Frankfurt (Reuters) - Der Reisekonzern TUI will wegen des Protests der Bevölkerung auf den Kanarischen Inseln gegen Massentourismus dort in Wohnraum statt in neue Hotels investieren.

"Wir haben angeboten, Wohnraum zu bauen für Mitarbeiter und andere - wir haben das Thema proaktiv aufgenommen", sagte TUI-Chef Sebastian Ebel am Mittwoch. Auf den Ferieninseln hatten Einheimischen demonstriert, die sich über unbezahlbaren, knappen Wohnraum, hohe Lebenshaltungskosten und zu dichten Straßenverkehr beschweren.

"Das ist für uns ein sehr wichtiges Thema, aufzuklären", sagte Ebel. Er wolle die Problematik nicht verharmlosen, auch wenn das mediale Echo in Deutschland und Großbritannien unverhältnismäßig stark sei. Ursache für die Verteuerung von Wohnraum ist nach seiner Auffassung, dass viele Ausländer sich auf den Kanaren Immobilien gekauft haben und zu viele Wohnungen an Urlauber vermietet werden. Die Pauschalreisenden seien nicht der Grund für die Probleme. Allerdings werde TUI auf den Kanaren nicht in neue Hotels investieren.

Der TUI-Chef sieht in erster Linie aber die Verantwortung bei der Politik in Spanien. "Es liegt nicht an uns zu sagen, wie viele Kunden eine Destination verträgt, das ist Aufgabe der Politik." Dubrovnik, wo unter anderem die Zahl der Kreuzfahrtschiffe und Busse begrenzt wurde, nannte Ebel als Beispiel, wie die Politik handeln kann. In Spanien ist ein Gesetz in Arbeit, das kurzzeitiges Vermieten von Wohnraum begrenzt. In Reaktion auf die Proteste versprach die Inselregierung, gegen ausufernden Hotelneubau vorzugehen.

Auch Mallorca oder Ibiza werden im Sommer vollgepackt sein mit Urlaubern. "Wir könnten an Kapazitätsgrenzen auf den Balearen kommen", sagte Ebel. Der Reiseriese habe noch genug Offerten in anderen, weniger überlaufenen Urlaubsländern wie der Türkei oder Ägypten. Die Buchungen für die Sommersaison seien mit einem Plus von fünf Prozent vielversprechend. Derzeit sind wie im Vorjahr zu dieser Zeit 60 Prozent des Programms verkauft.

PREISANSTIEG LÄSST NACH

Die Durchschnittspreise liegen vier Prozent über Vorjahr. Nach überproportionalem starkem Anstieg in der ersten Zeit nach Ende der Corona-Krise nähere sich die Preisentwicklung der nachlassenden Inflationsrate an, sagte Ebel. Dass sich Menschen Reisen nicht mehr leisten könnten, beobachte TUI aber nicht. Es gebe nach wie vor günstige Urlaubsziele. Dass die Luft nach oben bei den Preisen ausgeht, spüren auch Airlines. So erklärte der Billigflieger Ryanair trotz knapper Flugzeugkapazitäten könnten die Ticketpreise im Sommer maximal um fünf Prozent steigen statt zuvor erwarteter fünf bis zehn Prozent.

TUI markierte dank hoher Nachfrage im Winter im zweiten Quartal des Geschäftsjahres einen Rekord beim Umsatz und verbesserte das Ergebnis deutlich. Von Januar bis März stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 500 Millionen Euro auf 3,65 Milliarden Euro. Der bereinigte Betriebsverlust im saisonal schwachen Auftaktquartal lag mit 189 Millionen Euro rund ein Fünftel unter dem Vorjahresergebnis.

Der weltweit größte Reisekonzern bekräftigte seine Jahresziele: Der Umsatz soll mindestens um zehn Prozent auf etwa 23 Milliarden Euro zulegen, das bereinigte Betriebsergebnis sogar um mindestens 25 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr erwartet der Reiseveranstalter mindestens so viele Kunden wie vor der Corona-Pandemie 2019.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)