DÜSSELDORF (awp international) - Der spanische Telefonica-Konzern stemmt sich gegen Gerüchte über einen möglichen Verkauf seines Deutschland-Geschäfts. "Deutschland ist strategisch wichtig für uns", sagte Konzernchef Jose Maria Alvarez-Pallete in einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). "Wenn wir verkaufen wollten, hätten wir von KPN nicht für 8,5 Milliarden Euro E-Plus gekauft."

Telefonica, zunächst mit der Marke O2 in Deutschland aktiv, hatte 2014 den Mobilfunker E-Plus übernommen und war dadurch gemessen an der Kundenzahl zum grössten Mobilfunker Deutschlands aufgestiegen. Der Telefonica-Chef betonte, Deutschland sei der grösste Telekommunikationsmarkt in Europa und dabei stabil und wachsend. Es sei daher "extrem wertvoll", hierzulande den grössten Mobilfunkanbieter zu besitzen. "Deshalb wollen wir das Deutschland-Geschäft nicht verkaufen." Auch ein Verkauf von Aktien der deutschen Tochter sei nicht geplant.

Alvarez-Pallete verwehrte sich gleichzeitig gegen Kritik an der Netzqualität in Deutschland, räumte aber auch Fehler ein. "Wir haben für den Umbau länger gebraucht, als wir intern dachten." Bis Ende des Jahres wolle der Konzern nun alle Arbeiten abschliessen. Telefonica werde dann ein "hervorragendes Netz" haben, insbesondere in Städten und Vorstädten. Auf dem Land jedoch könne Telefonica nicht komplett mit der Infrastruktur des Konkurrenten Deutsche Telekom mithalten, bekannte Alvarez-Pallete.

Alvarez-Pallete leitet den Telefonica-Konzern seit April 2016. Sein Vorgänger Cesar Alierta hatte mit Zukäufen rund um den Globus hohe Schulden angehäuft. Die Zeit der Übernahmen ist für seinen Nachfolger vorerst vorbei: "Solange wir die nötigen Grössenvorteile besitzen, brauchen wir nicht weiter zu wachsen", betonte der 54-jährige Spanier. "Wir wollen jetzt unsere Position konsolidieren und das Unternehmen umbauen."

Den hohen Schuldenberg von rund 43 Milliarden Euro habe Telefonica beschlossen, organisch abzubauen, "und nur zu verkaufen, wenn wir einen guten Preis erzielen können". Telefonica haben in den vergangenen sieben Jahren weltweit Milliarden in den Netzausbau gesteckt. Da die Kunden inzwischen bereit seien, mehr für eine schnellere Datenübertragung zu zahlen, stiegen auch Umsätze, Gewinn und der Barmittelüberschuss, "sodass wir Schulden abbauen können"./tav/stw/fba