FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben auch zu Wochenbeginn weiter nachgegeben, allerdings bei klar reduziertem Tempo. Die Stimmung bleibt angeschlagen angesichts der zunehmenden Rezessionsrisiken. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im September auf 84,3 von 88,6 eingebrochen. "Dieser wichtige Frühindikator signalisiert für das Winterhalbjahr mehr denn je eine Rezession. Der Energiepreisschock lässt die Kaufkraft der Konsumenten einbrechen und macht die Produktion vieler Unternehmen unrentabel", kommentierte die Commerzbank. Deutschland stehe vor einem wirtschaftlich schwierigen Winter.

Der DAX verlor 0,5 Prozent auf 12.228 Punkte, der Euro-Stoxx-50 büßte um 0,2 Prozent auf 3.343 Stellen ein. Von Verstimmung über das Wahlergebnis in Italien mit einem sich abzeichnenden Rechtsruck kann derweil keine Rede sein, eher im Gegenteil. Die Mailänder Börse setzte sich mit dem voraussichtlichen Sieg von Giorgia Meloni und ihrer Rechtsaußen-Partei Fratelli d'Italia (FDI) europaweit am Montag ab und schloss mit 0,7 Prozent deutlicher im Plus. Relativ entspannt fiel nach einem nur anfänglich scharfen und kurzen Rücksetzer auch die Reaktion beim Euro aus. Er kostete zu Börsenschluss mit 0,9614 Dollar allerdings weniger als am Freitag.


   Schuldenkrise in Italien steht nicht vor der Haustür 

Wie erwartet scheint ein Bündnis aus drei rechten und Mitte-Rechts-Parteien die italienischen Wahlen gewonnen zu haben, allerdings wird eine Zweidrittelmehrheit wohl verfehlt. Damit fehlen die Stimmen für Verfassungsänderungen. Die Rechtskoalition hatte im Wahlkampf teure Vorschläge präsentiert, um den Folgen von Energiekrise und Inflation beizukommen. Dazu gehören massive Steuersenkungen - ohne Erklärung, wie diese finanziert werden sollen.

Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei Berenberg, hält aber die Wahrscheinlichkeit für gering, dass sich eine von Meloni geführte Regierung so sehr über die EU-Regeln hinwegsetzen werde, dass ein fiskalisch herausgefordertes Italien dadurch auf eine Schuldenkrise zusteuern könnte. "Wir müssen uns zwar auf einige Unruhe einstellen, zum Beispiel in Bezug auf Migrationsfragen, aber wir erwarten keine größeren wirtschaftlichen, finanziellen oder politischen Umwälzungen", so der Chefvolkswirt.

Unternehmensseitig war die Nachrichtenlage sehr dünn. Für Gesprächsstoff sorgte weiter der Börsengang der Porsche AG am 29. September. "Das Interesse an dem Börsengang ist riesig", so ein Marktteilnehmer. Im Handel hieß es, dass Gebote unter 82,50 Euro, und damit am oberen Ende der Zeichnungsspanne von 76,50 bis 82,50 Euro, wenig Aussichten auf Erfolg hätten. Selbst bei 82,50 Euro seien die Bücher mehrfach überzeichnet. Die euphorische Nachricht spiegelte sich auch im Handel per Erscheinen wider. Dort wurden Porsche AG 94 zu 98 Euro gestellt, was starke Kursaufschläge am Tag der Erstnotiz indiziert.

Mit Aufschlägen von 1,8 Prozent hielten sich Unilever deutlich besser als der Gesamtmarkt. CEO Alan Jope hat seinen Rückzug vom Posten des Vorstandsvorsitzenden Ende 2023 angekündigt. Die gescheiterten Übernahmepläne für die Sparte rezeptfreie Medikamente von GSK hatten Zweifel an Jope ausgelöst, Rufe nach einer Aufspaltung des Konzerns wurden laut. Die Anleger setzen nun auf einen Neuanfang, auch wenn dieser nicht unmittelbar erfolgt.


   Spekulationen treiben Telecom Italia 

Für Telecom Italia ging es um 2,6 Prozent nach oben. Im Vorfeld der Wahlen hatte es Berichte gegeben, dass die Partei Fratelli d'Italia plane, das Unternehmen von der Börse zu nehmen und Teile zu verkaufen, um den Schuldenberg zu senken. Zudem gehe es darum, in Italien eine nationale Breitbandinfrastruktur zu schaffen, heißt es an der Börse. Mit dem Wahlausgang und dem Sieg des Mitte-Rechts-Bündnisses werde ein solches Szenario mittelfristig wahrscheinlicher, so ein Marktteilnehmer.

Bei Uniper ging es nach dem Schreck über die Verstaatlichung weiter nach oben, und zwar sehr kräftig um 22,7 Prozent auf 4,34 Euro. An der Börse sorgte dies für Stirnrunzeln, wird doch der Staat über die Kapitalerhöhung zu 1,70 Euro je Aktie als zukünftiger Großaktionär 99 Prozent der Aktien halten. Bei Hypoport ging es nach dem über 40-prozentigen Einbruch um 2,7 Prozent nach oben. Um mehr als eine technische Gegenbewegung dürfte es sich aber nicht gehandelt haben.


=== 
Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.342,56        -6,04        -0,2%         -22,2% 
Stoxx-50               3.322,24       -14,39        -0,4%         -13,0% 
Stoxx-600                388,75        -1,65        -0,4%         -20,3% 
XETRA-DAX             12.227,92       -56,27        -0,5%         -23,0% 
FTSE-100 London        7.001,83       -16,77        -0,2%          -5,0% 
CAC-40 Paris           5.769,39       -14,02        -0,2%         -19,3% 
AEX Amsterdam            640,41        +1,13        +0,2%         -19,7% 
ATHEX-20 Athen         1.904,20       -12,05        -0,6%         -11,1% 
BEL-20 Bruessel        3.389,04       -31,95        -0,9%         -21,4% 
BUX Budapest          38.528,86      -128,55        -0,3%         -24,0% 
OMXH-25 Helsinki       4.368,87       -22,53        -0,5%         -21,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul   3.532,52       -23,15        -0,7%         +74,4% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.523,01        -5,76        -0,4%         -18,3% 
PSI 20 Lissabon        5.487,44       -71,51        -1,3%          -2,8% 
IBEX-35 Madrid         7.508,50       -75,00        -1,0%         -13,8% 
FTSE-MIB Mailand      21.207,25      +140,70        +0,7%         -23,0% 
RTS Moskau             1.043,44       -98,37        -8,6%         -34,6% 
OBX Oslo               1.033,98        +7,98        +0,8%          -3,2% 
PX  Prag               1.151,08       -17,05        -1,5%         -19,3% 
OMXS-30 Stockholm      1.811,78        -6,18        -0,3%         -25,1% 
WIG-20 Warschau        1.433,08       -24,70        -1,7%         -36,8% 
ATX Wien               2.721,15       -10,31        -0,4%         -28,5% 
SMI Zuerich           10.072,62       -65,16        -0,6%         -21,8% 
* zu Vortagsschluss 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Mo, 9:26  Fr, 17:05   % YTD 
EUR/USD                0,9614        -0,6%     0,9653     0,9713  -15,4% 
EUR/JPY                138,96        +0,1%     138,83     139,08   +6,2% 
EUR/CHF                0,9551        +0,5%     0,9508     1,0186   -7,9% 
EUR/GBP                0,9009        +0,8%     0,9080     0,8896   +7,2% 
USD/JPY                144,54        +0,7%     143,79     143,20  +25,6% 
GBP/USD                1,0674        -1,3%     1,0650     1,0916  -21,1% 
USD/CNH (Offshore)     7,1679        +0,4%     7,1649     7,1430  +12,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.078,41        +1,8%  18.723,54  18.626,80  -58,7% 
 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               77,36        78,74      -1,8%      -1,38   +9,9% 
Brent/ICE               84,99        86,15      -1,3%      -1,16  +14,9% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF              173,01       185,50      -6,7%     -12,49  +197,6% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.633,18     1.644,00      -0,7%     -10,82  -10,7% 
Silber (Spot)           18,70        18,86      -0,9%      -0,17  -19,8% 
Platin (Spot)          858,08       861,50      -0,4%      -3,43  -11,6% 
Kupfer-Future            3,34         3,37      -0,8%      -0,03  -24,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/err

(END) Dow Jones Newswires

September 26, 2022 12:12 ET (16:12 GMT)