Frankfurt/New York (Reuters) - Die Aussicht auf abebbende Geldströme der US-Notenbanker zehrt an den Nerven der Aktienanleger.

Der Dax schloss am Donnerstag 1,3 Prozent tiefer auf 15.766 Punkten. Der EuroStoxx50 notierte zuletzt 1,6 Prozent niedriger auf 4123 Zählern.

Nach den jüngsten Sitzungsprotokollen gingen Anleger davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) schneller handeln könnte als gedacht. "Noch sind die Geldschleusen zwar weit geöffnet, aber sollte sich der Arbeitsmarkt weiter erholen, dürften die konjunkturstützenden Anleihekäufe zeitnah reduziert werden", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. Das stelle die erfolgsverwöhnten Aktienmärkte auf die Probe. Der europäische Volatilitätsindex stieg auf den höchsten Stand seit knapp einem Monat.

Analysten halten es für denkbar, dass die Fed bereits auf ihrer nächsten Zinssitzung am 21. und 22. September ihre Pläne für ein Abschmelzen der Anleihenkäufe (Tapering) bekanntgeben könnte. "Fängt die US-Notenbank an, den Geldhahn zwar langsam, aber eben zuzudrehen, verliert eine der Triebfedern für die steigenden Kurse der vergangenen 18 Monate an den Börsen an Kraft, während gleichzeitig nicht klar ist, mit welcher Dynamik die Wirtschaft weiterwachsen kann", erläuterte Stanzl.

DOLLAR IM AUFWIND - NACHFRAGESORGEN LASTEN AUF ÖLPREISEN

Am Devisenmarkt kletterte der Dollar-Index, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, nach den Fed-Protokollen zeitweise auf den höchsten Stand seit November. Die US-Devise scheine auch aufgrund der Verunsicherung der Anleger wegen der weltweit steigenden Fallzahlen der Delta-Variante des Coronavirus im Vorteil zu bleiben, sagte Commerzbank-Strategin Antje Praefcke. "Das dürfte auch so bleiben, solange keine guten Nachrichten von der Pandemie-Front kommen."

Sorgen um die Ölnachfrage drückten die Ölpreise auf ein Drei-Monats-Tief. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um 3,4 Prozent auf 65,92 Dollar je Fass, der Preis für US-Leichtöl WTI fiel um 3,7 Prozent auf 63,01 Dollar. Als Belastungsfaktoren nannten Händler steigende Corona-Fallzahlen, den überraschenden Anstieg der US-Benzinvorräte sowie den stärkeren US-Dollar.

TOYOTA SCHICKT AUTOAKTIEN AUF TALFAHRT

Einen weiteren Aufreger an den Börsen lieferte der japanische Autohersteller Toyota mit drastischen Produktionskürzungen. Im September will der weltgrößte Autobauer rund 40 Prozent weniger Fahrzeuge produzieren als ursprünglich geplant. Zwar seien die Chip-Lieferengpässe in der Automobilwirtschaft bereits seit längerem bekannt, sagte ein Aktienhändler. "Produktionskürzungen in dieser Höhe hatte aber keiner auf dem Zettel."

In Japan brachen Toyota-Titel um 4,4 Prozent ein, in Europa ging es für Daimler 3,1 Prozent nach unten. Volkswagen verloren 1,9 Prozent, BMW drei Prozent.

Aktien der Luxusmarken LVMH, Kering und Richemont fielen zwischen 6,4 und 9,5 Prozent. Regierungschef Xi Jinping will eine Umverteilung von Reichtum in dem Land und drohte zuletzt mit Einschnitten für Superreiche.

Ein Gewinnanstieg verhalf hingegen den Aktien von Adyen in Amsterdam zu einem Kursplus von fast sechs Prozent. Der niederländische Zahlungsdienstleister wächst dank des anhaltenden Trends zum Online-Shopping und der abnehmenden Verwendung von Bargeld.