Von Telis Demos

NEW YORK (Dow Jones)--Große und plötzliche Katastrophen wie Wirbelstürme gehören zum Geschäft der Versicherer. Die Anleger beschäftigen sich eher mit langsameren Risiken, vor allem in der Kfz-Versicherung. Trotz der jüngsten Stürme wie Hurrikan Ida konnte Travelers zuletzt ein positives versicherungstechnisches Ergebnis für das dritte Quartal vorlegen. Die kombinierte Gesamtquote - ein Maß für Verluste und versicherungstechnische Aufwendungen in Prozent der Prämien - lag bei 98,6 Prozent. Das bedeutet im Klartext: Der Konzern nahm mehr ein, als er voraussichtlich auszahlt.

Nach Firmenangaben schnitt Travelers während des Hurrikans Ida relativ gut ab. Das Unternehmen verweist auf besondere technische Errungenschaften wie "hochmoderne Datenanalyse", die ihm helfe, Risiken zu bewerten und effiziente Schadenentscheidungen zu treffen. Die Verluste seien geringer gewesen, als angesichts seines Marktanteils in den betroffenen Regionen zu erwarten. Auf die Zahlen hin verbesserten sich Travelers-Aktien um mehr als 2,5 Prozent. Anteilsscheine von Travelers im Besonderen und der Schaden- sowie Unfallversicherer im Allgemeinen hinken im Jahr 2021 jedoch hinter den Banken und vielen anderen Finanzwerten her. Daran ändert auch nichts, dass die starken Märkte die Anlageergebnisse gegenüber vor einem Jahr jetzt in die Höhe treiben und die Zinssätze auf dem Vormarsch zu sein scheinen. Letzteres wiederum hilft den umfangreichen festverzinslichen Portfolios der Versicherer auf die Sprünge.


   Bei der Autoversicherung drückt der Schuh 

Die Anleger machen sich vielleicht weniger Sorgen über akute Herausforderungen als über Katastrophen. So zeigen die Ergebnisse in der Autoversicherung weiterhin, wie sehr die Versicherer mit den Auswirkungen der Pandemie auf das Autofahren zu kämpfen haben. Was im vergangenen Jahr ein Segen war, da die Menschen seltener fuhren und viel weniger Schäden erlitten, hat sich in diesem Jahr in der gesamten Branche umgekehrt. Bei Travelers lag die zugrunde liegende kombinierte Schaden-Kosten-Quote für die Kfz-Versicherung, bei der die Auswirkungen von Katastrophen und die Entwicklung der Reserven aus dem Vorjahr nicht berücksichtigt werden, im dritten Quartal bei 97 Prozent. Das ist weit weniger positiv als das Ergebnis von 81,5 Prozent vor einem Jahr.

Ein Teil des Problems ist die Rückkehr zu normalen Fahrgewohnheiten. Aber es liegt auch daran, dass Unfälle wegen Engpässen bei Autoteilen wie Chips, einer hohen Nachfrage nach Gebrauchtwagen und höheren Arbeitskosten teurer werden können. Gleichzeitig haben die Versicherer Schwierigkeiten, diese Kosten über den Preis auszugleichen, da sie höhere Tarife nur über die staatlichen Aufsichtsbehörden durchsetzen können. "Angesichts der hohen Rentabilität des Geschäfts, einschließlich des Fehlens von Verlusten im Jahr 2020, zögern die Bundesstaaten damit, die Tarife zu erhöhen", so Analystin Elyse Greenspan von Wells Fargo.


   Travelers will Kunden höhere Kfz-Versicherungsprämien aufbürden 

Travelers will trotzdem Tariferhöhungen beantragen. Und obwohl es einige Zeit dauern wird, bis sich die Ergebnisse bemerkbar machen, geht das Unternehmen davon aus, dass bis Ende dieses Jahres in mehreren Bundesstaaten höhere Tarife umgesetzt sind. Die Anleger sollten in den kommenden Monaten auf weitere Informationen warten. Einige noch länger andauernde Herausforderungen wirken sich auch weiterhin aus. Travelers meldete eine Berichtigung seiner versicherungstechnischen Ergebnisse in der Unternehmensversicherung für Ansprüche im Zusammenhang mit Asbest. Es kam im Vorjahr zu ungünstigen Entwicklungen und Rückstellungen in Höhe von 225 Millionen US-Dollar. Laut Travelers entstanden sie, da "die Schadenaktivität nicht so stark zurückgegangen ist, wie wir in unserer vorherigen Schätzung angenommen hatten".

Bemerkenswert bleibt jedoch, dass das Tempo der Tariferhöhungen in der Gewerbeversicherung weitaus besser geeignet ist, Themen wie Asbest oder andere Formen der Schadeninflation abzudecken. Dazu gehören auch höhere Geschworenenurteile und aggressivere Prozesstaktiken, bekannt als "soziale Inflation". Travelers' Prämienerhöhungen für die inländische Geschäftsversicherung von 9,9 Prozent im dritten Quartal blieben auf einem historisch hohen Niveau, so das Unternehmen. Für ein diversifiziertes Unternehmen wie Travelers ist eine starke Preisgestaltung in der gewerblichen Versicherung ein wichtiger Faktor, um Herausforderungen in der privaten Autoversicherung Herr zu werden.


   Versicherer sind für Börsianer meist nicht sexy 

Versicherer bringen die Anleger nur selten zum Schwärmen. Aber im Moment sind sie relativ billig. Die S&P-500-Schaden- und Unfallversicherer werden im Vergleich zu den Finanzwerten insgesamt mit einem niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt, während sie in den Jahren vor der Pandemie der Wall Street einen Aufschlag wert waren. Da die Unternehmen also Fortschritte bei der Bewältigung einiger dieser sich langsam abzeichnenden Herausforderungen machen, könnte der Sektor auf eine bessere Kursentwicklung zusteuern.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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October 20, 2021 10:10 ET (14:10 GMT)