Die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter Traton ihr Übernahmeangebot für den US-Partner Navistar kräftig.

Die Holding für die Marken MAN und Scania will nun fast 3,6 Milliarden Dollar für die restlichen Anteile an dem Lkw-Hersteller zahlen, an dem sie bereits 16,8 Prozent hält, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das sind rund 700 Millionen Dollar mehr als bislang. Die bereits Ende Januar unterbreitete Offerte von 35 Dollar hob Traton auf 43 Dollar je Navistar-Aktie an. Es wäre die erste große Übernahme für Traton seit dem Börsengang im Juni 2019. Auf dem amerikanischen Nutzfahrzeugmarkt spielt Volkswagen - anders als Daimler und Volvo - bisher kaum eine Rolle.

"Wir sind weiterhin der Auffassung, dass ein vollständiger Zusammenschluss von Traton und Navistar überzeugende strategische Vorteile für beide Seiten bietet", warb der neue Traton-Chef Matthias Gründler für das Angebot. "Deshalb bekräftigen wir trotz der derzeitigen Situation durch die Covid-19-Pandemie unser Interesse an dieser Transaktion." Navistar erklärte, der Verwaltungsrat werde das Angebot in Absprache mit seinen Beratern sorgfältig prüfen.

Volkswagen war vor mehr als drei Jahren bei Navistar für 256 Millionen Dollar eingestiegen. Damals mussten die Wolfsburger nur 15,76 Dollar je Aktie des angeschlagenen US-Unternehmens zahlen. Schnell kamen Spekulationen über eine Erhöhung der Beteiligung auf, die durch den Börsengang von Traton noch befeuert wurden.

Mit der Erhöhung der Offerte zielt Volkswagen offenbar auf die Großaktionäre von Navistar, die sich bislang gegen eine Übernahme sperren. Größter Anteilseigner ist der US-Milliardär Carl Icahn, dessen Fonds 16,9 Prozent der Navistar-Aktien kontrollieren. Icahn und zwei weitere aktivistische Fonds, Mark Racheskys MHR Fund Management und Gabelli Funds, besitzen nach Daten von Refinitiv zusammen rund 40 Prozent der Navistar-Anteile.