Bangalore/Palo Alto (Reuters) - Tesla-Chef Elon Musk will Twitter jetzt doch übernehmen und zwar zu dem ursprünglichen Kaufpreis.

In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC erklärte Musk am Dienstag, man wolle das Geschäft wie am 25. April vereinbart durchziehen. Zuvor hatten die Nachrichtenagentur Reuters und andere Medien unter Berufung auf Insider berichtet, dass der Original-Preis von 54,20 Dollar je Aktie beibehalten werden solle. In einer Erklärung von Twitter hieß es, man strebe weiter ein Verkauf zu dieser Summe an. Warum Musk seinen seit Monaten anhaltenden Streit mit dem Kurznachrichtendienst aufgab, war zunächst unklar. Die Nachricht ließ die Twitter-Aktie im Verlauf zunächst um fast 13 Prozent auf 47,93 Dollar steigen, bevor das Papier vom Handel ausgesetzt wurde.

Musk hatte im April angekündigt, er wolle Twitter für 44 Milliarden Dollar übernehmen. Im Juli hatte er dann mit Verweis auf angebliche Falschaussagen Twitters zur Anzahl von Scheinkonten auf der Plattform erklärt, er werde den Kauf nicht vollziehen. Musk und Twitter haben sich gegenseitig verklagt. Der Beginn des Gerichtsprozess im Bundesstaat Delaware war für den 17. Oktober geplant. In einer ersten Einschätzung erklärte der Analyst Dave Ives von Wedbush, Musk habe offenbar erkannt, dass er kaum Chancen auf einen Sieg vor Gericht habe, und dass der Deal "so oder so abgeschlossen werden wird".

TRUMP-ANHÄNGER HOFFEN AUF ENDE DER VERBANNUNG

Die Twitter-Aktionäre haben bereits dem Verkauf an Musk zugestimmt. Daher könnte das Geschäft in den kommenden Wochen eher schnell zum Abschluss gebracht werden, sollten sich beide Parteien auf die ursprünglichen Vorgaben verständigen. Auch die Finanzierung wäre vergleichsweise einfach. Musk hat seit seiner Ankündigung zum Kauf von Twitter Tesla-Aktien im Wert von 15,4 Milliarden Dollar verkauft. Einige Experten gehen davon aus, dass er weitere Anteile an den E-Auto-Bauer veräußern könnte, um die Übernahme zu finanzieren. Die Tesla-Aktie lag am Dienstag kurz vor Ende des Handels in New York 2,5 Prozent im Plus.

Mit dem Kauf würde der reichste Mann der Welt eine der einflussreichsten Medienplattformen des Planeten übernehmen. Im Zusammenhang mit dem Gerichtsverfahren waren Textbotschaften veröffentlicht worden, wonach er Twitter von einem Werbe- zu einem Abo-Modell umbauen möchte. Zudem sollten Dienste wie Geldtransfers ermöglicht werden. Das Geschäft hätte zumindest in den USA auch eine politische Dimension. Anhänger des ehemaligen Präsidenten Donald Trump hoffen, dass Musk dessen Nutzerkonto wieder freigeben würde. Der Republikaner war nach der Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger am 6. Januar 2021 von Twitter verbannt worden.

(Geschrieben von Scot W. Stevenson; Redigiert von Birgit Mittwollen; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Anirban Sen und Tom Hals