NEW YORK (Dow Jones)--Überzeugende US-Einzelhandelsdaten für April und Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell haben am Dienstag an der Wall Street für kräftige Gewinne gesorgt. Dazu kam die Hoffnung auf ein baldiges Lockdown-Ende in China. Es war bekannt geworden, dass Hongkong in dieser Woche die angeordneten Kontakt- und Bewegungsbeschränkungen lockert, die Wirtschaftsmetropole Schanghai soll Anfang Juni folgen. Dies nährte die Hoffnung, dass die Lieferkettenprobleme zumindest nachlassen, wenn chinesische Fabriken und Überseehäfen den Betrieb demnächst wieder aufnehmen.

US-Notenbankpräsident Jerome Powell hat sich erneut entschlossen gezeigt, die hohe Inflation in den USA zu senken. "Wir haben sowohl die Instrumente als auch die Entschlossenheit, die Inflation zurückzudrängen", sagte der Fed-Chairman bei einem Auftritt auf dem "Future of Everything Festival" des Wall Street Journal.

Stützend wirkte vor allem die Aussage, dass die US-Notenbank eher eine "sanfte Landung" der US-Wirtschaft erreichen kann als einen schweren Abschwung zu verursachen. Powell räumte jedoch ein, dass die Notenbank auch noch aggressiver vorgehen könnte, sollte die Inflation nicht eingedämmt werden. Man werde zudem nicht zögern, auch über das neutrale Niveau hinauszugehen. Er verwies auch darauf, dass es für die Amerikaner "einige Schmerzen" geben könnte, da die Fed entschlossen vorgehe, um die Inflation zu senken.

Der Dow-Jones-Index gewann 1,3 Prozent auf 32.655 Punkte. Der S&P-500 verbesserte sich um 2,0 Prozent und der Nasdaq-Composite kletterte um 2,8 Prozent nach oben. An der Nyse wurden dabei 2.526 (Montag: 1.688) Kursgewinner und 806 (1.621) -verlierer gezählt, unverändert schlossen 86 (132) Titel.

Bei den US-Konjunkturdaten überzeugten die Einzelhandelsumsätze für April. "Sie zeigen, dass die Verbraucher dem inflationären Gegenwind trotzen", so Jeffrey Roach, Chefvolkswirt bei LPL Financial. "Wenn sich der Preisdruck so weit abschwächt, dass die Verbraucher entlastet werden, rechnen wir mit einer Erholung des Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal". Der Anstieg lag zwar leicht unter der Prognose, ohne Kfz-Umsätze war er dafür etwas stärker als angenommen. Von den Daten geht kein zusätzlicher Druck für Zinserhöhungen aus, sagte ein Marktteilnehmer. Die Industrieproduktion stieg im April stärker als erwartet. Die Lagerbestandsdaten für März lagen im Rahmen der Erwartungen.

St.-Louis-Fed-Präsident James Bullard hat bekräftigt, dass die US-Notenbank bei den nächsten Sitzungen die Zinsen um einen halben Prozentpunkt anheben wird. "Wir haben einen guten Plan für jetzt", und es liege an der Fed, den strafferen geldpolitischen Kurs zu bestätigen, den die Finanzmärkte eingepreist hätten, sagte Bullard auf der Energy Infrastructure Council Investor Conference.


   Home Depot überzeugt - Walmart enttäuscht 

Geschäftszahlen hat unter anderem die Baumarktkette Home Depot vorgelegt. Das Unternehmen hat in seinem ersten Geschäftsquartal überraschend gut abgeschnitten und die Jahresziele erhöht, was der Aktie zu einem Plus von 1,7 Prozent verhalf. Positiv mit den Zahlen hat auch der Entwickler von Videospielen Take-Two Interactive (+11,8%) überrascht.

Die Walmart-Aktie war nach den Ergebnissen für das erste Quartal mit einem Abschlag von 11,4 Prozent größter Verlierer im Dow. Der Einzelhandelskonzern hatte erklärt, dass der Umsatz zwar um 3 Prozent gestiegen ist, aber höhere Kosten die Gewinne aufgezehrt hätten. Der Gewinn je Aktie lag mit 1,30 Dollar laut Factset unter dem Konsens. Das Unternehmen rechnet nun für das Geschäftsjahr mit einem Rückgang des Betriebsergebnisses um etwa 1 Prozent, während zuvor ein Anstieg um etwa 3 Prozent erwartet worden war.

Für die Boeing-Aktie ging es um 6,4 Prozent aufwärts. Die US-Federal Aviation Administration (FAA) hat United Airlines (+7,9%) grünes Licht für die Wiederinbetriebnahme von 52 Boeing-Maschinen des Typs 777 gegeben, die aufgrund von Triebwerksproblemen am Boden bleiben mussten.

Die Aktien der Citigroup stiegen um 8,1 Prozent, nachdem aus einer Wertpapieranmeldung hervorging, dass Warren Buffetts Berkshire Hathaway Aktien im Wert von rund 3 Milliarden Dollar gekauft hat.


   Dollar gibt deutlich nach 

Am Devisenmarkt zeigte sich, dass die Anleger wieder risikofreudiger agieren. Der als Fluchtwährung geltende Dollar gab nach; der Dollar-Index sank um 0,8 Prozent. Marktteilnehmer verwiesen auf die guten US-Einzelhandelsdaten und die Hoffnungen auf eine Lockerung der Lockdowns in China. Der Euro eroberte die Marke von 1,05 Dollar zurück. "Der Markt honoriert, dass sich die EZB zu bewegen beginnt", sagte ein Händler. So habe EZB-Direktoriumsmitglied Klaas Knot den Spekulationen weitere Nahrung gegeben. Der Chef der niederländischen Zentralbank halte sogar einen Zinsschritt größer als 25 Basispunkten für möglich, wenn sich der Preisauftrieb weiter verstärke.

Staatsanleihen waren in dem positiven Marktumfeld nicht gefragt. Die Rendite 10-jähriger Papiere holte ihre kompletten Verluste aus der Vorwoche wieder auf, hieß es. Teilnehmer verwiesen vor allem auf die starken US-Einzelhandelsumsätze für April. Die Aussagen von Fed-Chairman Powell hätten dagegen kaum Auswirkungen gehabt.

Der Goldpreis gab nach zuletzt zwei Handelstagen mit Gewinnen leicht nach. Zwischenzeitlich hatte vor allem der kräftige Rückgang des Dollar gestützt, der das Edelmetall für Käufer aus anderen Währungsräumen billiger macht.

Die Ölpreise fielen nach zuletzt vier Handelstagen mit Gewinnen. Händler berichteten von einem sehr volatilen Handel. Zwischenzeitlich wurde ein Siebenwochenhoch markiert. Teilnehmer verwiesen unter anderem auf Berichte, dass die USA einige Sanktionen gegen Venezuela lockern werden, was zu einem Anstieg des weltweiten Angebots führen könnte.


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INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          32.654,59  +1,3%   431,17     -10,1% 
S&P-500        4.088,85  +2,0%    80,84     -14,2% 
Nasdaq-Comp.  11.984,52  +2,8%   321,73     -23,4% 
Nasdaq-100    12.564,10  +2,6%   320,52     -23,0% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  2,69      +10,0          2,59          196,4 
5 Jahre                  2,96      +12,8          2,83          169,7 
7 Jahre                  3,00      +11,7          2,89          156,4 
10 Jahre                 2,98       +9,8          2,88          147,0 
30 Jahre                 3,17       +7,5          3,10          127,4 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 8:31 Uhr  Mo, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0545      +1,0%        1,0456         1,0406   -7,3% 
EUR/JPY                136,44      +1,3%        135,16         134,33   +4,3% 
EUR/CHF                1,0480      +0,2%        1,0463         1,0442   +1,0% 
EUR/GBP                0,8448      -0,3%        0,8459         0,8498   +0,5% 
USD/JPY                129,38      +0,2%        129,27         129,10  +12,4% 
GBP/USD                1,2483      +1,3%        1,2362         1,2247   -7,8% 
USD/CNH (Offshore)     6,7427      -0,8%        6,7716         6,8050   +6,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             30.035,88      -0,3%     30.372,50      29.514,97  -35,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              112,11     114,20         -1,8%          -2,09  +52,8% 
Brent/ICE              111,51     114,24         -2,4%          -2,73  +46,8% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.815,81   1.824,05         -0,5%          -8,25   -0,8% 
Silber (Spot)           21,59      21,62         -0,1%          -0,03   -7,4% 
Platin (Spot)          954,40     949,78         +0,5%          +4,62   -1,7% 
Kupfer-Future            4,21       4,19         +0,6%          +0,02   -5,4% 
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May 17, 2022 16:22 ET (20:22 GMT)