(neu: Schlusskurse, Gesamtmarkt gedreht, neue Eskalation im US-chinesischen Handelskrieg, Analystenkommentar Kepler Cheuvreux)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Übernahmespekulationen haben vor dem Wochenende Bewegung in die deutsche Stahlbranche gebracht mit zeitweise kräftigen Kursgewinnen bei den entsprechenden Aktien. Auslöser war ein "Handelsblatt"-Bericht über einen möglichen Kauf des Stahlhändlers Klöckner & Co (KlöCo) durch den Stahlproduzenten und Industriekonzern Thyssenkrupp. Auch Gedankenspiele über einen möglichen Deal zwischen Thyssenkrupp und dem zweitgrößten deutschen Stahlhersteller Salzgitter wurden in dem Bericht thematisiert.

Die im SDax notierten KlöCo-Papiere schossen daraufhin am Vormittag in der Spitze um fast 18 Prozent in die Höhe und beendeten den Handel mit plus 7,13 Prozent auf 5,185 Euro. Für Thyssenkrupp ging es im Dax zunächst ebenfalls weiter nach oben, nachdem sie sich bereits am Vortag nach einem Pressebericht über ein starkes Investoreninteresse an der Aufzugsparte deutlich verteuert hatten. Allerdings drehten die Anteile mit dem am Nachmittag schwachen Gesamtmarkt ins Minus und schlossen 0,72 Prozent tiefer auf 10,345 Euro. Die Papiere von Salzgitter verloren im SDax 0,54 Prozent. Auch sie hatten zuvor dazugewonnen.

Neue Vergeltungszölle Chinas auf US-Importe und eine von den USA daraufhin angekündigte Reaktion hatten am Nachmittag vor dem Wochenende den Handelskrieg wieder in die Mitte des Börsenparketts gerückt. Der Dax beendete den Freitagshandel auf seinem Tagestief mit 11 611,51 Punkten und einem Minus von 1,15 Prozent.

Zum Bericht zur möglichen Übernahme von KlöCo sagte ein Börsianer, er klinge recht konkret und die Idee selbst sei nicht neu. Aus strategischer Sicht werfe ein solcher Deal jedoch Fragen auf. Denn Thyssenkrupp würde sich vom lukrativen Aufzuggeschäft verabschieden, um einen mit Problemen kämpfenden Stahlhändler zu kaufen - "in einer Zeit, in der die Konjunktur ihren Höhepunkt erreicht haben könnte", sagte der Marktteilnehmer.

Die Frage sei auch, zu welchem Preis KlöCo-Großaktionär Friedhelm Loh seinen Anteil veräußern würde. Ein hoher Preis würde für den Aktienkurs von KlöCo Spielraum nach oben bieten, hieß es weiter. Dass die alten Pläne für eine Deutsche Stahl AG wieder aus der Schublade geholt wurden, sei zwar durchaus sinnvoll, es gebe jedoch große Durchführungsrisiken, schrieb Analyst Rochus Brauneiser von Kepler Cheuvreux. Denn immerhin suche Thyssenkrupp gleichzeitig nach einem Ausstieg aus dem Industriegeschäft. Die Thyssenkrupp-Aktien stuft der Experte weiter mit "Buy" und einem Kursziel von 16 Euro ein.

Bereits im Juni hatte das "Manager Magazin" über eine mögliche Übernahme von KlöCo durch Thyssenkrupp berichtet und bei den KlöCo-Aktien einen Kurssprung bis auf 5,565 Euro ausgelöst. Klöckner & Co würde zum Werk- und Rohstoffhandels-Geschäft von Thyssenkrupp passen, kommentierten damals die Analysten der US-Bank Goldman Sachs.

An diesem Freitag ließen die KlöCo-Papiere mit in der Spitze 5,695 Euro ihr Hoch aus dem Juni zeitweise hinter sich und kosteten damit so viel wie zuletzt Anfang Mai. Ende April waren die Anteile nach einem gekappten Gewinnziel von über 7 Euro aus abgestürzt und hatten sich seitdem nicht mehr wirklich davon erholt. Im Juli war es vorübergehend bis auf ein Rekordtief bei 4,192 Euro nach unten gegangen./ajx/nas/fba/ajx