- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf (Reuters) - Thyssenkrupp spricht nach eigenen Angaben mit der Bundesregierung über die Zukunft seiner Rüstungstochter Marine Systems.

"Wir streben für Marine Systems eine eigenständige Aufstellung an", sagte Vorstandschefin Martina Merz am Freitag auf der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns. Die Ausgangslage hierzu sei gut. Thyssenkrupp Marine Systems sei auch grundsätzlich offen für Partnerschaften. Der Konzern lasse sich nicht zu zweitbesten Lösungen treiben. "Mit MS sind wir dazu im Dialog mit der Bundesregierung, um uns zum weiteren Vorgehen abzustimmen."

Das Rüstungsgeschäft von Thyssenkrupp konzentriert sich auf die Sparte Marine Systems. Diese baut konventionelle U-Boote und Kriegsschiffe und entwickelt Technologien zur Bergung von Munition. Die Tochter mit Standorten in Kiel, Hamburg, Bremen und Emden beschäftigt rund 6900 Mitarbeiter. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielten diese bei einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro einen operativen Gewinn von 32 Millionen Euro.

DEKA INVESTMENT WARNT VOR RÜSTUNGSGESCHÄFTEN

Die Fondsgesellschaft Deka Investment forderte Thyssenkrupp auf, das Rüstungsgeschäft abzustoßen. "Wir fordern den sofortigen Verkauf sämtlicher Rüstungsaktivitäten", sagte der Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, Ingo Speich, auf der Hauptversammlung. Das Reputations- und Compliancerisiko dieses Geschäftsfeldes stehe in keinem Verhältnis zum erwirtschafteten Gewinn. Selbst ein Teilverkauf sei ein Schritt in die richtige Richtung. Speich wandte sich direkt an Vorstandschefin Merz. "Frau Merz, verkaufen Sie diese Assets." Deka ist nach Refinitiv-Daten der zwölftgrößte Aktionär von Thyssenkrupp mit einem Anteil von 0,45 Prozent.

In ihrer Rede hatte Merz zuvor die Anleger einmal mehr um Geduld gebeten. Das unsichere Marktumfeld habe dafür gesorgt, dass der Konzern bei einigen Themen nicht wie geplant vorangekommen sei. Der Plan für eine selbstständige Aufstellung und Kapitalmarktfähigkeit des Stahlgeschäfts gelte unverändert.

Der angestrebte Teil-Börsengang der Wasserstofftochter Nucera hänge in erster Linie von der Situation an den Börsen ab. "Wir spüren keinen Zeitdruck, das Geschäft entwickelt sich gut."

(Bericht von Tom Käckenhoff. Christoph Steitz; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)