NEW YORK (Dow Jones)--Die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen und sich verstärkende Rezessionssorgen drücken zum Wochenausklang die Wall Street kräftig nach unten. Der Dow-Jones-Index fällt auf ein Jahrestief. Im Anschluss an die dritte Zinserhöhung um 75 Basispunkte am Mittwoch hatte Fed-Präsident Jerome Powell betont, dass die Bekämpfung der Inflation für die US-Notenbank oberste Priorität hat - auch auf Kosten des wirtschaftlichen Wachstums.

Der Dow-Jones-Index verliert gegen Mittag Ortszeit 1,6 Prozent auf 29.592 Punkte. Der S&P-500 gibt um 1,6 Prozent nach und der Nasdaq-Composite fällt um 1,8 Prozent.

"Eine Woche, die von einer weiteren aggressiven Straffung der Geldpolitik auf der ganzen Welt geprägt war, hat die Aktienmärkte angesichts der sich verschlechternden Aussichten in Mitleidenschaft gezogen", so Richard Hunter, Head of Markets bei Interactive Investor. "Die Vielzahl von Zentralbanken, die ihre Geldpolitik straffen, erhöht das Risiko eines schwächeren Wirtschaftswachstums", heißt es ergänzend von der ANZ.

Steve Englander, Head of global G10 Currency Research bei Standard Chartered, prognostiziert nun eine Anhebung der Fed-Leitzinsen um 75 Basispunkte im November und eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte im Dezember.

Auch dass die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Service-Sektor für September besser ausfielen als erwartet, kann den Abverkauf nicht bremsen.


   Dollar und Anleihen steigen weiter - Ölpreise fallen 

Der Dollar läuft mit der Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen der US-Notenbank steil aufwärts. Der Dollar-Index erhöht sich um 1,1 Prozent. Im Gegenzug geht es für den Euro abwärts. Dieser fällt im Verlauf mit 0,9700 Dollar auf den tiefsten Stand seit seiner physischen Einführung 2002. Der Euro könnte gegenüber dem Dollar weiter fallen, da die US-Notenbank ihre restriktive Geldpolitik beibehält und der Eurozone eine Rezession droht, heißt es von UBS Global Wealth Management. Die Analysten erwarten, dass die Gemeinschaftswährung bis zum Jahresende auf 0,96 Dollar abrutschen wird.

Das Pfund Sterling steht unter massivem Druck. Auslöser ist das von der britischen Regierung vorgelegte umfangreiche Paket von Steuersenkungen und Regulierungsreformen, mit der sie die von Inflation geplagte britische Wirtschaft wieder in Schwung bringen will. Das Pfund verliert 2,9 Prozent auf 1,0924 Dollar.

Mit kräftigen Abschlägen zeigen sich die Ölpreise und steuern auf den vierten wöchentlichen Verlust in Folge zu, da die Zentralbanken in aller Welt weiterhin aggressiv die Zinssätze erhöhen. Dies werde wahrscheinlich die Wirtschaftstätigkeit dämpfen und die Nachfrage nach Energie verringern, heißt es. Auch der starke Dollar drückt auf die Ölpreise, da er die auf US-Dollar lautenden Verträge für ausländische Käufer teurer macht. WTI fällt erstmals seit Anfang Januar unter die Marke von 80 Dollar je Barrel.

Für die Renditen am Anleihemarkt geht es mit den Inflationssorgen und den erhöhten Zinsprojektionen der Fed nochmals nach oben, wenn auch weniger stark als an den vergangenen Tagen. Die Rendite 10-jähriger Papiere steigt um 2,4 Basispunkte auf 3,74 Prozent.

Der starke Dollar und die Aussicht auf weitere deutliche Zinserhöhungen lassen den Preis für die Feinunze Gold um 1,4 Prozent nachgeben. "Der Trend steigender Zinsen dürfte noch eine Weile anhalten, was bedeutet, dass Gold im Gegenzug auch längere Zeit unter Abgabedruck stehen könnte", sagt Rupert Rowling, Marktanalyst bei Kinesis Money.


   Boeing-Aktie fällt mit Strafzahlung 

Für die Boeing-Aktie geht es um 4,8 Prozent nach unten. Der US-Flugzeugbauer muss eine Strafe von 200 Millionen Dollar zahlen. Boeing habe "fahrlässig" gegen die Betrugsbekämpfungsvorschriften der US-Wertpapiergesetze verstoßen, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung der Börsenaufsicht. Boeing soll nach den tödlichen Flugzeugabstürzen im Jahr 2018 und 2019 die Öffentlichkeit über die Sicherheit der 737-Max-Maschinen getäuscht haben.

Die Qualcomm-Aktie verliert trotz positiv klingender Aussagen bei einer Investorenveranstaltung 2,2 Prozent. Der Chiphersteller kann sich demnach vor Aufträgen für die Automobilindustrie kaum retten und hat angesichts der guten Auftragslage seine mittelfristigen Prognosen für die Umsätze im Geschäft mit Chips für die Autobranche erhöht. Der Technologie-Sektor reagiert allerdings besonders sensibel auf die Aussicht steigender Zinsen, heißt es.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                29.591,52        -1,6%       -485,16         -18,6% 
S&P-500              3.690,13        -1,8%        -67,86         -22,6% 
Nasdaq-Comp.        10.868,93        -1,8%       -197,88         -30,5% 
Nasdaq-100          11.320,40        -1,6%       -181,25         -30,6% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         4,20      +8,1        4,12      347,3 
5 Jahre         4,00      +6,6        3,93      273,9 
7 Jahre         3,90      +4,1        3,86      245,9 
10 Jahre        3,74      +2,4        3,71      222,7 
30 Jahre        3,65      +0,5        3,64      174,7 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Fr, 9:10 Uhr  Do, 17:06 Uhr    % YTD 
EUR/USD                0,9717        -1,2%        0,9787         0,9815   -14,5% 
EUR/JPY                139,17        -0,6%        139,26         139,53    +6,3% 
EUR/CHF                0,9533        -0,8%        0,9590         1,0183    -8,1% 
EUR/GBP                0,8900        +1,8%        0,8739         0,8713    +5,9% 
USD/JPY                143,19        +0,6%        142,25         142,19   +24,4% 
GBP/USD                1,0920        -3,0%        1,1202         1,1263   -19,3% 
USD/CNH (Offshore)     7,1381        +0,8%        7,1087         7,0852   +12,3% 
Bitcoin 
BTC/USD             18.821,44        -1,8%     19.293,59      18.841,91   -59,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               79,11        83,49         -5,2%          -4,38   +12,4% 
Brent/ICE               86,50        90,46         -4,4%          -3,96   +17,0% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF              179,00       187,47         -4,5%          -8,47  +207,5% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.647,56     1.671,30         -1,4%         -23,74   -10,0% 
Silber (Spot)           18,87        19,68         -4,1%          -0,81   -19,1% 
Platin (Spot)          865,28       904,83         -4,4%         -39,55   -10,8% 
Kupfer-Future            3,36         3,49         -3,8%          -0,13   -24,2% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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September 23, 2022 11:50 ET (15:50 GMT)