Von Avi Salzman

NEW YORK (Dow Jones)--Vor einem Jahr war Bitcoin für viele Unternehmen nur eine Kuriosität. Das ändert sich gerade. Mehr als zwei Dutzend börsennotierte Unternehmen besitzen jetzt einige Kryptowährungen. Viele weitere fangen an, Dienstleistungen für Menschen anzubieten, die am Kauf von Bitcoin interessiert sind oder für Unternehmen, die Bitcoin halten oder für Zahlungen akzeptieren wollen. Der Bezahldienst Paypal sorgte letzten Monat für Aufsehen, als das Unternehmen anfing, einigen Nutzern zu erlauben, an der Kasse mit ihren Krypto-Beständen so reibungslos zu bezahlen wie mit einer Mastercard.

Um Bitcoin weiter in den Alltag zu bringen, rüsten traditionelle Banken an der Wall Street ihre aktuellen Systeme hoch, um die gleichen Dienstleistungen für Kryptowährungen anzubieten, wie sie es für Bargeld tun. Die Bank of New York Mellon, die älteste Bank des Landes, kündigte im Februar an, dass sie ihren Kunden bald den gleichen Zugang zu und Schutz für Kryptowährungen bieten wird, den sie für Aktien und andere Vermögenswerte erhalten.

"Wir sind der Meinung, dass digitalen Vermögenswerten die Zukunft gehört; sie werden bleiben", sagt Mike Demissie, der die Bemühungen der Bank leitet. Die Infrastruktur, die jetzt für Kryptowährungen gebaut wird, werde eines Tages auch für andere Vermögenswerte wie Anleihen und Fonds verwendet werden, prognostiziert er.

Da der Besitz von Bitcoin mit Sicherheitsrisiken verbunden ist, können Finanzinstitute für Dienstleistungen wie die Verwahrung Gebühren erheben, die sie bereits für andere Vermögenswerte anbieten. Durch die Entwicklung von Systemen, die den Kunden helfen, Kryptowährungen zu halten und zu handeln, können sie die gleiche Art von Gebühren verdienen, die sie für andere Dienstleistungen erheben - und vielleicht mehr.

Demissie erwartet, dass die Bank of New York Mellon einen Aufschlag zu ihren traditionellen Verwahrungsdiensten erheben wird, wenn sie später in diesem Jahr an den Start geht. "Die tatsächlichen Servicegebühren müssen noch festgelegt werden, aber es würde mich nicht überraschen, wenn sie aufgrund des Risikos, das diese Anlageklasse darstellt, einschließlich der zusätzlichen technologischen Anforderungen, höher ausfallen", sagt er.


Liste der Kunden wächst stetig 

Für die Finanzdienstleister wächst die Liste der potenziellen Firmenkunden. Unter den Unternehmen, die Bitcoin bereits akzeptiert haben, sind das Zahlungsunternehmen Square und der Elektroautohersteller Tesla, dessen Finanzchef Elon Musk kürzlich den Titel "Master of Coin" angenommen hat. Beide Unternehmen haben Bitcoin für ihre Firmenkasse gekauft.

Einige Finanzunternehmen kaufen sich auch direkt. Der Versicherungsriese Massmutual - eher bekannt für Rentenversicherungen und andere weniger aufsehenerregende Produkte - gab im Dezember bekannt, dass er Bitcoin im Wert von 100 Millionen Dollar gekauft hat. Eine Sprecherin nannte es einen Teil "unserer breiteren Strategie, um aus den sich entwickelnden Möglichkeiten Kapital zu schlagen", während sie anmerkte, dass die Investition nur 0,04 Prozent des allgemeinen Investmentkontos der Firma ausmacht.

Die Unternehmen mit den größten Investitionen in Bitcoin werden in der Regel von Personen geführt, die eine persönliche Affinität zu Kryptowährungen haben. Jack Dorsey von Square, Elon Musk von Tesla und Michael Saylor vom Business-Software-Unternehmen MicroStrategy (MSTR) fallen in diese Kategorie. Alle drei Unternehmen besitzen beträchtliche Mengen an Bitcoin und experimentieren damit, diese auf neuartige Weise zu nutzen.

Tesla erlaubt es jetzt, Fahrzeuge direkt mit Bitcoin zu zahlen. Square hat unterdessen ein internes Team, das zu einem Open-Source-Projekt beiträgt, das "der gesamten Branche helfen soll, vom Versprechen einer nativen Internetwährung wie Bitcoin zu profitieren, nicht nur Square", so ein Vertreter.


Bitcoin & Co werden als Währung akzeptiert 

Die Akzeptanz von Kryptowährungen durch Corporate America ist eine große Veränderung. Bitcoins sollten ursprünglich nur Direkt-Zahlungen unter Menschen ermöglichen und Unternehmen sowie Regierungen umgehen. Einige der Unternehmen, die sich heute beteiligen, sind genau die Art von Mittelsmännern, die Bitcoin eigentlich ausschalten sollte. Diese Sichtweise weitet sich nun aber, und auch die Regulierung beginnt zu greifen. Unternehmen, die Kryptowährungen angenehmen, haben sich zusammengeschlossen, um bei den Gesetzgebern für zukünftige Regulierungen zu werben. Fidelity, Square und Coinbase Global sind Teil eines neuen Krypto-Rates für Innovation, der Anfang April gegründet wurde. "Sie werden im Laufe der nächsten Jahre eine große Konvergenz zwischen dem Kryptowährungsfinanzsystem und dem traditionellen Finanzsystem sehen", sagt Zac Prince, CEO von BlockFi.

Die meisten börsennotierten Unternehmen, die Bitcoin besitzen, sind auf Kryptowährungen fokussiert und keine bekannten Namen. Und die meisten Unternehmen, die es in ihr Geschäftsmodell einbauen, gehen erst einmal in kleinen Schritten vor. Square lässt Nutzer seiner App Bitcoin kaufen und verkaufen, aber Händler, die Square nutzen, können es nicht akzeptieren, und es ist nicht klar, wann sie es tun werden.

Die Entscheidung von PayPal, Krypto direkt an die Kasse zu bringen, war bahnbrechend. Aber die Zahlungen werden in Bargeld umgewandelt, bevor sie auf den Konten der Händler landen. Das Gleiche gilt für Mastercard, die in ähnlicher Weise planen, Kunden zu ermöglichen, Dinge in Geschäften mit ihren Krypto-Beständen zu kaufen. Für Konsumenten, die dies tun, gibt es einen Haken: Nach den Regeln der US-Steuerbehörde würde jeder Kauf als steuerpflichtiger Kapitalgewinn betrachtet werden, wenn der Bitcoin an Wert gewonnen hat.

Trotz der Hindernisse positionieren sich Visa und Mastercard als wichtige Akteure der Krypto-Welt. Ein echtes Bitcoin-Netzwerk würde die Kreditkarten-Netzwerke komplett verdrängen, da die Menschen direkt über das Internet Geschäfte tätigen könnten. Visa sieht jedoch viele andere Verwendungsmöglichkeiten für Kryptowährungen, die es dem Unternehmen erlaubten, eine Rolle zu spielen. Das Unternehmen hat damit begonnen, Krypto-fokussierten Unternehmen zu ermöglichen, Zahlungen mit Visa unter Verwendung von digitalen Vermögenswerten abzuwickeln, anstatt sie erst in traditionelle Währungen umwandeln zu müssen.

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April 12, 2021 04:27 ET (08:27 GMT)