Hamburg (Reuters) - Volkswagen will in den USA groß in das lukrative Geschäft mit Pick-ups und SUV einsteigen und plant laut Insidern dazu zwei rein elektrische Modelle.

"Der Aufsichtsrat beschäftigt sich damit heute", sagte eine Person mit Kenntnis der Pläne der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Ein weiterer Insider bestätigte dies. Er sagte, der Aufsichtsrat werde voraussichtlich 100 Millionen Euro freigeben, um die Marke aufzubauen. Später sollten weitere Mittel folgen, für deren Finanzierung auch externe Investoren gewonnen werden sollten. Ein späterer Börsengang dieser Aktivitäten sei nicht ausgeschlossen. Auch ein neues Werk ist im Gespräch. Volkswagen in den USA bestätigte, dass sich der Aufsichtsrat mit dem Thema befasse. Für den späten Nachmittag sei eine Mitteilung geplant.

Das Kontrollgremium soll am Nachmittag zusammenkommen, um die Pläne abzusegnen. Dabei soll Eingeweihten zufolge neben neuen Modellen auch über die VW-Tochter Cariad gesprochen werden, deren Probleme bei der Softwareentwicklung zu Verzögerungen bei wichtigen Fahrzeugprojekten führen.

Für die Pläne in den USA soll laut den Insidern die Marke "Scout" wiederbelebt werden, die auf ein Modell des ehemaligen US-Herstellers International Harvester zurückgeht. Dessen Lkw-Sparte wurde später unter dem Namen Navistar weitergeführt. Die Markenrechte an Scout gingen bei der Übernahme des US-Lastwagenbauers 2020 an Volkswagen. Als erste hatten darüber das "Wall Street Journal" und das US-Portal "TechCrunch" berichtetet.

US-WERK IN CHATTANOOGA REICHT NICHT

Mit Scout würde Volkswagen in das von General Motors und Ford dominierte Segment für SUV und Pick-ups einsteigen, das hohe Renditen abwirft. Anders als die beiden US-Platzhirsche plant der Wolfsburger Autokonzern den Insidern zufolge geländegängige Fahrzeuge, die auf einer dafür eigens entwickelten Plattform stehen sollen. Im Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee, das für die Produktion des elektrischen Bulli-Nachfolgers ID.Buzz erweitert werden soll, reichten die Kapazitäten nicht, sagte eine der Personen. Deshalb denkt Volkswagen offenbar über ein neues Werk nach.

Volkswagen-Chef Herbert Diess hatte vor Kurzem einen Wachstumsplan für die USA angekündigt, um die Abhängigkeit vom China-Geschäft zu verringern. Der Marktanteil in den USA, wo sich VW nach dem Dieselskandal vor fast sieben Jahren berappelt, soll bis 2030 auf zehn Prozent mehr als verdoppelt werden. Den Bau einer Batteriezellfertigung in den USA hatte Volkswagen bereits angekündigt. Der Standort ist noch nicht bekannt.

In den USA ist ein Rennen um die vorderen Plätze bei Elektro-Pick-ups entbrannt. Tesla hat den futuristisch anmutenden Cybertruck angekündigt, für den es aber noch kein Lieferdatum gibt. Auch Rivian, der den vollelektrischen R1T-Pickup anbietet, mischt mit.