Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

CREDIT SUISSE: Der Schweiz-Chef der Credit Suisse, André Helfenstein, bemüht sich im Gespräch mit der "SonntagsZeitung" um Beruhigung. Nur wenige Kundinnen und Kunden der CS hätten ihre Konten nach dem Geldabzug auch wirklich geschlossen. "Wir haben insgesamt 1 Prozent unserer Vermögensbasis verloren" sagte CS-Schweiz-Chef André Helfenstein im Interview mit dem Blatt. Gleichzeitig betont der Manager. dass die CS in der Schweiz profitabel sei. Nach den ersten neun Monaten dieses Jahres liege ein Vorsteuergewinn von über 1,2 Milliarden Franken vor, so Helfenstein. Gleichzeitig erteilt der Schweiz-Chef einer Aufteilung der Bank in einen Schweizer und einen internationalen Teil sowie dem Verkauf des Privatkundengeschäfts und des Asset-Managements eine Absage. Was den geplanten Stellenabbau betrifft, betont Helfenstein, dass die Bank alles daran setze, diesen weiterstgehend über natürliche Abgänge zu regeln. (SoZ, S. 40; siehe auch separate Meldung)

STADLER RAIL: Wenn der noch Chef von Stadler-Rail, Peter Spuhler, im kommenden Jahr den CEO-Posten an Markus Bernsteiner übergibt, falle ihm dieser Schritt nicht schwer. Immerhin habe er bereits 2020 versucht, den Posten abzugeben, wie Spuhler im Gespräch mit der "SonntagsZeitung" erklärt. Gleichzeitig kommen auf seinen Nachfolger, aber auch die komplette Exportwirtschaft neue Probleme zu, ist sich der Manager sicher. In der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie sei der Auftragseingang im 3. Quartal um 21 Prozent eingebrochen. "Es schlägt also bereits wieder durch", sagte er. Es herrsche ein "toxischer Mix" aus Lieferengpässen, Preissteigerungen, Fachkräftemangel und den Spannungen zwischen den USA und Russland sowie China. "Seit 2010 sind wir praktisch immer im Krisenmodus." Gleichzeitig schränkt Spuhler ein, dass die Schweiz in puncto Lohnsteigerung und Inflation wahrscheinlich besser wegkomme als andere Länder. (SoZ, S. 43; siehe auch separate Meldung)

TECAN: Der Laborausrüster ist auch im zweiten Semester weiter auf Normalisierungskurs. Dies bestätigt CEO Achim von Leoprechting im Gespräch mit "Finanz und Wirtschaft". Zwar geht der Manager für die zweite Jahreshälfte davon aus, dass die Einnahmen mit PCR-Tests bloss noch bei 10 Millionen Franken nach 50 Millionen im ersten Halbjahr und bis zu 170 Millionen in den beiden Vorjahren betragen. Der Manager gibt sich dennoch zufrieden. "In beiden Geschäftsfeldern und allen Regionen stösst unser Angebot auf eine rege Nachfrage. Der Auftragseingang ist sehr robust geblieben." Tecan habe während der Pandemie "eine ganze Reihe" neuer Kunden gewonnen. Zudem macht der Manager den Fachkräftemangel mit dafür verantwortlich, dass die Nachfrage nach Labordienstleistungen "generell resilient" geblieben ist. Viele Kunden von Tecan seien unter Kostendruck. Automation sei für sie ein Hilfsmittel, von Personalengpässen unabhängig zu werden. Entsprechend zuversichtlich gibt sich von Leoprechting auch mit Blick auf die Mittelfristziele. (FuW, S. 10)

MIGROS: Bei der Migros könnte bald Schluss sein mit der regionalen Gleichberechtigung, berichtet die "SonntagsZeitung". Bisher hatten alle zehn Regionen bei wichtigen Entscheiden je eine Stimme. Nun wollen einflussreiche Regionalvertreter dies ändern. Unter der Regie der Genossenschaften solle eine neue Einheit entstehen, die für das Supermarktgeschäft zuständig ist. "Es ist ein grundsätzliches Problem, dass solidarisch abgestimmt wird", sagte eine mit der geplanten Neuausrichtung vertraute Quelle. Dies führe zu zufälligen Mehrheiten und sorge bei den grösseren Genossenschaften für Frust. "Schlussendlich einigt man sich stets auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Das reicht einfach nicht mehr." Auch sei es der Zentrale in Zürich bislang nicht gelungen, die zehn Genossenschaften in wichtigen Fragen auf eine Linie zu bringen. Im Falle einer neuen Aufteilung würden die kleinen Genossenschaften aus der Westschweiz und dem Tessin an Einfluss verlieren. Dennoch leisten sie laut SoZ kaum Widerstand. (SoZ, S. 41)

BIG DATA: Die Schweiz hat nach Ansicht von Felix Gutzwiller, Gesundheitsexperte und ehemaliger FDP-Ständerat, noch deutliches Aufholpotenzial wenn es um eine effiziente Datennutzung in Spitälern und Arztpraxen geht. Das zeige schon die schleppende Einführung des elektronischen Patientendossiers, wie er im Gespräch mit der "NZZ am Sonntag" erklärt. "Der Datenfriedhof ist gross." Dennoch: Mit Corona habe sich vieles beschleunigt. Damit sei zwar Bewegung in die Diskussionen gekommen, allerdings gebe es nun auch wieder die Befürchtung, dass mit dem Ende der Corona-Pandemie vieles wieder einschlafe. Eine stärkere Nutzung der vorhandenen Daten würden auch für eine bessere Forschung sowie tiefere Kosten sorgen, glaubt Gutzwiller. Heute liege das wirtschaftliche Potential brach: "Wir verlieren ein paar Milliarden Franken pro Jahr, davon bin ich überzeugt." (NZZaS, S. 14)

HEILSARMEE: Die Heilsarmee kämpft seit Jahren mit schrumpfenden Einnahmen. Wie die "NZZ am Sonntag" berichtet, sind die Einnahmen in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent auf 184 Millionen Franken im vergangenen Jahr eingebrochen. Der Grund: zunehmende Konkurrenz. So hat die Heilsarmee diverse Aufträge verloren. Daniel Imboden, neuer Chef der Heilsarmee, kündigt gegenüber dem Blatt an, er wolle die Organisation wieder auf einen Wachstumspfad führen. "Auf über 200 Millionen Franken Umsatz zu kommen, wäre schön", so Imboden. Dazu könnten etwa die Brockenhäuser beitragen, die die Heilsarmee betreibt. Hier "würde es noch ein, zwei mehr vertragen", sagt Imboden. 2021 machten die 21 Brockenhäuser rund 24 Millionen Franken Umsatz. Tendenz steigend. Ausserdem denke man schon länger über die Lancierung eines Brocki-Onlineshops nach. "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir das in den nächsten zwei Jahren wagen", sagt Imboden. (NZZaS, S. 33)

AUTOBAHNAUSBAU: Das Schweizer Autobahnnetz soll ausgebaut werden. Nur so könne verhindert werden, dass sich die bereits bestehenden Engpässe nicht noch weiter verschärfen, schreibt der Tagesanzeiger. Für 4 Milliarden Franken wolle der Bund die Nationalstrassen punktuell ausbauen, namentlich in Bern, Basel, Schaffhausen und St. Gallen. Das Parlament wird demnach bis im nächsten Sommer über die Vorschläge befunden haben. Das letzte Wort dürfte indes das Stimmvolk haben. Denn der Verein Umverkehr hat den Beschluss gefasst, ein Referendum anzustreben. Damit wolle der Verein einen Grundsatzentscheid provozieren, so das Blatt weiter. Aus seiner Sicht verunmöglicht nämlich ein Autobahnausbau das von Bundesrat und Parlament anvisierte Klimaziel, netto null bis 2050 zu erreichen. (TA, S. 1, 5)

RUSSISCHE OLIGARCHEN: Russische Oligarchen im Umfeld vom russischen Präsidenten Wladimir Putin haben offenbar den Finanzplatz Schweiz zur Finanzierung teurere Yachten genutzt. Dies haben Recherchen der "SonntagsZeitung" ergeben. Demnach soll der Bau hunderte Millionen teurer Megayachten zum Teil über die kleine Privatbank "Heritage" in Genf finanziert worden sein. Drei der weltweit grössten Yachten wurden in den vergangenen Monaten von Behörden in den USA und Italien konfisziert. Sie gehören offiziell über verschachtelte Firmenkonstruktionen dem russischen Oligarchen Eduard Chudainatow. Westliche Ermittler vermuten aber, dass die Luxusschiffe tatsächlich Russlands Präsidenten Putin und seinen engsten Vertrauten zur Verfügung standen. So wurde Chudainatow 2016 Kunde der Genfer Privatbank. Ebenfalls in das Yacht-Business involviert war offenbar ein Schweizer Finanzmanager. Er hielt zeitweise Aktien jener Firma, die als Besitzerin der Yacht "Scheherazade" auftrat. Der Name der kleinen Privatbank stehe in Dokumenten, die bei einer Hausdurchsuchung bei der Schiffswerft Lürssen gefunden wurden, so die SoZ. (SoZ, S. 39/40)

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