NEW YORK (Dow Jones)--Überraschend positive Konjunkturdaten haben der Wall Street am Dienstag Aufschläge beschert. Auf Basis der Importpreise ist die Inflation im Oktober zwar etwas deutlicher als befürchtet ausgefallen. Zugleich stiegen aber auch die Einzelhandelsumsätze stärker als vorausgesagt. Händler machten angesichts der guten Einzelhandelsumsätze noch keine stark konsumdämpfenden Effekte durch die galoppierende Inflation aus. Für gute Laune unter Anlegern sorgte auch die Industrie. Denn die hat im Oktober ihre Produktion klar stärker gesteigert als erwartet.

Der Dow-Jones-Index notierte 0,2 Prozent fester bei 36.142 Zählern. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite gewannen 0,4 bzw 0,8 Prozent. An der Nyse gab es nach ersten Angaben 1.545 (Montag: 1.457) Kursgewinner, 1.781 (1.904) -verlierer und 138 (128) unveränderte Aktien.

"Wir alle kennen die Sorgen, aber dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass der US-Konsum nach wie vor sehr gesund ist", sagte Ryan Detrick, Chef-Marktstratege bei LPL Financial, zu den Einzelhandelsdaten. "Vergessen Sie nicht, dass der Verbraucher zwei Drittel der Wirtschaft ausmacht, so dass dies ein weiteres großartiges Zeichen für unsere Wirtschaft ist, während wir uns auf die Feiertagssaison zubewegen."

Teilnehmer sind skeptisch, wie lange der gegenwärtige Schwung noch anhält. Anleger bereiteten sich auf Zinserhöhungen in den USA im kommenden Sommer vor, hieß es mit Blick auf die Inflation der Verbraucherpreise, die sich auf dem höchsten Niveau seit Jahrzehnten bewegt. Höhere Zinsen stellen eine Belastung für Aktienkurse dar. "Die Erträge am Aktienmarkt, die wir in diesem Jahr bisher gesehen haben, können einfach nicht weitergehen. (...) Bei dieser hohen Inflation sehen wir Auswirkungen auf die Kaufkraft der Konsumenten", sagte Markstratege Frank Øland Winther von Danske Bank. In seinem Haus überlege man, etwas Geld aus Aktien abzuziehen und stattdessen in Unternehmensrentenpapiere mit guter Bonität umzuschichten.


   Anleihenrenditen ziehen an - Dollar weiter fest 

Am Rentenmarkt legten die Renditen am langen Ende weiter zu und erreichten das höchste Niveau seit drei Wochen. Teilnehmer verwiesen auf den Präsidenten der Fed von St. Louis, James Bullard, der energischere Schritte gegen die Inflation gefordert hatte. "Ich denke, dass es dem Offenmarktausschuss gut ansteht, in den nächsten Sitzungen eine hawkischere Richtung einzuschlagen, damit wir das Inflationsrisiko angemessen steuern können", sagte er.

Die Dollarrally setzte sich fort, der Dollarindex stieg um weitere 0,6 Prozent und baute die Aufschläge mit den Daten zur Industrieproduktion noch aus. Laut Händlern sprechen die Daten für baldige Zinserhöhungen. Mit dem Anstieg des Dollar am Vortag auf ein 16-Monatshoch zum Euro sieht die ING das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Die Anleger kauften Dollar, weil sie eine schnellere Straffung der US-Geldpolitik antizipierten nach den jüngsten hohen Inflationsdaten, hieß es.

Die Erdölpreise tendierten wenig verändert. Einerseits lastete der anziehende Dollar. Andererseits ist das Anzapfen der strategischen US-Reserve mit Aussagen des Mehrheitsführers im Repräsentantenhaus, Steny Hoyer, unwahrscheinlicher geworden. Hoyer sprach sich dagegen aus, die strategische Reserve anzutasten.

Gold gab mit dem anziehenden Dollar seine Aufschläge wieder ab. Gold profitiere von der aktuell hohen Inflation, hieß es. Doch der feste Greenback und steigende Zinsfantasien machten das Edelmetall wieder unattraktiver, hieß es.


   Einzelhändler überzeugen 

Neben den Einzelhandelsdaten blickten Anleger auch auf wichtige Branchenunternehmen. So hat die US-Baumarktkette Home Depot im dritten Geschäftsquartal die Erwartungen des Marktes auf ganzer Linie übertroffen. Der Kurs legte um 5,7 Prozent zu. Mit Walmart (-2,6%) hat ein weiterer Einzelhändler überzeugt. Die Gesellschaft hat bei Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal die Erwartungen übertroffen und ihre Jahresprognose angehoben. In einem inflationären Umfeld erhöhe Walmart indes typischerweise die Preise langsamer als Wettbewerber, um mehr Kunden anzulocken, merken Analysten kritisch an. Diese Entwicklung belaste Margen und Ergebnis.

Mit optimistischen Prognosen hat Qualcomm die Anleger überzeugt. Vor allem die Nachfrage nach Chips für autonome Fahrzeuge dürfte massiv zulegen, so der Halbleiterhersteller, der versuchte hervorzuheben, künftig nicht von Apple abhängig zu sein. Die Aktie verteuerte sich um 7,9 Prozent.

Endeavor zogen um 6,2 Prozent an, das Unterhaltungsunternehmen hat angesichts eines unerwarteten Umsatzanstiegs den Ausblick angehoben. Floor & Decor (+6%) profitierten davon, dass sich Warren Buffetts Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway unter anderem mit 100 Millionen an dem Unternehmen beteiligt hat. Um 36 Prozent brachen Talkspace ein, nachdem das Gründerpaar seinen Rücktritt aus dem Board des Unternehmens angekündigt hat.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut       +/- % YTD 
DJIA                36.142,22      +0,2%         54,77          +18,1% 
S&P-500              4.700,90      +0,4%         18,10          +25,2% 
Nasdaq-Comp.        15.973,86      +0,8%        120,01          +23,9% 
Nasdaq-100          16.309,77      +0,7%        120,65          +26,6% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT       +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,51       -0,8          0,52            39,1 
5 Jahre                  1,27        1,8          1,25            91,0 
7 Jahre                  1,52        2,2          1,50            87,5 
10 Jahre                 1,64        1,8          1,62            72,1 
30 Jahre                 2,03        3,1          2,00            37,9 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 8:04 Uhr  Mo., 17:37 Uhr    % YTD 
EUR/USD                1,1314      -0,5%        1,1378          1,1423    -7,4% 
EUR/JPY                129,89      +0,1%        129,90          130,16    +3,0% 
EUR/CHF                1,0530      +0,1%        1,0523          1,0522    -2,6% 
EUR/GBP                0,8429      -0,6%        0,8467          0,8498    -5,6% 
USD/JPY                114,80      +0,6%        114,20          113,94   +11,1% 
GBP/USD                1,3423      +0,1%        1,3441          1,3442    -1,8% 
USD/CNH (Offshore)     6,3928      +0,2%        6,3761          6,3776    -1,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             60.288,26      -5,7%     60.836,01       64.373,01  +107,5% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %         +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               80,77      80,88         -0,1%           -0,11   +69,4% 
Brent/ICE               82,50      82,05         +0,5%            0,45   +63,0% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %         +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.850,41   1.862,86         -0,7%          -12,45    -2,5% 
Silber (Spot)           24,83      25,12         -1,2%           -0,29    -5,9% 
Platin (Spot)        1.064,80   1.089,38         -2,3%          -24,58    -0,5% 
Kupfer-Future            4,34       4,40         -1,3%           -0,06   +23,2% 
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November 16, 2021 16:10 ET (21:10 GMT)