(neu: Aktualisiert.)

ROM/BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem Ausbruch einer Coronavirus-Epidemie in Italien will sich Deutschland mit anderen europäischen Staaten absprechen. Am Dienstagnachmittag wollte sich Gesundheitsminister Jens Spahn in Rom mit Amtskollegen aus Italien, Österreich, Slowenien, der Schweiz, Kroatien, Frankreich und EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides treffen. Erwartet wird, dass die Minister beraten, wie sie auf die Ausbreitung von Sars-CoV-2 reagieren. Spahn hatte am Montag gesagt, ein Virus mache an Landesgrenzen nicht halt. In China und Südkorea stieg die Zahl der neuen Infektionsnachweise wieder stark an.

In Italien sind nach Behördenangaben bis zum frühen Montagabend mindestens sieben Infizierte gestorben - alle hatten demnach Vorerkrankungen. Die Zahl der Infektionsnachweise stieg trotz drastischer Maßnahmen wie Sperrzonen auf mehr als 220, wie Zivilschutzchef Angelo Borrelli am Abend in Rom sagte. Mehr als 25 Menschen seien auf der Intensivstation.

"Die Corona-Epidemie ist als Epidemie in Europa angekommen", sagte CDU-Politiker Spahn am Montag in Berlin. "Deshalb müssen wir damit rechnen, dass sie sich auch in Deutschland ausbreiten kann." Die Bundesregierung plant derzeit keine Grenzschließungen. Entsprechende Überlegungen gebe es im Bundesinnenministerium nicht, sagte ein Ressortsprecher am Montag.

Italien ist aktuell mit Abstand das Land mit den meisten erfassten Fällen in Europa. In der besonders schwer betroffenen Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt. Dort kontrollieren Sicherheitskräfte, wer rein und raus darf.

Spahn sagte auf die Frage, ob auch in Deutschland ganze Städte abgeriegelt werden könnten, theoretisch sei vieles denkbar. Notwendig sei so ein Schritt nicht.

In Italien traf am Montag ein Team von Experten des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Weltgesundheitsorganisation WHO ein. Die WHO wies darauf hin, dass laut aktuellen Daten bei vier von fünf Infizierten nur leichte oder gar keine Symptome auftreten.

Die Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus ist nach einer neuen ECDC-Einschätzung für Europäer derzeit "niedrig bis moderat". Als "moderat bis hoch" schätzt das Zentrum das Risiko ein, dass sich Fälle wie derzeit in Italien auch anderswo häufen.

In China bleibt die Lage angespannt. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Dienstag mitteilte, kamen weitere 71 Menschen ums Leben. Die Gesamtzahl der Opfer in China stieg damit auf 2663. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen kletterte um 508 auf 77 658. Seit einer neuerlichen Änderung der Zählweise vor knapp einer Woche hat sich der tägliche Anstieg der neuen Infektionen in China deutlich reduziert. Auch konzentrieren sich die Fälle auf die zentralchinesische Provinz Hubei. Beides wird von amtlichen Stellen zitiert, wenn dazu aufgerufen wird, an anderen Orten im Land zur Normalität zurückzukehren und die Produktion wieder aufzunehmen. Experten gehen allerdings weiter von einer hohen Dunkelziffer aus.

Die Zahl der Infizierten in Südkorea ist erneut stark gestiegen. Über die Nacht zum Dienstag seien 60 neue Fälle hinzugekommen, teilten die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention mit. Damit sind in dem Land bisher 893 Infektionen nachgewiesen worden. Auch wurde ein weiterer Todesfall in Verbindung mit der Lungenkrankheit Covid-19, die von Sars-CoV-2 ausgelöst wird, gemeldet. Die Zahl kletterte damit auf acht.

Südkorea und die USA erwägen wegen dem neuen Coronavirus eine Reduzierung gemeinsamer Manöver. Es werde derzeit darüber beraten, sagte Pentagonchef Mark Esper am Montag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz mit dem südkoreanischen Verteidigungsminister Jeong Kyeong Doo in Washington. "Ich bin sicher, dass wir weiterhin voll und ganz bereit sein werden, allen Bedrohungen zu begegnen, denen wir uns gemeinsam gegenüber sehen werden." Jeong sagte, in den südkoreanischen Streitkräften seien bislang 13 Soldaten mit dem neuen Coronavirus diagnostiziert worden./cha/DP/men