FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Brexit trifft nach Ansicht der Investmentbank Goldman Sachs die europäische Stahlbranche hart. Vor allem stark auf Europa ausgerichtete Stahlhersteller, die ihren Fokus zudem auf den Industriebereich statt auf den Endverbrauchermarkt hätten, dürften die Leidtragenden sein, schrieb Analyst Eugene King in einer Sektorstudie am Dienstag. King, der die Branchenbewertung von Goldman-Analyst Stephan Benson übernommen hat, senkte daher Salzgitter und Klöckner & Co (KlöCo) gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Sell".

Zudem kappte der Experte das Kursziel für die Salzgitter-Aktie von 29,00 auf 22,00 Euro und die von KlöCo von 12,00 auf 9,20 Euro. Für Thyssenkrupp senkte er das Kursziel zwar von 18,50 auf 17,00 Euro, blieb aber bei seinem Anlageurteil "Neutral".

SINKENDES BIP IN GROSSBRITANNIEN UND DER EU

Seine pessimistische Sicht begründete King mit Berechnungen der Goldman-Volkswirte. Sie erwarten, dass die Briten ihren Ausstieg aus der Europäischen Union (EU) teuer bezahlen werden. Sie hatten daraufhin ihre Annahmen für das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2017 um 2 Prozent gekürzt. Für die Europäische Union hatten sie ihre Prognose zugleich um 0,3 Prozentpunkte reduziert.

Daher rät King nun, vor allem Unternehmen zu bevorzugen, deren Geschäft eher auf die USA als auf Europa ausgerichtet sei. Denn auch wenn sich die Margen bei US Metall auf einem Fünfjahreshoch befänden, sei der negative Einfluss des Brexit auf Europa deutlich belastender. Hersteller von Edelstahl sieht er zudem als robuster an als solche, die von Investitionen abhängig sind.

SALZGITTER MIT HOHEM UMSATZ IN EUROPA

Zu Salzgitter speziell schrieb der Experte, dass das Unternehmen mit einem Umsatzanteil aus europäischen Geschäftsaktivitäten von 71 Prozent am stärksten negativ betroffen sei. Zudem seien die Endmärkte des Konzerns abhängig von Investitionsaufwendungen in der Industrie. Zusätzlich belaste, dass die Stahlexporte aus China seit Jahresbeginn um 6 Prozent zugelegt hätten.

Bei KlöCo rechnet King dank weltweit kräftig gestiegener Stahlpreise zwar noch mit einem starken zweiten Quartal, einem dann aber wieder von sinkenden Stahlpreisen geprägten rückläufigen zweiten Halbjahr sowie mit möglichen Wertberichtigungen auf Warenvorräte.

Für Aktien mit der Einstufung "Sell" rechnet Goldman Sachs auf dem aktuellen Kursniveau sowie im Vergleich zu den anderen von der Bank beobachteten Unternehmen aus der gleichen Branche mit einem unattraktiven Renditepotenzial. Gestuft mit "Neutral" erwartet Goldman Sachs ein eher durchschnittliches Renditepotenzial./ck/ag

Analysierendes Institut Goldman Sachs.