Zürich (awp) - Die Temenos-Aktien setzen am Mittwoch ihren Sinkflug vom Vortag fort. Der Genfer Bankensoftware-Spezialist hatte vorbörslich erste Ergebnisse zum Geschäftsverlauf im vierten Quartal mitgeteilt und damit die Erwartungen am Markt vor allem bei der Umsatzentwicklung nicht ganz getroffen.

Gegen 09.45 Uhr notieren Temenos um 2,0 Prozent im Minus auf 114,75 Franken, nachdem sie zum Handelsbeginn um mehr als 4 Prozent abgesackt waren. Der Gesamtmarkt (SPI) legt derweil 0,2 Prozent zu. Bereits am Vortag hatten die Temenos-Aktien an der Schweizer Börse um 4,5 Prozent abgegeben, nachdem die Analysten der Credit Suisse ihre Handelsempfehlung auf "Underperform" von "Neutral" und das Kursziel auf 97 von bisher 112 Franken gesenkt hatten.

In ihren Kommentaren vom Mittwoch machen die Analysten in den provisorischen Eckdaten für das Schlussquartal sowohl Licht wie auch Schatten aus. Vor allem mit den Umsatzzahlen lag Temenos unter den Konsenserwartungen am Markt, während der Betriebsgewinn auch im Schlussquartal von den Bemühungen des Softwareherstellers zur Eindämmung der Kosten profitiert hatte, heisst es etwa in einer Reaktion von Jefferies-Analyst Paul Kratz.

Für die ZKB fiel der Quartalsumsatz rund 10 Prozent unter den Schätzungen aus. Gerade das Geschäft mit den Softwarelizenzen habe sich schwach entwickelt, so Analyst Andreas Müller. Offenbar seien auch nicht alle verschobenen Deals der ersten drei Quartale 2020 nun im vierten Quartal angefallen. Die EBIT-Verbesserungen seien zudem unter anderem wohl auf tiefere Kosten für Reisespesen oder Verkaufskommissionen zurückzuführen - die bei höherer Aktivität wieder ansteigen dürften.

Goldman Sachs-Experte Guatam Pillai sieht sich derweil vor allem vom Unterhalts- und Servicegeschäft enttäuscht. Zwar stelle Temenos insgesamt einen klaren Umsatzanstieg für 2021 und eine mittelfristige Margenverbesserung in Aussicht. Gleichzeitig fehlten aber die Hinweise auf eine starke Beschleunigung des Lizenzwachstums im neuen Jahr - dies trotz einer tiefen Vergleichsbasis. Entsprechend bekräftigt der Analyst sein Rating "Sell" für die Temenos-Titel.

Die gegenüber den Temenos-Titeln seit langem skeptische Baader Helvea attestiert dem Unternehmen zwar eine anhaltende Erholung bei den Lizenzumsätzen. Auch wenn der Umsatz mit cloudbasierten Lösungen weiter klar angestiegen ist, so zieht Analyst Knut Woller aber auch die These einer sprunghaften Nachfrageverschiebung in Richtung des SaaS-Geschäfts (Software as a Service) in Zweifel.

Aus Sicht von Vontobel-Analyst Michael Foeth sind die Eckdaten solide. Diese sollten die Ängste der Anleger im Hinblick auf die Veröffentlichung des detaillierten Jahresergebnisses vom 17. Februar etwas dämpfen, meint er. Die Banken würden 2021 weltweit ihre Transformations-Projekte wieder aufnehmen, meint Foeth, der seine Kaufempfehlung bestätigt.

Auch das Investmenthaus Bryan Garnier zählt auf die Wiederaufnahme der Investitionen von Banken in ihre Transformationen. Dabei dürften "Neo-Banken" und kleinere Häuser das SaaS-Modell übernehmen, während grosse Banken weiterhin Lizenzen kauften, gibt sich Analyst Gregory Ramirez überzeugt, der die Titel ebenfalls zum Kauf empfiehlt.

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