Wir verweisen hier auf unsere Aktienempfehlung zu Thor Industries und ziehen im Folgenden einen Vergleich zwischen beiden:

Das finanzielle und operative Profil von Trigano ist dem von Thor Industries recht ähnlich. Wie Thor weist auch Trigano eine makellose Bilanz in Hinblick auf Management und Wertschöpfung auf: Gut geführt, schuldenfrei und solide profitabel, erwirtschaftet Trigano jedes Jahr Gewinne und generiert dank seines wenig kapitalintensiven Geschäftsmodells erhebliche Free Cashflows (Cash-Gewinne). 

Chart Trigano

Die Produktionskette greift bei beiden bestens ineinander: Zunächst werden die verschiedenen Komponenten an Subunternehmer vergeben. Trigano kümmert sich anschließend „nur“ um den Zusammenbau, der wiederum keine teuren Sachanlagen oder hochqualifizierten Arbeitskräfte erfordert. Gleichzeitig kann die Kapazität kostengünstig angepasst werden und das Bestandsmanagement bleibt flexibel - basierend auf den Bestellungen der Händler.

Die Bruttomargen von Trigano sind doppelt so hoch wie die von Thor: Der Wettbewerbskontext in Europa erlaubt es der französischen Gruppe, eine gewisse Preissetzungsmacht zu verteidigen. Hingegen ist der amerikanische Markt stärker fragmentiert und der Wettbewerb mit anderen Unternehmen aggressiver.  

Hinsichtlich der Fixkostenstruktur ist Thor im Vorteil: Grund ist die hohe Lohnsumme bei Trigano mit seiner 90 % igen Vertragsbelegschaft, während Leiharbeiter 90 % der Belegschaft von Thor ausmachen. Auch die europaweite Präsenz ist zwangsläufig kostspieliger als die des Konkurrenten in den Vereinigten Staaten.

Wie Thor verteidigt Trigano eine „Bilanzfestung“, bei der Barmittel und Forderungen alle kurzfristigen Verbindlichkeiten abdecken und die Nettoverschuldung im negativen Bereich gehalten wird. Auch ohne Leverage hat der Konzern eine zweistellige Rentabilität. 

Im Ergebnis bietet sich genügend Spielraum zur Finanzierung von externem Wachstum - sollte sich eine gute Gelegenheit ergeben. Ein Luxus, von dem die Konkurrenten, denen es an Größe mangelt, nur träumen können. Zum Thema Akquisitionen und zu den seltenen Enttäuschungen zählt die Übernahme des slowenischen Unternehmens Adria im Jahr 2018. Aufgrund von Verzögerungen bei der Verschmelzung der Unternehmen und aufgrund der Pandemie hat sie noch keine Früchte getragen - Ende offen.  

Die Kapitalallokation ist konservativ ausgerichtet - ein typisches Merkmal von Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung einer Familie. Denn die Feuillets halten mehr als die Hälfte der Anteile. In den letzten zehn Jahren wurden 40 % des operativen Cashflows für Investitionen und externes Wachstum verwendet, weitere 40 % stapelten sich in der Bilanz, 10 % wurden in Form von Dividenden ausgeschüttet und 10 % für den Schuldenabbau und andere Zwecke reserviert.

Aus bewertungstechnischer Sicht liegt die Hauptkomplexität im langfristigen Zyklus der Verkäufe: Sie hängt direkt mit dem Durchschnittsalter der im Umlauf befindlichen Flotte von Freizeitfahrzeugen sowie mit der Dynamik des Gebrauchtmarktes zusammen - und nicht mit der Ausstattungsrate. Diese ist in Westeuropa bereits hoch und liegt nahe ihrer Obergrenze.

Die nahezu rekordverdächtigen Free Cashflows, die im letzten Jahr trotz Pandemie erzielt wurden, sollten jedoch nicht überbewertet werden. Denn sie sind größtenteils das Ergebnis eines Abbaus von Vorräten und damit eines stark rückläufigen Betriebskapitals. 

Im Fall von Trigano gibt das Buchhaltungsergebnis einen getreuen Überblick über die Rentabilität der Gruppe: Die Aktionäre können sich also auf diesen letzten Indikator verlassen. Bei Thor ist er weniger relevant, da die erheblichen Abschreibungen, die aus der Übernahme von Hymer stammen, das Buchhaltungsergebnis belasten. 

Aktuell wird Trigano mit dem 18-fachen des durchschnittlichen Gewinns der letzten drei Jahre bewertet. Dies entspricht 165 Mio. Euro, der Unternehmenswert liegt bei 3 Mrd. Euro - was einem angemessenen Verhältnis entspricht. Für MarketScreener liegt die Hauptattraktivität in der positiven Dynamik des Freizeitsektors im Allgemeinen.

Alle Bewertungen haben sich in Erwartung einer "Rückkehr zu den alten Zeiten" sprunghaft verbessert: Analysten, die Trigano folgen, korrigierten ihre Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre nach oben.