Luzern (awp) - Die Schliessung von Bars und Restaurants in der Schweiz trifft den Brauereibetrieb Heineken Schweiz stark. Der Bierverkauf über den Detailhandel habe zwar in der Krise zugenommen. "Das kompensiert aber in keinster Weise den Verlust, den wir in der Gastronomie erleben", sagte Heineken-Schweiz-Chef Bart De Keninck gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Das erste Quartal 2020 hat für Heineken Schweiz eigentlich erfreulich begonnen, sagte De Keninck weiter: "Bis zum Beginn der Krise lagen unsere Zahlen in beiden Geschäftsbereichen, Detailhandel und Gastronomie, deutlich über Vorjahr."

Mit der Schliessung der Gastronomiebetriebe seien jedoch auch die Umsätze von Heineken stark zurückgegangen. Das Unternehmen verkauft rund die Hälfte seiner Biere an Restaurants und Bars. "Wenn also plötzlich die Gastronomie zusammenbricht, fallen von einem Tag auf den anderen die Hälfte unserer Umsätze weg", so De Keninck.

Genaue Zahlen nennt Heineken Schweiz nicht. Am Mittwoch hatte allerdings der Mutterkonzern Heineken N.V. in den Niederlanden seine Quartalszahlen bekanntgegeben. Die zweitgrösste Brauereigruppe Europas verzeichnete in den ersten drei Monaten 2020 gegenüber dem Vorjahr einen Gewinneinbruch um fast 60 Prozent auf 94 Millionen Euro. Der Vorstand rechnet mit noch stärkeren Auswirkungen im zweiten Quartal.

Hilfe für die Gastronomie

"Das zweite Quartal wird natürlich schwierig", sagte denn auch De Keninck mit Blick auf den Schweizer Markt. In der Zwischenzeit leisten zwei Drittel seiner Angestellten Kurzarbeit oder sind im Homeoffice. Die Brauerei beschäftigt in der Schweiz zusammen mit den Tochtergesellschaften 700 Mitarbeitende.

Noch schwieriger ist die Situation für die Kunden, die Gastronomen. Heineken habe deshalb Massnahmen getroffen: "Wir haben beispielsweise Bonuszahlungen vorgezogen, um sie zu unterstützen." Solche Zahlungen erhalten Betriebe, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes eine gewisse Menge an Bier des Unternehmens, dazu gehört nebst Heineken zum Beispiel auch Calanda, Haldengut oder Ittinger, verkauft haben.

Zudem beteiligt sich Heineken zusammen mit anderen Betrieben und Organisationen wie dem Schweizer Brauerei-Verband, Gastrosuisse, Coca Cola oder Unilever an der Plattform Helpgastro. Dort können sich Restaurants oder Bars anmelden und über die Webseite Gutscheine verkaufen. "Diese Verkäufe können ihnen helfen, ihre Liquiditätsprobleme zu überbrücken", erklärte De Keninck. Das wichtigste im Moment sei für die Restaurants der Cashflow.

Durchdachte Rückkehr gefordert

De Keninck hofft, dass der Bund in den kommenden Wochen eine schrittweise Wiedereröffnung der Gastronomielokale erlaubt. "Es geht allerdings nicht nur darum, alles möglichst schnell wieder zu öffnen."

Am Ende müsse die Wiedereröffnung vor allem gut funktionieren. "Wenn unsere Kunden öffnen, aber die Hygienevorschriften nicht einhalten können und darum keine Gäste kommen, ist eine Öffnung sinnlos", sagte de Keninck. Es sei wichtig, die richtige Balance zu finden zwischen einer möglichst schnellen und möglichst durchdachten Rückkehr zum Normalbetrieb.

Bis es wirklich soweit ist, trinken die Leute vermehrt Bier zuhause. Der gesamte Bierabsatz im Detailhandel hat gemäss De Keninck in den letzten Wochen zugenommen. Zudem kaufen die Konsumenten häufiger online ein, das zeige sich auch bei den Bierverkäufen.

"Wir haben festgestellt, dass die Leute auch vermehrt grössere Packungen Bier kaufen, statt einzelne Dosen", so De Keninck. Das hänge damit zusammen, dass sie eher in grösseren Läden einkaufen und das Bier beispielsweise nicht direkt nach dem Einkauf mit Freunden am See trinken, sondern erst später zuhause.

tv/mk