Von Jon Emont und Feliz Solomon

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Boeing 737-500 der indonesischen Sriwijaya Air, die am Wochenende kurz nach dem Start in Jakarta in der Javasee zerschellte, ist nach Angaben des Verkehrsministeriums im letzten Jahr fast neun Monate am Boden geblieben, weil der Flugverkehr wegen der Coronavirus-Pandemie stark eingeschränkt war. Die Maschine des Typs Boeing 737-500 sei inspiziert und für flugtauglich erklärt worden, bevor sie den Flugbetrieb wieder aufnahm, so die Behörde weiter.

Taucher und andere Experten versuchen nun, die Black Boxes des Flugzeugs zu bergen. Die Flugdaten- und der Cockpit-Stimmenrekorder soll den Ermittlern helfen, die Ursache des Absturzes zu klären. Noch stoßen die Taucher auf eine Reihe von Herausforderungen, darunter scharfe und sperrige Trümmerteile des Flugzeugs und trübes Wasser, das die Sicht behindert.

Das Flugzeug habe den Betrieb Ende März 2020 eingestellt, Wochen nachdem in Indonesien der erste Covid-19-Fall gemeldet wurde, erklärte das Transportministerium weiter. Die Maschine der indonesischen Billigfluglinie hatte am 19. Dezember wieder abgehoben und zuvor den Check der zuständigen Zivilluftfahrtsdirektion bestanden. Der erste Flug nach der langen Flugpause sei ohne Passagiere geschehen und nicht kommerziell gewesen, so die Behörde weiter. Der erste Passagierflug sei dann am 22. erfolgt, zweieinhalb Wochen vor dem Absturz. Das Lufttüchtigkeitszeugnis des Flugzeugs vom Transportministerium sei bis zum 17. Dezember 2021 gültig.

Das Transportministerium teilte weiter mit, man sei der Lufttüchtigkeitsanweisung der US-Flugaufsicht vom 24. Juli nachgekommen. Darin hieß es, dass bei einigen Boeing-Modellen, einschließlich den Maschinen des Typs Boeing 737-500, vor dem Flug eine Triebwerksinspektion erfolgen müsse. Am 2. Dezember, etwas mehr als einen Monat vor dem Absturz, sei an der Unglücksmaschine ein Korrosions-Check der Triebwerke erfolgt.

Airline-Chef Jefferson Irwin Jauwena sagte am Dienstag, dass sich Sriwijaya Air seit März einem Sicherheitsaudit im Rahmen des Basic Aviation Risk Standard-Programms unterzogen habe, das von der Flight Safety Foundation in der US-Stadt Alexandria durchgeführt werde. Bei den Prüfungen seien verschiedene Aspekte, darunter das Sicherheits- und Qualitätssystemmanagement, der manuelle Betrieb, die Lizenzierung und sowie die Kontrolle von Ersatzteilen beleuchtet worden, so Jauwena weiter. Von einer Sprecherin von Sriwijaya Air war bisher keine Antwort auf die Frage erhältlich, ob die lange Inaktivität des Flugzeugs die Flugtauglichkeit beeinträchtigt haben könnte und welche Wartungsarbeiten durchgeführt wurden, bevor die Maschine im Dezember wieder den Flugbetrieb aufnahm.

Zuvor hatte die Billigfluglinie betont, dass sich das Flugzeug vor dem Absturz in einem gutem Zustand befunden habe. "Es ist wichtig, dass die vollständigen Aufzeichnungen öffentlich gemacht werden, um zu zeigen, wo es gewartet wurde, wann und von wem", sagte Shukor Yusof, Gründer der in Malaysia ansässigen Luftfahrtberatungsfirma Endau Analytics. "Ich stelle die Vertrauenswürdigkeit dieser Dokumente nicht in Frage. Aber es wäre wirklich gut, wenn wir eine vollständige Liste, eine vollständige Geschichte dieses Flugzeugs sehen könnten", so Yusof. Einige Experten auf der ganzen Welt haben Bedenken geäußert, dass die geringere Frequenz von Flugreisen während der Pandemie die Flugsicherheit beeinträchtigen könnte.

Chow Kok Wah, ein in Singapur ansässiger Luftfahrtberater, sagte, dass Flugzeuge, die länger als üblich am Boden geblieben sind, besondere Inspektionsprotokolle benötigten. Die Ermittler könnten nach Erklärungen in den Wartungsaufzeichnungen suchen, so Wah weiter.

Die Maschine der indonesischen Fluggesellschaft Sriwijaya war am Samstagnachmittag (Ortszeit) zu einem Inlandsflug von Jakarta nach Borneo gestartet. Kurz darauf haben die Fluglotsen den Kontakt zu dem Flugzeug verloren. An Bord der Maschine waren 62 Menschen.

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January 12, 2021 07:08 ET (12:08 GMT)