Das bereinigte Ergebnis (Ebita) im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 sei um rund ein Viertel auf 893 Millionen Euro gesunken, sagte TUI-Chef Fritz Joussen am Mittwoch. Ohne das Flugverbot hätte der Gewinn auf Vorjahresniveau gelegen - "dem besten Ergebnis in der Unternehmensgeschichte". Der Konzern profitierte von der Pleite seines größten Konkurrenten Thomas Cook und sprach von einem "erheblichen Zulauf an neuen Kunden". Anleger müssen sich allerdings künftig auf geringere Dividenden einstellen. Denn das Management will stattdessen verstärkt investieren - etwa in das Digitalgeschäft und in Hotels.

Das seit März bestehende Flugverbot der 737 MAX führte bei TUI zu Belastungen von 293 Millionen Euro. Nach zwei Abstürzen des Boeing-Modells mit Hunderten Toten müssen die Maschinen am Boden bleiben. Sollten die Flugzeuge bis Ende April 2020 fliegen können, rechnet Joussen mit zusätzlichen Kosten von etwa 130 Millionen Euro. Bei einem Flugverbot bis Ende September 2020 kämen weitere Kosten von rund 220 bis 270 Millionen Euro hinzu.

Für 2020 peilt Joussen einen Anstieg des bereinigten operativen Gewinns (Ebit) auf 950 Millionen bis 1,05 Milliarden Euro an. Mögliche Entschädigungen von Boeing seien darin noch nicht enthalten und könnten auch nicht beziffert werden.

Der Manager kündigte zudem an, dass der Konzernumbau weiter gehe. "Die zweite Stufe zum Digitalunternehmen wird das Unternehmen deutlich verändern, stärker als die letzten fünf Jahre vom traditionellen Reiseveranstalter zum hochprofitablen Hotel- und Kreuzfahrtkonzern." Strategie, Investitionen und eine angepasste Dividendenpolitik seien darauf ausgerichtet.

Ab dem kommenden Jahr will Joussen 30 bis 40 Prozent des bereinigten Überschusses an die Aktionäre ausschütten, mindestens aber 0,35 Euro je Aktie. Für 2019 schlägt das Management 0,54 Euro je Aktie vor, nach 0,72 Euro für 2018. Bislang orientierte sich die Dividende am Wachstum des bereinigten operativen Gewinns (Ebita).

Zur Investorensuche der Airline Condor und einem möglichen Interesse TUIs gab sich Joussen schmallippig. "Wir sind ein aktiver Beobachter. Ich schließe nie etwas aus." Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, große Reiseveranstalter könnten zusammen mit anderen Partnern wie Airlines bei dem Ferienflieger Condor einsteigen.

Die TUI-Buchungen lagen für den Winter insgesamt vier Prozent im Plus - mit einem Anstieg der Durchschnittspreise um sechs Prozent - und für den Sommer für den britischen Markt 18 Prozent im Plus. Wegen der Thomas-Cook-Pleite wollen die Hannoveraner ihre Kapazitäten hochfahren: In der Wintersaison um zwei Prozent und im Sommer sogar um 14 Prozent.