Bern (awp) - Die Swatch-Tochter ETA muss anderen Uhrenherstellern weiterhin mechanische Uhrwerke aus ihrer Produktion liefern. Die Wettbewerbskommission (Weko) hat die Ende 2019 auslaufende einvernehmliche Vereinbarung um ein Jahr verlängert.

Dies erklärte Weko-Direktor Patrik Ducrey am Mittwochabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. "Wir haben die bestehende einvernehmliche Regelung mit Swatch um ein Jahr verlängert - bis Ende 2020", erklärte Ducrey. Er gehe davon aus, dass die Weko den endgültigen Entscheid bis kommenden Sommer gefällt haben werde.

Das Amt wird seinen Entscheid offiziell erst am morgigen Donnerstag kommunizieren. Ducrey reagierte damit aber auf ein Communiqué der Swatch Group, die bereits am Vorabend mit einer Stellungnahme vorgeprescht war. Die Weko verbiete es der ETA, im Jahr 2020 mechanische Uhrwerke an Dritte zu liefern, hatte Swatch gemeldet.

Mit diesem Entscheid stösst die Kommission einen vom eigenen Sekretariat unterbreiteten Vorschlag um, der ab 2020 einen Lieferstopp für die Lieferung an Drittfirmen verlangt hätte. Die Empfehlung des Sekretariats wurde am vergangenen Wochenende in den Medien publik.

Marktbeherrschende Stellung

Die Swatch-Tochter ETA SA Manufacture Horlogère Suisse (ETA) hat bei mechanischen Uhrwerken eine marktbeherrschende Stellung. Deshalb ist sie dazu verpflichtet, nebst den Marken der Swatch-Gruppe auch andere Uhrenhersteller mit Werken zu beliefern.

Der Weko versucht seit Jahren, die dominante Stellung der ETA in der Produktion und im Verkauf mechanischer Uhrwerke einzugrenzen. Im Jahr 2013 unterzeichneten die Kommission und Swatch eine Liefervereinbarung, in der die kontrollierte Reduktion der Liefermengen geregelt wurde. Die Konkurrenz sollte die Chance haben, sich am Markt zu entfalten.

Zu diesem Schritt hatte die Swatch selbst die Weko angeregt. Denn bei Swatch ist man ebenfalls daran interessiert, dass es am Markt für mechanische Uhrwerke Platz für Konkurrenten gibt. Die Gruppe will sich nämlich dem Lieferzwang entledigen und frei entscheiden, wem man künftig wie viele Uhrwerke aus dem Hause ETA liefert.

"Diktat der Weko"

Bei Swatch sieht man den Entscheid naturgemäss nicht so positiv. Das Unternehmen spricht von einem "Diktat" der Weko, das der Schweizer Uhrenindustrie schade. Von "unverständlich und inakzeptabel" ist die Rede. Zudem mische sich die Weko so in die Wirtschaftspolitik ein, womit sie ihre Befugnisse überschreite und verletze.

Und das Handeln der Weko sei unnötig: Die Tochter ETA nehme im Markt für mechanische Uhrwerke keine marktführende Position mehr ein. Heute sei es vielmehr die Firma Sellita aus La Chaux-de-Fonds, die den Markt dominiere. Diese habe 2019 eine Million mechanische Uhrwerke hergestellt und geliefert - das Doppelte von ETA.

Angesichts der negativen finanziellen Auswirkungen, die diese Entscheidungen mit sich bringen werde, behält sich Swatch vor, entstandene Schäden geltend zu machen. Man fordere zudem, dass die einvernehmliche Regelung von 2013 wie vorgesehen Ende 2019 auslaufe.

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