Zürich (Reuters) - Mit dem Spartenverkauf seiner Unternehmensgeschichte trennt sich der Schweizer Lonza-Konzern von seinem früheren Hauptgeschäft der Chemikalien-Herstellung.

Nach einem monatelangen Auswahlprozess wurde das Schweizer Unternehmen in der Nacht auf Dienstag mit einem Konsortium aus Finanzinvestoren handelseinig: Lonza Specialty Ingredients (LSI) geht für 4,2 Milliarden Franken an Bain Capital und Cinven. Damit werden die Basler nun ganz zu Auftragsfertigern für Pharma- und Biotechfirmen wie etwa den Covid-Impfstoff-Hersteller Moderna.

"Bain Capital und Cinven haben die überzeugendste industrielle Strategie und Vision für das Geschäft vorgelegt und sind auch sehr daran interessiert, Forschung und Entwicklung sowie Innovation vorrangig zu behandeln," erklärte Lonza-Präsident Albert Baehny. Der Abschluss der Transaktion werde für das zweite Halbjahr 2021 erwartet. Früheren Informationen von Insidern zufolge hatten sich unter anderen auch der Kölner Chemiekonzern Lanxess sowie die Finanzinvestoren Advent, Carlyle und Partners Group an dem Bieterrennen beteiligt.

Lonza hatte LSI im Juli ins Schaufenster gestellt. Der Bereich, der Farben, Hygiene- und Körperpflegeprodukte, aber auch Chemikalien zur Holzbehandlung und zum Korrosionsschutz in der Öl- und Gasindustrie herstellt, kämpft mit schrumpfenden Umsätzen und hinkt bei der Rentabilität dem Rest des Geschäfts hinterher. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz des Bereichs trotz Coronavirus-bedingt stärkerer Nachfrage nach Hygieneprodukten um 2,1 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken. Dagegen legte das Pharma-, Biotech- und Nahrungsmittelgeschäft um 7,2 Prozent auf 4,5 Milliarden Franken zu. Lonza hatte 2017 sein Pharma-Geschäft durch die Übernahme des amerikanischen Arzneimittelkapsel-Herstellers Capsugel für 5,5 Milliarden Dollar ausgebaut. LSI beschäftigt rund 2800 Mitarbeiter in elf Forschungszentren sowie 17 Produktionsstandorten weltweit und beliefert etwa 5300 Kunden.

Die Verkaufserlöse ermöglichten es Lonza, "unsere strategischen Prioritäten zu beschleunigen", wie Baehny sagte. Auf der Bilanzpressekonferenz im Januar hatte der Konzern angedeutet, dass dazu ein Zukauf im Bereich der sterilen Abfüllung von Medikamenten gehöre. Damit könnte das Unternehmen etwa den Moderna-Impfstoff gegen das Corona-Virus, für den es die Hauptbestandteile herstellt, selbst in Fläschchen abfüllen. Gegenwärtig macht das Laboratorios Farmaceuticos ROVI in Spanien für Lonza. "Die letzte große Portfoliolücke", erklärte ZKB-Analyst Daniel Buchta.

Der Experte begrüßte den Verkauf von LSI. "Lonza hat nun ein deutlich defensiveres und gleichzeitig wachstumsstärkeres Profil, was für langfristige Investoren von großer Attraktivität sein dürfte." Der Verkaufspreis liege zudem über seinen Erwartungen. Die Lonza-Aktie gewann 1,7 Prozent. Insgesamt ist Lonza an der Börse rund 43 Milliarden Franken wert. Baader-Helvea-Analyst Bruno Bulic rechnet damit, dass der Verkaufserlös den Lonza-Aktionären eine Sonderausschüttung bescheren könnte.