

CREDIT SUISSE: Gespräche mit Grossinvestoren über eine mögliche milliardenschwere Kapitalerhöhung, wie spekuliert worden war, soll es einem Medienbericht zufolge nicht gegeben haben. Vor gut einer Woche hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit der Situation vertrauten Personen geschrieben, die Credit Suisse habe bereits vor einigen Wochen damit begonnen, bedeutende Anleger auf eine Kapitalerhöhung einzustimmen. Die "NZZ am Sonntag" schreibt dazu unter Berufung auf Personen, die behaupten, über die Vorgänge informiert zu sein: Es habe vonseiten der Bank im von Reuters kolportierten Zeitraum kein einziges Gespräch eines Verwaltungsrates oder Topmanagers mit einem Grossinvestor über eine weitere Kapitalerhöhung gegeben. "Die Reuters-Meldung war schlichtweg falsch", darauf beharren die Gesprächspartner der Zeitung zufolge. Reuters habe sich auf eine Quelle abgestützt, die falsch informiert habe. Führungskräfte einer Bank hätten klare Regeln für den Umgang mit heiklen Themen, heisst es bei der NZZaS weiter. Will sich ein Mitglied des Verwaltungsrates oder der Geschäftsleitung mit einem Grossinvestor über eine Kapitalerhöhung unterhalten, dürfe er das nicht einfach aufs Tapet bringen - auch nicht in einem persönlichen oder informellen Gespräch. Es müsse von Beginn weg ein Protokoll eingehalten werden. (NZZaS, S.25,27)

MICROSOFT: Das Technologieunternehmen will nächstes Jahr 100 zusätzliche Mitarbeiter in der Schweiz einstellen. Für den Cloud-Bereich sollen künftig 700 statt wie bisher 600 Personen tätig sein, wie Microsoft-Schweiz-Chefin Catrin Hinkel in einem Interview mit der der "Sonntagszeitung" sagt. Die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien für die Standorte Zürich, Bern und Genf vorgesehen. Allerdings spüre das Unternehmen den Fachkräftemangel. Microsoft Schweiz habe deshalb entschieden, junge Menschen selber auszubilden. Als Erklärung, wieso die Schweiz für das Cloud-Geschäft wichtig sei, verwies Hinkel auf die Rechtssicherheit betreffend der Datenhaltung sowie auf die "idealen Bedingungen für Innovationen". (SoZ, S.43; siehe auch separate Meldung)

ARBEITSMARKT: Die Informatikbranche entwickelt sich weiter rasant. Mittlerweile hat dieser Wirtschaftszweig in der Schweiz mehr Angestellte als die Banken. Wie die "Sonntagszeitung" schreibt zählt die Informations- und Kommunikationstechnik laut neuen Zahlen des Bundesamtes für Statistik inzwischen 188'000 Vollzeitstellen. Allein in der Informatik waren es Ende letzten Jahres 110'000 Personen. Bei den Banken sinke dagegen seit Jahren die Zahl der Beschäftigten. Vor zehn Jahren hätten die Banken 108'000 Angestellte gehabt. Im vergangenen Jahr seien es nur noch 90'600 Personen gewesen. Spar- und Konsolidierungspläne sowie Auslagerungen ins Ausland oder an andere Finanzdienstleister seien für den Rückgang verantwortlich. (SoZ, S.42)

SNB: Nach Beendigung der Phase mit negativen Zinsen sieht die Schweizerische Nationalbank die Möglichkeit, dass die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Ausland wieder steigen könnte. Präsident Thomas Jordan sagt in einem Interview mit der "NZZ" auf die Frage, ob die anderen Notenbanken die Zinsen stärker erhöhen werden als die SNB: "Wenn künftig das internationale geldpolitische Umfeld weniger expansiv ist, ist es gut möglich, dass die Zinsunterschiede zwischen dem Ausland und der Schweiz grösser werden, wie dies auch in der Vergangenheit oft der Fall war." Mit Blick auf die Kaufkraftverluste der Bevölkerung - dies bei einem aktuellen Leitzins von 0,5 Prozent und einer Inflation von 3,5 Prozent - und die Frage, wie lange diese Situation andauern könnte, sagt Jordan: "Die SNB gestaltet die monetären Bedingungen, insbesondere ihren Leitzins, so, dass in mittlerer Frist die Preisstabilität gewährleistet ist." (NZZ Samstagausgabe, S.24f.; siehe auch separate Meldung)

INFLATION I: Die steigenden Lebenshaltungskosten bekommen vor allem pensionierte Personen mit tiefen Renten zu spüren. Das schreiben die "Sonntagszeitung" und "Le Matin Dimanche" gestützt auf eine Umfrage der Pro Senectute. Demnach sind in der Schweiz 295'000 Menschen im Pensionsalter von Armut bedroht, namentlich im Tessin. Sie müssen mit einem Einkommen von rund 2500 Franken pro Monat auskommen. Jede siebte Person über 65 Jahre unterschreitet gar die Grenze von 2279 Franken. Dieser Betrag gilt in der Schweiz als Armutsgrenze. Viele Pensionierte könnten sich zwar ein gutes Leben leisten. Jede fünfte ältere Person sei jedoch akut armutsgefährdet oder bereits arm. Pro Senectute erwartet, dass die Altersarmut weiter zunimmt. (SoZ, S.39/"Le Matin Dimanche"; siehe auch separate Meldung)

INFLATION II: Die steigenden Gesundheitskosten haben den Vize-Präsidenten der FDP Schweiz, Philippe Nantermod, zu einer Idee inspiriert. Schweizer Bürgerinnen und Bürger, die in der Nähe einer Grenze wohnen, sollten ihre Medikamente im Ausland kaufen können, wo sie billiger sind, sagt Nantermod gegenüber der Westschweizer Sonntagszeitung "Le Matin Dimanche". Diese Kosten würden von der Krankenversicherung erstattet. So würden die Leute merken, dass die Preise zu hoch sind, sagt der Walliser FDP-Nationalrat. Brigitte Crottaz (SP/VD) entgegnete, dass Gesundheit keine Ware sei. Die Versicherer hingegen begrüssen das Pilotprojekt. Der Sprecher von Santésuisse, Christophe Kaempf, sagt, dass die Patienten im Ausland Generika zum halben Preis kaufen und zu günstigeren Preisen zum Arzt gehen könnten. ("Le Matin Dimanche")

ENERGIE I: Die vom Bundesrat erlassene Vorschrift, dass Wohnungen im Krisenfall nur noch auf maximal 19 Grad geheizt werden dürfen, kollidiert mit einem Urteil des Bundesgerichts, wonach Wohnungen mindestens 20 Grad warm sein sollten. Ansonsten dürfe eine Entschädigung eingefordert werden. Der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft befürchtet, dass zahlreiche Mieterinnen und Mieter vor Gericht klagen werden, weil ihre Wohnungen ungenügend geheizt seien, wie die "Sonntagszeitung" berichtet. Unter Spezialisten ist umstritten, ob die Vermieter auch dann Entschädigungen zahlen müssen, wenn sie die Heizung auf Weisung des Bundesrates heruntergedreht haben. Selbst Juristen von Wirtschaftsminister Guy Parmelin sind sich nicht sicher. (SoZ, S.7; siehe auch separate Meldung)

ENERGIE II: Im kommenden Winter droht nicht nur Gas und Strom knapp zu werden, sondern auch das Heizöl. Es fehle an Lastwagen und Chauffeure, wie die "Sonntagszeitung" schreibt. Der Bund macht sich sorgen, dass Ende Winter viele Öltanks leer sind. Denn viele Hauseigentümer hätten wegen der hohen Ölpreise letzten Sommer ihre Tanks nicht oder nur halb gefüllt. Das könnte sich im Februar oder März 2023 rächen. Wenn Besitzer von Liegenschaften, Betreiber von Notstromaggregaten und Zweistoffanlagen alle auf einmal Öl bräuchten, hätten die Lieferanten zu wenig Kapazität. Laut Rolf Hartl, Präsident der Pflichtlager-Organisation der schweizerischen Mineralölwirtschaft wäre dies jedoch ein absoluter Extremfall. (SoZ, S.9)

ENERGIE III: Nach Ansicht von Bundesrätin Simonetta Sommaruga sollten Personen und Familien mit tiefen Einkommen wegen der steigenden Energiepreise entlastet werden. "Man könnte zum Beispiel bei den Krankenkassenprämien ansetzen und diese für Härtefälle stark verbilligen", sagt sie in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Sie hoffe, dass die Arbeitsgruppe, die der Bundesrat eingesetzt habe, zu ähnlichen Schlüssen komme. Mit Blick auf die vermutlich durch Sabotage verursachten Lecks in den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 sagte die Energieministerin, dass es zu den Ursachen nur Vermutungen gebe. Sollte sich wirklich herausstellen, dass es Sabotage war, wäre dies eine weitere Eskalation im Energiekrieg, den Putin gegen Europa führe. Die Lecks hätten für die Schweiz aber keine unmittelbaren Folgen, weil durch diese Pipelines kein oder kaum mehr Gas komme. (NZZaS, S.10; siehe auch separate Meldung)

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