Das liegt vor allem an Erfolgen beim Umbau der Hauptmarke VW, die sich vom einstigen Bremsklotz zu einem der Gewinntreiber mausert. Auch die anderen Pkw-Töchter und das Lkw-Geschäft ließen die Erträge des Konzerns zu Jahresbeginn sprudeln. "Die heute vorgelegten starken Ergebnisse machen uns Mut", sagte Vorstandschef Matthias Müller am Mittwoch. Er sieht sich darin bestärkt, die Neuausrichtung des Konzerns voranzutreiben.

Trotz des starken Jahresauftakts bleibt Volkswagen auf der Hut. Finanzvorstand Frank Witter sagte zwar, er könne sich vorstellen, dass der Konzern beim Betriebsgewinn im zweiten Quartal ähnlich abschneiden werde wie zu Jahresbeginn. Allerdings gebe es zahlreiche Unwägbarkeiten.

Die Fondsgesellschaft DWS warnte davor zu glauben, Volkswagen habe seine Probleme überwunden. "Ein gutes Quartal ist sicher zu wenig, um sagen zu, es ist bereits alles in bester Ordnung", sagte Fondsmanager Stefan Bauknecht der Nachrichtenagentur Reuters. Volkswagen habe zahlreiche Baustellen. "Es gibt eine Menge Dinge, die man besser machen kann. Aber es geht in die richtige Richtung."

Volkswagen hatte den Betriebsgewinn in den ersten drei Monaten um 27 Prozent auf rund 4,4 Milliarden Euro gesteigert. Der Reingewinn sprang sogar um 44 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Dabei profitierte der inzwischen weltgrößte Autokonzern von neuen Modellen, höheren Preisen, positiven Wechselkurseffekten und Einsparungen. Der Konzernumsatz legte trotz eines leichten Rückgangs bei den Auslieferungen um zehn Prozent auf 56,2 Milliarden Euro zu. Die operative Rendite des Konzerns stieg auf 7,8 (Vorjahr 6,1) Prozent. Dennoch halten die Wolfsburger für das Gesamtjahr an ihrer vorsichtigen Prognose eines Umsatzanstiegs von bis zu vier Prozent und einer operativen Rendite zwischen sechs und sieben Prozent fest.

Den stärksten Gewinnzuwachs erzielte die Marke VW, die ihr Ergebnis auf rund 900 Millionen Euro mehr als verzehnfachte. Vor Jahresfrist hatten wegen Belastungen durch die Dieselaffäre noch magere 73 Millionen Euro zu Buche gestanden. Inzwischen greifen die von VW-Markenchef Herbert Diess eingeleiteten Maßnahmen, die lange als mickrig belächelte Rendite von VW kletterte auf 4,6 (Vorjahr 0,3) Prozent.

"KOSMETISCHE EFFEKTE"

Auch nach dem Renditeanstieg fährt VW allerdings bei der Ertragskraft noch hinter der Konkurrenz her. Den Ton unter den Massenherstellern geben die künftige Opel-Mutter Peugeot, deren Lokalrivale Renault und der japanische Autobauer Toyota an. Sie erzielen alle Renditen von rund sechs Prozent oder sogar mehr.

Einige Analysten gossen deshalb Wasser in den Wein. Sie verwiesen darauf, dass VW die Marge vor allem wegen der Umstrukturierungen steigerte. So wurden weniger gewinnträchtige Vertriebsgesellschaften, die auch Fahrzeuge anderer Konzernmarken vertreiben, aus der Marke herausgelöst. Dadurch sank zwar deren Umsatz um ein Viertel auf 19 Milliarden Euro, die Ertragskraft schnellte jedoch hoch. "Das sind vor allem kosmetische Effekte", sagte Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI. Er glaubt aber, dass VW die Marge in den kommenden Quartalen noch deutlich steigern kann. "Die eigentlichen Erfolge kommen noch." Das von Markenchef Herbert Diess bis 2020 ausgegebene Ziel einer Rendite von vier Prozent halten auch andere Experten für zu vorsichtig. Sie rechnen damit, dass VW die Messlatte höher legen wird.

Auch die Sportwagen-Tochter Porsche und die auf günstige Fahrzeuge spezialisierte Marke Skoda legten kräftig zu. Die tschechische VW-Tochter steigerte den Betriebsgewinn um fast ein Drittel und kann sich mit einer Rendite von 9,6 Prozent inzwischen mit Konkurrenten wie Daimler und BMW messen. Der konzerneigene Oberklassehersteller Audi kam nur auf eine Ebit-Marge von rund 8,7 Prozent. Porsche glänzte im Automobilgeschäft mit einer Rendite von 18,5 Prozent. Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB geht davon aus, dass VW wegen seiner starken Stellung in China 2017 der nach Absatz größte Autobauer der Welt vor Toyota bleiben wird. Der japanische Konzern legt seine Zahlen am 10. Mai vor.

Finanzvorstand Witter sagte, jetzt zahle sich aus, dass Volkswagen selbst in guten Zeiten sein Geld zusammengehalten habe. Er sieht den Konzern mit einer Netto-Liquidität im Automobilbereich von zuletzt 23,6 Milliarden Euro gerüstet, um die Aufarbeitung der Dieselkrise zu schultern. Im laufenden Jahr werde dafür ein zweistelliger Milliardenbetrag abfließen. Wieviel genau, ließ Witter offen. Bisher wurden acht Milliarden Euro für Strafzahlungen und die Reparatur manipulierter Dieselautos gezahlt.