Zürich (awp) - Die Aktien des Uhrenherstellers Swatch notieren am Dienstag im frühen Handel im Plus und widersetzen sich damit dem allgemeinen Trend. Die Halbjahreszahlen waren zwar eine Enttäuschung, der Ausblick wusste aber zu gefallen.

Um 9.30 Uhr gewinnen Swatch +1,3 Prozent auf 197,90 Franken. Sie sind damit im SMI (-1,36%) die einzigen Gewinner. Auch Richemont erleiden Verluste, die aber mit -0,6 Prozent unterdurchschnittlich ausfallen; somit wird der Titel bis zu einem gewissen Grad in positive Sippenhaft genommen. Swatch haben seit Anfang Jahr gut ein Viertel ihres Wertes eingebüsst. Allerdings hatte sich der Kurs zuletzt von den Tiefstständen vom März (151 Fr.) erholt.

Positiv kommt bei den Investoren primär der Ausblick an. Der Bieler Uhrenkonzern rechnet nach dem durch die Covid-19-Pandemie ausgelösten starken Einbruch in der ersten Jahreshälfte mit einer deutlichen Erholung der Nachfrage. Gegen Ende des Halbjahres habe auch schon wieder ein positives Betriebsergebnis resultiert, teilte das Unternehmen am Dienstagmorgen mit. Und auch im Gesamtjahr soll auf dieser Stufe ein Gewinn ausgewiesen werden.

Bisher seien nicht alle Experten davon ausgegangen, dass im Gesamtjahr ein positives operatives Ergebnis resultieren soll, lautet der Tenor an der Börse.

Doch diese Prognose wird zum Beispiel von der ZKB relativiert: "Swatch Group ist bekannt für (zu) optimistische Prognosen", heisst es in einem ersten Kommentar dieses Instituts.

Der zuständige Analyst erinnert ausserdem daran, dass der Konzern "mit voller Wucht" von der Corona-Pandemie getroffen wurde. "Entscheidend wird sein, wie rasch Swatch wieder zur Normalität zurückkehren kann", so der ZKB-Experte. Er befürchtet, dass die Folgen auch in den kommenden Quartalen zu spüren sein werden. Das gelte insbesondere für das wichtige Tourismusgeschäft, das rund 40 Prozent der Verkäufe ausmache. Und der Internet-Vertriebskanal mache noch weniger als 5 Prozent des Umsatzes aus.

Die Analysten von Vontobel nehmen derweil mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis, dass Swatch im ersten Halbjahr Marktanteile verloren hat. Der Hauptgrund dafür sei wohl, dass Swatch im unteren und mittleren Preissegment stark vertreten sei - und dieses besonders gelitten habe.

Bei Bryan Garnier wiederum wird die grosse Bedeutung des China-Geschäfts hervorgehoben. In diesem Markt verfügt Swatch über eine starke Position, was sich laut anderen Stimmen nun dank der Reisebeschränkungen als Vorteil erweisen könne. Chinesen würden in China kaufen.

Der Rückblick auf das erste Halbjahr scheint am heutigen Handelstag eher zweitrangig zu sein. Denn mit den Zahlen verfehlte das Unternehmen die Erwartungen auf allen Stufen. Das galt insbesondere für den operativen Gewinn, der trotz des Stellenabbaus und der Schliessung von 260 Shops deutlich unter den Prognosen der Experten zu liegen kam. Und unter dem Strich resultierte der erste Verlust überhaupt, wie verschiedene Analysten anmerken.

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