FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Stahlsparte hat den Aktien von Thyssenkrupp am Freitag nach oben verholfen. Laut eines Medienberichts befinden sich die Verhandlungen mit dem indischen Wettbewerber Tata Steel in der Endphase - die beiden Unternehmen reden seit längerem über eine Zusammenlegung ihrer Stahlproduktion in Europa.

Zuletzt rückten die Thyssenkrupp-Papiere im moderat nachgebenden Dax um 0,90 Prozent auf 21,81 Euro vor. Kurz zuvor hatten sie bei 22,22 Euro den höchsten Stand seit August vergangenen Jahres erreicht. Schon in den vergangenen Wochen hatten Spekulationen über eine mögliche Konsolidierung der Stahlbranche den Papieren Rückenwind verliehen. Zuvor hatten sie von der Nachricht profitiert, dass die EU bestimmte Stahlerzeugnisse aus China und Russland vorläufig mit Einfuhrzöllen belegt. Seit ihrem Februar-Tief haben die Aktien mittlerweile rund 73 Prozent zugelegt.

GESPRÄCHE BESTÄTIGT

Thyssenkrupp und Tata Steel hatte erst kürzlich Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss ihres europäischen Stahlgeschäfts bestätigt. Am Freitag berichtete nun der indische Wirtschaftssender CNBC-TV 18 via Twitter, dass sich die Verhandlungen in der abschließenden Phase befänden. Das Medium berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Erstmals waren die Gespräche zwischen beiden Seiten im Frühjahr am Markt thematisiert worden.

Bereits am Vortag war die Thyssenkrupp-Aktie deutlich angesprungen, nachdem der Branchendienst Platts gemeldet hatte, dass Thyssenkrupp auf Initiative der Bundesregierung mit Salzgitter über einen innerdeutschen Zusammenschluss spreche. Ein Salzgitter-Sprecher erklärte, dass die Geschichte jeder Grundlage entbehre.

ERNST & YOUNG KRITISIERT HOHE VERSCHULDUNG

Analyst Ingo-Martin Schachel von der Commerzbank maß dem Platts-Bericht keine hohe Bedeutung zu und betonte, dass er eine Kooperation des Dax-Konzerns mit Tata für wahrscheinlicher halte.

Anleger erhoffen sich von einer fortschreitenden Konsolidierung eine Entspannung der Lage, da die Stahlbranche seit geraumer Zeit wegen niedriger Stahlpreise und einer schwachen Nachfrage unter Druck steht. Am Donnerstag hatten die Unternehmensberater von Ernst & Young berichtet, dass der Schuldenstand im weltweiten Stahlsektor in den vergangenen Jahren auf einen Rekordstand gestiegen sei. Stahlexperte Anjani Agrawal hatte daraufhin von den Unternehmen strategische Schritte eingefordert, um in diesem Umfeld überleben zu können./tih/das

Unternehmen im Artikel: ThyssenKrupp AG, Salzgitter AG