BRÜSSEL (dpa-AFX) - In der Coronavirus-Krise kommt Bewegung in die bisher fast aussichtslose Regierungsbildung in Belgien. Vertreter der wichtigsten Parteien, die sich seit der Parlamentswahl im Mai 2019 nicht einigen konnten, berieten bis zum frühen Sonntagmorgen über die Bildung einer Notregierung, wie die Nachrichtenagentur Belga meldete. Die Gespräche sollen an diesem Sonntag fortgesetzt werden.

Das Land hat seit einem Koalitionsbruch im Herbst 2018 eine Übergangsregierung ohne Parlamentsmehrheit. Daran hat auch die Wahl vom 26. Mai 2019 nichts geändert, die die politischen Ränder gestärkt und das Parlament weiter zersplittert hat. Die amtierende liberale Ministerpräsidentin Sophie Wilmès kann sich nur auf 38 der 150 Abgeordneten im Parlament stützen und deshalb keine wirksamen Haushaltsentscheidungen treffen.

Experten sagen schon seit der Wahl, dass ohne Zusammenarbeit der französischsprachigen Sozialisten und der flämische Nationalisten N-VA keine stabile Regierung zustande kommen würde. Bisher scheiterten alle Einigungsversuche. Doch nun suchen die sozialistischen und liberalen Parteien, die N-VA und die flämischen Christdemokraten CD&V einen Konsens, wie Belga meldete.

N-VA-Chef Bart De Wever hatte am Samstag die Gründung einer Übergangsregierung für ein Jahr vorgeschlagen, um die Coronavirus-Pandemie und die erwartete Rezession zu bewältigen. Die französischsprachigen Sozialisten stellten daraufhin klar, dass sie angesichts der Krise die Regierungschefin Wilmès im Amt halten wollen. Am Montag sollen die derzeit mit Sondierungen beauftragten liberalen Parteivertreter Patrick Dewael und Sabine Laruelle König Philippe Bericht erstatten./vsr/DP/zb