Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 1. Februar, das Geschäftsergebnis zum vierten Quartal 2021. Zum AWP-Konsens haben insgesamt acht Analysten beigetragen.

Q4 2021E
(in Mio USD)            AWP-Konsens     Q4 20A   Q3 21A  

Geschäftsertrag             8529         8117     9128    
Geschäftsaufwand            6914         6132     6264 
Konzernergebnis              873         1636     2279   

Gewinn vor Steuern          1377         1985     2865  
- GWM                        940         1001     1517     
- Investment Bank            556          542      838    
- P&C Banking                395          352      478     
- Asset Management           247          401      222      
- Group Functions           -176         -163     -178    


2021E (USD)                            2020A 
Dividende je Aktie          0,39        0,37        

FOKUS: Mehr als die Ergebnisse steht am Dienstag das angekündigte Strategie-Update der Grossbank im Fokus. Die Investoren warten bereits länger darauf, nachdem der neue UBS-CEO Ralph Hamers nun schon seit über einem Jahr das Ruder in der Hand hält ohne sich dementsprechend zu äussern. Die Markteilnehmer sind daher umso gespannter, wie es bei der grössten Schweizer Bank konkret weitergehen soll. Unter anderem sollen auch die (bereits übertroffenen) mittelfristigen Finanzziele, welche die Bank Anfang 2020 kommuniziert hat, aktualisiert werden. Bahnbrechendes wird am Markt mehrheitlich jedoch nicht erwartet.

Der neue CEO, der gemeinhin als Digitalisierungsexperte gilt und bei der Retailbank ING in den Niederlanden als Chef bei der Entwicklung neuer Produkte den so genannten agilen Ansatz eingeführt hat, soll bei der UBS die Digitalisierung vorantreiben. Bei dieser Arbeitsweise arbeiten alle Spezialisten aus unterschiedlichen Bereichen in kleinen, flexiblen Teams zusammen.

Erst vergangene Woche wurde in diesem Zusammenhang bekannt, dass die UBS in den USA den digitalen Vermögensverwalter Wealthfront für 1,4 Milliarden Dollar übernimmt. Mit dem Kauf will die UBS jüngere Kunden anlocken. Wealthfront hat Angaben zufolge 470'000 Kunden und über 27 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen.

Derweil ist das Quartalsergebnis wegen des Steuerstreits mit Frankreich mit grosser Unsicherheit behaftet. Unklar ist, ob und falls ja, in welcher Höhe, die UBS im vierten Quartal neue Rückstellungen für den Gerichtsfall gebucht hat. Darüber scheiden sich die Geister unter den Analysten, weshalb deren Gewinnschätzungen auch weit auseinandergehen. Manche Experten berücksichtigen die gesamte vom Gericht geforderte Zahlung, andere gehen von keinen weiteren Absicherungen im vierten Quartal aus. Für den Fall bereits zurückgestellt hat die Bank 450 Millionen Euro. 2014 hatte die UBS in Frankreich zudem eine Kaution von 1,1 Milliarden hinterlegen müssen. Diese wurde damals jedoch nicht als Aufwand verbucht.

Mitte Dezember war die Grossbank auch in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen worden. Der "Cour d'appel" verlangt eine Zahlung von insgesamt 1,8 Milliarden Euro. Darin enthalten ist eine Einziehung von 1 Milliarde Euro und eine zivilrechtliche Schadenersatzzahlung von 800 Millionen. Die Busse wurde derweil auf lediglich 3,75 Millionen Euro gesenkt. Gegen das Urteil legte die UBS erneut Berufung ein.

Mit Blick auf das operative Geschäft ist anzumerken, dass das Weihnachtsquartal wegen der Feiertage üblicherweise schwächer ausfällt. Nach dem starken dritten Quartal hatte die Bank selbst bereits angedeutet, dass es im vierten Quartal zu einer Abschwächung etwa der Kundenaktivität kommen werde. Stichworte sind Inflationsängste, ein negativer Einfluss durch Coronavirus-Varianten sowie Konjunktursorgen. Viele Analysten gehen denn auch von einem Ergebnis unter dem Vorquartal, aber über dem Vorjahreszeitraum aus.

Die hiesige Konkurrenz, die Credit Suisse, berichtete bereits vor einigen Tagen, dass das Geschäft im Schlussquartal wegen eines ungünstigeren Marktumfelds nicht mehr so gut lief. Betroffen waren sowohl das Investment Banking als auch die Vermögensverwaltung und mit Blick auf die Regionen etwa besonders Asien. Von der Verunsicherung der Investoren in der Region könnte auch die UBS betroffen sein, schreibt ein Analyst.

Das passt auch ins Bild von Übersee: US-Banken wie JPMorgan, Citigroup oder Goldman Sachs enttäuschten die Anleger mit den Zahlen zum vierten Quartal, auch wenn die Bilanz des Gesamtjahres sehr positiv ausfiel. Im Schlussquartal 2021 verdienten die grossen Finanzkonzerne deutlich weniger als im Vorjahr.

Besondere Aufmerksamkeit dürfte daher auch Aussagen des UBS-Managements zum Ausblick zuteilwerden. Einige globale Investmentbanken rechnen mit einer Verlangsamung im neuen Jahr. "Aktuell gehen sowohl Konsens als auch wir davon aus, dass die UBS das Ertrags- und Gewinnniveau des durch hohe Transaktionstätigkeit geprägten Jahres 2021 im angelaufenen Jahr nicht ganz verteidigen können wird", heisst es auch in einem Kommentar der ZKB.

Des Weiteren erhoffen sich Analysten mehr Klarheit in Sachen Kapitalrückführung - jetzt, da auch das Urteil vom Berufungsgericht bekannt ist. Nicht wenige Experten gehen vor allem mit Blick auf Aktienrückkäufe davon aus, dass es zu einer positiven Überraschung kommen könnte.

Die Bank legt bei der Ausschüttung von überschüssigem Kapital seit einiger Zeit ein stärkeres Gewicht auf Aktienrückkäufen als auf Bardividenden. Seit Februar 2021 läuft ein Programm, das den Rückkauf von Namenaktien im Umfang von bis zu 4 Milliarden Franken bis 2024 vorsieht. Bis dato (letzter Kauf am 1.12.) wurden im Rahmen dieses Programms 152,6 Millionen Aktien für 2,29 Milliarden Franken zurückgekauft, der Durchschnittpreis lag bei 15,03 Franken. Ausserhalb dieses Programms hat die UBS 2021 weitere knapp 33 Millionen Aktien für 501 Millionen zurückgekauft (Durchschnittspreis: 15,29 Fr.). Für das Geschäftsjahr 2020 zahlte die UBS eine Dividende von 0,37 Dollar je Aktie.

ZIELE: Die aktuellen Ziele gelten im Prinzip bis 2022, dürften aber mit dem Strategieupdate angepasst oder neu formuliert werden:

. Rendite auf hartem Kernkapital (RoCET1)
  12-15% (Q3: 20,8%)
  
. Kosteneffizienz: 
  - Positive Operating Leverage
  - Cost-Income-Ratio 75-78% (Q3: 68,7%)

. Kapitalquoten:
  - Harte CET1-Kernkapitalquote von rund 13% (Q3: 14,9%)
  - CET1 Leverage Ratio von über 3,7% (Q3: 4,31%)

. Global Wealth Management (GWM):
  Wachstum Vorsteuergewinn über den gesamten Zyklus 10-15%

PRO MEMORIA:

RECHTSFÄLLE: Neben dem Fall in Frankreich wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil in den USA im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken aus der Zeit der Finanzkrise (RMBS-Papiere). Die US-Regierung hatte sich in ihrer Klage vom November 2018 nicht auf eine Entschädigungssumme festgelegt, allerdings erklärt, dass Investoren "viele Milliarden Dollar" verloren hätten.

Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art. Zahlreiche andere grosse Banken in den USA und Europa - unter anderem die Credit Suisse - haben ähnliche Verfahren bereits beigelegt. Analysten rechnen mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden Dollar. Insgesamt waren bei der Bank Ende September 2021 rund 2 Milliarden US-Dollar für Rechtsfälle, regulatorische Angelegenheiten und ähnliches zurückgestellt.

MANAGEMENT: Im kommenden Frühjahr kommt es zu zwei prominenten Wechseln sowohl im strategischen als auch im operativen Management der Bank. An der Generalversammlung am 6. April soll der Ire Colm Kelleher zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt werden und damit Axel Weber ablösen. Weber erreicht dann mit zehn Jahren die maximal zulässige Amtszeit.

Kelleher arbeitete 30 Jahre bei der US-Investmentbank Morgan Stanley. Mit der neuen Besetzung wird sowohl das Amt des CEO als auch das des Verwaltungsratspräsidenten der grössten Schweizer Bank von einem Ausländer bekleidet. Bisher galt es als ungeschriebene Regel, dass mindestens ein Posten von einem Schweizer ausgeübt wird.

Zudem wird Anfang März Sarah Youngwood neue Finanzchefin und folgt damit auf ihren Landsmann Kirt Gardner, der das Unternehmen verlässt. Die US-Amerikanerin kommt von JPMorgan und ist seit über 20 Jahren für die US-Bank tätig.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie kostet aktuell 16,79 Franken (Stand Freitag 13.15 Uhr) und notiert damit rund 2 Prozent über dem Stand von Ende 2021 (SMI -6,7%). Damit konnten die Titel sich im Zuge des jüngsten Ausverkaufs am Gesamtmarkt gegen den Trend relativ gut halten. Die Aktien kennen seit fast zwei Jahren fast nur noch eine Richtung, nämlich nach oben. Am 13. Januar markierten sie ein neues Mehrjahreshoch bei 18,00 Franken - das ist der höchste Stand seit Februar 2018.

Homepage: www.ubs.com

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