Während der chinesische Handelsminister Zhong Shan euphorisch von einem "Wunder" sprach, bleibt aber abzuwarten, in wieweit die Abkommen, bei denen es sich auch um Absichtserklärungen und Vorverträge handelt, letztlich umgemünzt werden. Im Beisein von Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping unterzeichneten große US-Konzerne wie der Siemens-Rivale General Electric, der Chiphersteller Qualcomm und Boeing bei einer Zeremonie in der Großen Halle des Volkes am Donnerstag reihenweise lukrative Deals. Trump kritisierte dabei erneut Chinas Überschuss im Handel mit den USA, machte dafür aber zur sichtlichen Freude von Xi nicht Peking, sondern seinen Vorgänger Barack Obama verantwortlich.

Milliardenschwere Abkommen sind bei solchen Staatsbesuchen durchaus üblich. Sie werden aber oft in nicht bindenden Verträgen verpackt, die gerne mit bereits bestehenden Vereinbarungen aufgehübscht werden. So beträgt allein bei Boeing das Volumen für die Bestellung von 300 Flugzeugen laut Listenpreis 37 Milliarden Dollar. Experten zufolge ist aber unklar, um wieviele Neuaufträge es geht. Qualcomm unterzeichnete Vorverträge mit drei chinesischen Handybauern über zwölf Milliarden Dollar. GE zog Aufträge in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar an Land. Auch Experten äußerten sich zurückhaltend. "Ich sehe die große Summe (von 250 Milliarden) etwas skeptisch", sagte Volkswirt Alex Wolf vom Finanzhaus Aberdeen Standard Investments. Es dürfte sich wohl vor allem um Absichtserklärungen handeln.

CHINA WILL MASSIV IN US-GASPROJEKTE INVESTIEREN

Den größten Batzen macht eine fast 84 Milliarden Dollar schwere Absichtserklärung für ein Investment des Konzerns China Energy über einen Zeitraum von 20 Jahren in die Schiefergas-Förderung und in Chemiefabrik-Projekte in West Virginia aus. Der US-Bundesstaat hatte bei der Wahl 2016 mit deutlicher Mehrheit für Trump gestimmt. Zudem beteiligt sich China an dem Ausbau der Flüssiggas-Industrie in Alaska. Diese Vereinbarung sieht ein Investitionsvolumen von 43 Milliarden Dollar vor und soll bis zu 12.000 Jobs in den USA schaffen. Hier sind der Ölgigant Sinopec, die Großbank Bank of China und der chinesische Staatsfonds involviert. Bereits am Mittwoch hatte der chinesische Internet-Händler JD.com zugesagt, Lebensmittel für zwei Milliarden Dollar aus den USA einzuführen.

Trump dürfte die Mega-Deals als Beleg dafür verkaufen, wie stark er den Handel mit China zugunsten der USA umkrempelt. Hatte er doch schon im Wahlkampf der Volksrepublik vorgeworfen, sich mit unfairen Mitteln Vorteile auf dem Weltmarkt zu verschaffen - etwa über Dumpingpreise bei Stahl-Exporten und den Diebstahl geistigen Eigentums. Er hat deswegen auch wiederholt den chinesischen Handelsüberschuss mit den USA scharf kritisiert und erst vergangene Woche als "schrecklich" bezeichnet. Im Oktober verkauften chinesische Firmen nach Daten des Statistikamtes 8,3 Prozent mehr Produkte in die USA. Zugleich stiegen die Einfuhren um 4,3 Prozent. Das führte zu einem Handelsüberschuss von 26,62 Milliarden Dollar - weniger als im September, aber mehr vor Jahresfrist.

US-FIRMEN FORDERN BESSEREN MARKTZUGANG IN CHINA

Bei Xi äußerte sich Trump aber nun deutlich diplomatischer. Nicht China sei dafür verantwortlich, sondern sein Vorgänger Obama habe es zugelassen, dass das US-Defizit im bilateralen Handel aus dem Ruder gelaufen sei. Dies wolle er ändern. "Aber wir werden es fair gestalten und es wird fantastisch für uns beide sein", sagte Trump zu Xi, der dies mit sichtlicher Freude zur Kenntnis nahm. Experten gaben allerdings zu Bedenken, dass sich Trump zwar als großer Dealmaker präsentieren könne, es aber an strukturellen Änderungen in den Handelsbeziehungen mangele.

Auch aus der US-Wirtschaft kamen mahnende Worte, die einen Abbau von Handelsschranken in China forderten. Die Abkommen zeigten, dass die Wirtschaftsbeziehungen intakt seien, sagte der Vorsitzende der Amerikanischen Handelskammer in China, William Zarit. Nun müsse der Fokus aber darauf gerichtet werden, das Umfeld zu verbessern und den Marktzugang in China zu erleichtern. Denn noch immer klagen viele US-Unternehmen - wie auch deutsche Firmen - hier über Benachteiligungen. So werden Internetfirmen wie Facebook und Google oft auch aus Zensurgründen blockiert, die Autobauer Ford und General Motors müssen Joint Ventures eingehen und für Hollywod-Filme gibt es ein striktes Quotensystem.