BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Stahlindustrie benötigt bei der angestrebten klimaneutralen Produktion aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) "dringend" weiterhin kostenlose Emissionszertifikate, solange es keinen Mechanismus für einen CO2-Preis bei Importen aus Drittstaaten gibt. Auf EU-Ebene wird derzeit an einem sogenannten CO2-Grenzausgleichssystem gearbeitet, aber "niemand weiß, ab wann dieser Mechanismus wirklich funktionieren wird", sagte Altmaier am Freitag in Brüssel. Es müsse sichergestellt werden, dass am Ende keine Länder profitierten, die den Stahl ohne Umweltschutz und ohne Klimaauflagen produzierten.

Umweltorganisationen sehen das kritisch. Der WWF betonte jüngst, für einen wirksamen Klimaschutz müsse der europäische Emissionshandel dringend überarbeitet werden. Ab 2023 dürften keine kostenfreien Zertifikate mehr vergeben werden. Der Emissionshandel ist ein marktwirtschaftliches Instrument, mit dem der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen gesenkt und so das Klima geschützt werden soll.

Der Emissionshandel funktioniert so: Für jede Tonne CO2, das in die Atmosphäre geblasen wird, brauchen Verursacher eine Berechtigung. Mit diesen Berechtigungen kann gehandelt werden. Insgesamt wird die erlaubte Menge an Emissionen immer kleiner, die Zertifikate werden teurer, wodurch sich Investitionen in Klimaschutz lohnen sollen. Bislang war ein bestimmter Anteil der Zertifikate aber auch kostenlos vergeben worden. Die EU begründete das damit, dass Firmen ihre CO2-Emissionen sonst in andere Weltregionen verlagern könnten.

Die Produktion von Stahl ist besonders energieintensiv. Wenn diese Energie aus Kohle gewonnen wird, ist der Stahl zwar verhältnismäßig günstig, die Herstellung aber sehr CO2-intensiv. Altmaier betonte: "Die Stahlindustrie ist bereit, zweistellige hohe Milliardenbeträge zu investieren, um ihre Produktion von Kohle auf klimaneutralen Wasserstoff umzustellen."/mjm/DP/nas