BERLIN (dpa-AFX) - Das digitale Berliner Medien-Startup Media Pioneer des Journalisten Gabor Steingart startet ein Mitgliederkonzept mit Bezahlmodell. Steingarts "Morning-Briefing"-Newsletter soll weiterhin kostenlos bleiben. Die "Pioneer-Mitgliedschaft" beginne zusammen mit einem neuen werktäglichen Newsletter "Hauptstadt Briefing" von Chefredakteur Michael Bröcker und dessen Stellvertreter Gordon Repinski, teilte das Unternehmen am Montag mit. Über einen Monatsbeitrag bekommen Nutzer Zugriff zu allen digitalen Inhalten wie Briefings, Podcasts, Live-Streams und Infografiken sowie einen exklusiven Zugang zum Redaktionsschiff "ThePioneer One".

Steingarts "Morning Briefing" bleibt weiterhin kostenlos. Das habe man den Leserinnen und Lesern versprochen, sagte Steingart der Deutschen Presse-Agentur und führte als weitere Begründung für den weiterhin kostenlosen Newsletter an: "Weil es unser reichweitenstärkster Kanal ist." Man habe so einen Zugang zu einer Zielgruppe, der jeden Tag wachse. "Und den ich jetzt mit einem Bezahlvorgang nicht versperren möchte." Ob das für ewig so bleibe, werde man sehen, ergänzte Steingart.

Alle journalistischen Formate sollen nach Unternehmensangaben auch künftig werbefrei bleiben und werden unter der Dachmarke "ThePioneer" gebündelt. Dazu wurde auch eine gleichnamige Webseite eingerichtet.

Ein Schiff als Sitz für die Redaktion befindet sich bereits auf dem Weg aus Nordrhein-Westfalen, wo es gefertigt wurde, nach Berlin. Ab 18. Mai werde das Schiff dann täglich auf der Spree im Berliner Regierungsviertel unterwegs sein, hieß es in der Mitteilung weiter. Nach den Corona-Einschränkungen soll es mit Veranstaltungen dann auch den Mitgliedern offen stehen. Zu den geplanten Interviewgästen auf dem Weg des Redaktionsschiffes nach Berlin zählen die Henkel-Aufsichtsratsvorsitzende Simone Bagel-Trah in Düsseldorf, die "Fridays-for-Future"-Aktivistin Carla Reemtsma in Münster, der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) in Hannover und VW-Konzernchef Herbert Diess in Wolfsburg.

Auf die Frage, wie groß die Redaktion auf dem Schiff künftig sein werde, sagte Steingart der dpa, das hänge vom Erfolg des Unternehmens ab. "Wir wollen die größte und relevanteste Hauptstadtredaktion werden - in welchem Zeitraum, werden wir sehen. Das hängt vom Zuspruch der Leser und Hörerinnen und vom Erlösmodell ab."

Neben dem Schiff bleibt der bisherige Standort des Startups in Berlin-Charlottenburg erhalten. Laut Mitteilung sagte Steingart über das Schiff: "Das erste Redaktionsschiff der Welt, "ThePioneer One", verkörpert unsere Ambition auf demokratische Machtkontrolle. Deshalb patrouillieren wir im Regierungsviertel."

Bekannt ist Steingarts Unternehmen Media Pioneer vor allem für seinen täglichen Newsletter "Morning Briefing" und den dazugehörigen Podcast. Steingart und das Management halten die Mehrheit der Unternehmensanteile, rund ein Drittel zudem der Medienkonzern Axel Springer. Ein weiterer Teil der Anteile soll nach Firmenangaben nach der Umwandlung der GmbH in eine AG Lesern und Hörern zum Kauf angeboten werden.

Derzeit werde eine Bewertung der Firma durchgeführt, aufgrund derer dann die Preisfestsetzung erfolge, sagte Steingart der dpa. Zehn Prozent von Media Pioneer werde Lesern und Leserinnen zum Kauf angeboten. Auf die Frage, ob noch in diesem Jahr Hörer und Leser Anteile erwerben könnten, sagte er: "Das wird so sein."

Teil des journalistischen Konzepts ist nach Firmenangaben auch, dass Mitglieder "mit besonderem Fachwissen" eine Plattform erhalten sollen, um als Experte Beiträge veröffentlichen zu können. Steingart erläuterte dazu der dpa, es brauche ein gutes Verfahren, das transparent mache, woher ein Experte komme und welche Interessen er möglicherweise habe. "Wir wollen diesen vielen Experten aus Wirtschaft und Verwaltung und Wissenschaft eine Stimme geben, ich glaube, dass da tatsächlich eine noch unentdeckte Facette des Journalismus liegt."/rin/DP/stk