Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 26. Juli, das Geschäftsergebnis zum zweiten Quartal 2022. Zum AWP-Konsens haben insgesamt vier Analysten beigetragen.

Q2 2022E
(in Mio USD)            AWP-Konsens    Bandbreite   Q2 2021A   Schätzungen

Geschäftsertrag             9004      8580 - 9306      8976        4
Geschäftsaufwand            6372      6295 - 6493      6384        3
Konzernergebnis             2284      2357 - 2404      2006        3

FOKUS: Analysten rechnen für die Grossbank UBS mit einem weiteren soliden Quartal. Allerdings dürfte auch diese nicht von dem sich eintrübenden Marktumfeld unbehelligt gewesen sein. "Wir erwarten, dass auch die UBS sich nicht vor den Marktverwerfungen verstecken konnte, trotz des widrigen Umfeldes jedoch ihre Strategie konsequent fortsetzen konnte", heisst es etwa bei der ZKB.

Im wichtigen Vermögensverwaltungsgeschäft dürften die Vermögen vom weiteren Rücksetzer an den Aktienmärkten im zweiten Quartal belastet worden sein. Auch muss sich zeigen, wie stark der Risikoappetit der Kunden im Berichtszeitraum gelitten hat und wie stark die Margen unter Druck geraten sind. Die sich eintrübende Konjunktur hat auch nicht Halt vor dem Beratungsgeschäft gemacht, was sich auch bei der UBS im Investment Banking bemerkbar gemacht haben dürfte.

Einige grosse US-Institute haben bereits ihre Ergebnisse zum zweiten Quartal vorgelegt. Dort zeigte sich ein gemischtes Bild. Die Häuser wappnen sich allesamt für eine Rezession und erhöhten die Rückstellungen für Kreditausfälle, die bei einem stärkeren Wirtschaftsabschwung drohen. Die grösste US-Bank JPMorgan setzte gar erst im April angekündigte milliardenschwere Aktienrückkäufe vorerst wieder aus. Die Gewinne der Banken sind daraufhin massiv eingebrochen. Teilweise schnitten sie jedoch dennoch besser ab als am Markt erwartet.

Und operativ lief es gar nicht schlecht. Kreditvergabe und Zinsüberschuss etwa legten zu, und auch das Handelsgeschäft mit Aktien und Anleihen florierte. Im Investment Banking harzte es allerdings weiterhin. Börsengänge und Fusionen, an denen Banken über Gebühren verdienen, waren angesichts der nervösen Finanzmärkte auch im vergangenen Quartal eher rar.

Wie stark das auch die UBS ausgebremst haben könnte, muss sich zeigen. Im ersten Quartal hatte die Schweizer Bank den Markt überrascht und sich dem allgemeinem Trend entzogen und sich von der US-Konkurrenz abgehoben. Die Erwartungen der Analysten wurden massiv übertroffen: Experten waren für das erste Quartal von einem deutlichem Gewinnrückgang zum Vorjahr ausgegangen; die UBS erzielte allerdings das beste Quartalergebnis seit der Finanzkrise.

Auch ein Vergleich mit der hiesigen Wettbewerberin Credit Suisse führt aktuell nicht weit. Zum einen wird die kleinere Grossbank erst einen Tag nach der UBS, am Mittwoch, Resultate zum zweiten Quartal vorlegen. Obschon sie bereits einen weiteren Verlust in Aussicht gestellt hat. Begründet wurde dies vor allem mit einer schlechten Performance im Investment Banking. Und mit Blick auf die Regionen harzte es offenbar besonders in Asien. Die von Skandalen gebeutelte CS hat zurzeit aber eher mit ihren unternehmensinternen Problemen am Kämpfen.

Das UBS-Management selbst äusserte sich zuletzt vor circa zwei Monaten zum Geschäftsgang. CEO Ralph Hamers sagte am WEF in Davos, dass auch die Kunden des grössten Vermögensverwalters der Welt angesichts der unsicheren Lage an den Finanzmärkten zurückhaltender geworden seien. Sie hätten sich zwar nicht ganz zurückgezogen, sich aber an die Seitenlinie begeben. "Die Kunden warten ab und schauen, wie sich das Marktumfeld entwickelt."

Bereits bei der Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal Ende April hatte sich die Bank mit Blick in die Zukunft zurückhaltend gegeben. Sie verwies damals schon auf eine gestiegene Unsicherheit und viele Fragezeichen bezüglich der weiteren Konjunkturentwicklung.

Besonders im Fokus werden daher am Dienstag Aussagen mit Blick in die Zukunft sein - im aktuellen Umfeld mit den grossen Unwägbarkeiten; die Stichworte sind der weitere Verlauf der Konjunktur, Inflation, Zinserhöhungen, Ukraine-Krieg. Besonders eine schwächer als erwartete Wirtschaftsleistung in den USA könnte die UBS treffen, heisst es etwa bei JPMorgan.

Es stellt sich die Frage, ob die Bank ihre Mittelfristziele bestätigen kann und auch ihre Pläne zur Kapitalrückführung. Seit Ende März 2022 läuft ein Programm, das den Rückkauf von Namenaktien im Umfang von bis zu 6 Milliarden US-Dollar bis 2024 vorsieht. Bis dato (letzter Kauf am 15. Juli) wurden im Rahmen dieses Programms bereits 111,8 Millionen Aktien für 1,87 Milliarden Franken zurückgekauft, der Durchschnittpreis lag bei 16,70 Franken.

Die meisten Experten sehen die Rückkäufe angesichts der soliden Kapitalisierung denn auch nicht in Gefahr. Andere befürchten, dass es für die UBS im kommenden Jahr schwieriger werden könnte, das Aktienrückkaufprogramm im gleichen Ausmass beizubehalten.

Im Asset Management hat, wie bereits bekannt, ein Verkauf einen ausserordentlichen Gewinn von rund 900 Millionen Dollar in die Kassen gespült. Veräussert wurde im April der Anteil an einem japanischen Immobilien-Joint-Venture zwischen UBS Realty Inc und Mitsubishi Corp.

ZIELE: Die UBS hat Anfang Februar 2022 anlässlich der Zahlenvorlage zum Geschäftsjahr 2021 ihre Mittelfristziele angepasst und nach dem ersten Quartal bestätigt. Sie lauten wie folgt:

. Rendite auf hartem Kernkapital (RoCET1)
  15-18% (Q1: 19,0%)
  
. Kosteneffizienz: 
  - Cost-Income-Ratio 70-73% (Q1: 70,7%)

. Global Wealth Management (GWM):
  - Wachstum Vorsteuergewinn über den gesamten Zyklus 10-15%
  - Wachstum Nettoneugeldzufluss >5%
  
. Verwaltete Vermögen GWM, AM, P&C 
  >6 Bio USD (Ende März: 4,4 Bio)

. Kapitalquoten:
  - Harte CET1-Kernkapitalquote von rund 13% (Q1: 14,3%)
  - CET1 Leverage Ratio von über 3,7% (Q1: 4,16%)

PRO MEMORIA:

MANAGEMENT: Die UBS hat in der vergangenen Woche Iqbal Khan zum alleinigen Chef der Vermögensverwaltung ernannt. Co-Leiter Tom Naratil, der seit rund 40 Jahren bei der UBS tätig ist, verlässt die Grossbank Anfang Oktober. Khan war 2019 von der Konkurrentin Credit Suisse zur UBS gekommen. Der Wechsel hatte damals wegen der "Spionageaffäre" viel Staub aufgewirbelt, was schlussendlich zum Rücktritt des damaligen Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam geführt hatte.

Als Nachfolgerin für Naratil als Leiter der Region "Americas" ernannte die UBS zudem Naureen Hassan. Sie war zuletzt bei der Federal Reserve Bank of New York First Vice President und Chief Operating Officer und damit die Nummer 2 einer der bedeutendsten Regionalbanken im Fed. Ausserdem diente sie auch als alternierendes stimmberechtigtes Mitglied des Federal Open Market Committee (FOMC) der US-Notenbank.

RECHTSFÄLLE: Die UBS hat es immer wieder mit Rechtsstreitigkeiten zu tun. Im Steuerstreit mit Frankreich steht ein endgültiges Urteil noch aus. Nach einer Niederlage vor Gericht im Februar 2019 wurde die Bank im Dezember 2021 auch in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen worden. Das Gericht verlangt eine Zahlung von insgesamt 1,8 Milliarden Euro, wogegen die UBS erneut Berufung eingelegt hat.

Neben dem Fall in Frankreich wartet die Bank zudem noch auf ein Urteil in den USA im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken aus der Zeit der Finanzkrise (RMBS-Papiere). Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art. Zahlreiche andere grosse Banken in den USA und Europa - unter anderem die CS - haben ähnliche Verfahren bereits beigelegt. Analysten rechnen mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden Dollar. Insgesamt waren bei der Bank Ende März rund 2,8 Milliarden Dollar für Rechtsfälle, regulatorische Angelegenheiten und ähnliches zurückgestellt.

AKTIONARIAT: Laut einem Medienbericht soll sich die UBS-Führung in den vergangenen Monaten mit einer Reihe von einflussreichen US-Fondsmanagern getroffen haben und für eine Aufstockung der Beteiligung geworben haben. Ende Juni schrieb die "Financial Times" unter Berufung auf Insider, der neue Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher und CEO Hamers wollen US-Investmentgesellschaften wie Capital Group, T Rowe Price, Wellington und Fidelity davon überzeugen, dass es sich bei der UBS um eine globale Bank und nicht um eine europäische Institution handelt. Der Verwaltungsrat sei nämlich frustriert darüber, dass der weltgrösste Vermögensverwalter mit einem Abschlag zu den Wall-Street-Banken gehandelt wird. Er sei der Ansicht, dass die Marktkapitalisierung das Doppelte des Buchwerts betragen könnte, hiess es in dem Bericht. Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab.

NEGATIVZINSEN: Nach dem die SNB den Leitzins Mitte Juni deutlich um 0,50 Prozentpunkte auf -0,25 Prozent angehoben hat, passte die UBS per 1. Juli die Guthabengebühren für Franken-Konten entsprechend an. Für Privatkunden mit einem Guthaben ab 250'000 Franken sanken diese auf -0,25 Prozent von -0,75 Prozent. Abhängig vom Kredit- und Anlagegeschäft wird aber ein Freibetrag bis zu 1 Million gewährt. Bei Unternehmen und institutionellen Kunden gelten individuelle Gebühren.

ATKIENKURS: Die UBS-Aktie kostet rund 16 Franken (Stand Freitag 14.40 Uhr) und notiert damit knapp 3 Prozent unter dem Stand von Ende 2021. Damit können sich die Titel im Vergleich zum Gesamtmarkt gut (SMI: -13%), im Vergleich zu CS sehr gut halten (-40%). Den Rücksetzer von Ende Februar/Anfang März mit Beginn des Ukraine-Kriegs haben UBS aber nicht wieder ganz wettmachen können. Zuvor - am 10. Februar - hatten die Titel ein neues Mehrjahreshoch bei 19,90 Franken markiert.

Homepage: www.ubs.com

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