--Überschuss deutlich höher als zuletzt prognostiziert

--Mit Normalisierung der Preise sinken Umsatz und Ergebnis 2022/23

--Cashflow bleibt negativ - weniger deutlich als befürchtet

(NEU: weitere Details)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem Milliardengewinn will Thyssenkrupp seinen Aktionären wieder eine Dividende zahlen. Vorgeschlagen wird eine Ausschüttung von 15 Cent je Aktie, wie der Ruhrkonzern bei Bilanzvorlage in Essen mitteilte. Eine Dividende war zuletzt für das Jahr 2017/18 geflossen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende September) konnte Thyssenkrupp dank einer starken operativen Entwicklung einen Überschuss von 1,2 Milliarden Euro ausweisen, trotz Wertminderungen in Höhe von 500 Millionen Euro, die im Sommer wegen des deutlich erhöhten Zinsniveaus vorgenommen wurden.

Deshalb war der Überschuss zuletzt auch nur im hohen dreistelligen Millionenbereich prognostiziert worden. Analysten hatten im Schnitt mit 848 Millionen Euro Gewinn gerechnet. Im vierten Quartal fielen jedoch hohe positive Sondereffekte an. Auch der zuletzt abgeschlossene Verkauf der Bergbautechnik-Sparte Mining Technologies dürfte dazu beigetragen haben.

"Wir haben Widerstandskraft und Substanz aufgebaut und sind in den Geschäften heute besser in der Lage, angemessen und zielsicher auf Krisen zu reagieren", sagte Vorstandschefin Martina Merz. Gleichwohl hätten "Performance und Produktivität weiterhin höchste Priorität".

Bei einem Umsatzplus um 21 Prozent auf 41,1 Milliarden Euro konnte Thyssenkrupp seinen operativen Gewinn (bereinigtes EBIT) auf 2,1 Milliarden Euro fast verdreifachen. Den Löwenanteil dazu trugen das Stahlgeschäft und der Werkstoffhandel bei, die angesichts von Knappheiten starke Preiserhöhungen durchsetzen konnten.

So steigerte Thyssenkrupp Steel allein den Umsatz um die Hälfte und verzehnfachte seinen Gewinn - trotz sinkender Versandmengen. Rückläufige Gewinne verzeichneten dagegen die Segmente für Industriekomponenten und Autotechnik, wo die Kosteninflation bei Material, Energie und Logistik nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden konnten.

Im Segment Multi Tracks, in dem alle Geschäfte gebündelt sind, die veräußert oder mit Partnern betrieben werden sollen, wurde der Verlust um 125 auf 178 Millionen Euro reduziert. Hier sind bislang fünf Geschäfte verkauft und damit mehr als die Hälfte des Umsatzvolumens.

Das schrumpfende Geschäft ist neben der zu beobachtenden Normalisierung der Preise für Stahl und Werkstoffe der Grund, weshalb Finanzchef Klaus Keysberg für das angelaufene Geschäftsjahr 2022/23 mit einem deutlichen Umsatzrückgang und in der Folge mit einem operativen Gewinn rechnet, der nur noch im mittel bis hoch dreistelligen Millionenbereich liegen wird. Unter dem Strich soll das Jahresergebnis mindestens ausgeglichen ausfallen.

Mit Blick auf den Fortgang von Energiekrise und die wahrscheinliche Rezession in Europa sagte Keysberg: "Es kann noch niemand sagen, wie groß die Herausforderungen werden oder wie lange sie anhalten werden." Thyssenkrupp werde sich aber auf das schwierigste Szenario einstellen. "Wir arbeiten weiter konsequent in allen Geschäften an einer Steigerung der Leistungsfähigkeit und einer Verbesserung des Cashflows." Ziel sei nach wie vor ein ausgeglichener Cashflow vor Portfolioveränderungen.

2021/22 war der Cashflow mit minus 476 Millionen Euro noch deutlich negativ ausgefallen, wenn auch nicht so ausgeprägt, wie von Analysten befürchtet. Investitionen würden deshalb auch künftig nur restriktiv und schrittweise freigegeben, sagte Keysberg. "Gleichzeitig wollen wir bereit sein, sich bietende Chancen zu nutzen, sobald sich Spielräume ergeben."

Keine Neuigkeiten gab es zur Zukunft des Stahlgeschäfts oder zum möglichen Zeitpunkt eines Börsengangs für das konzerneigene Wasserstoffgeschäft Nucera. Ein IPO sei nach wie vor die präferierte Wahl, hieß es lediglich.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/err

(END) Dow Jones Newswires

November 17, 2022 01:12 ET (06:12 GMT)