Zürich (awp) - Im Geschwindigkeitsrennen auf dem Festnetz drückt jetzt auch die Swisscom aufs Gas. Der "blaue Riese" erhöht die maximale Surfgeschwindigkeit auf dem Glasfasernetz auf 10 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s).

Davon würden die Kunden sukzessive ab März profitieren, hiess es am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Bisher hatte das höchste Tempo bei 1 Gbit/s gelegen.

Damit zieht die Swisscom mit Konkurrentin Salt gleich, die als erste Anbieterin in der Schweiz bereits im März 2018 das Spitzentempo von 10 Gbit/s auf Glasfasern eingeführt hatte. Erst vor kurzem haben die Kabelnetzbetreiber UPC und Quickline den Speed auf 1 Gbit/s erhöht.

Bisher nur wenige Highspeedsurfer

In den Genuss der neuen Spitzengeschwindigkeit von 10 Gbit/s kämen allerdings nur jene Kunden mit einem Abo L, das heute schon das Maximaltempo biete, erklärte Privatkundenchef Dirk Wierzbitzki. Diese Kunden müssten nicht mehr bezahlen: "Der Preis bleibt gleich, die Geschwindigkeit verzehnfacht sich."

Allerdings sind das nur wenige Kunden: Von den 2 Millionen Breitbandanschlüssen in der Schweiz hätten nur 60'000 auf dem Glasfasernetz die Höchstgeschwindigkeit von 1 Gbit/s abonniert. Dabei decken die Glasfasern ein Drittel aller Haushalte in der Schweiz ab. "Das heisst, dass nicht alle, die im superschnellen Glasfasernetz sind, den höchsten Speed nutzen", sagte Wierzbitzki am Rande im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Für die Temposteigerung brauche es Änderungen bei der Hardware und Software in den Telefonzentralen. Wie hoch die Kosten dafür seien, wollte Swisscom-Chef Urs Schaeppi im Gespräch nicht beziffern. Auch zu Hause brauchen die Kunden eine neue Internetbox. Diese bietet zusätzlich noch den neuesten Wifi-6-Standard, der erst vor zwei Monaten verabschiedet wurde. Damit verdoppelt sich auch die Geschwindigkeit beim drahtlos Surfen. Die Swisscom spricht von einer WLAN-Geschwindigkeit von bis zu 4,8 Gbit/s.

Swisscom TV an Netflix und Co angepasst

Gleichzeitig reagiert die Swisscom beim Fernsehen auf den Erfolg der Streaminganbieter wie beispielsweise Netflix und die Zersplitterung der Sportrechteinhaber. Während früher fast alle Fussball- und Eishockeyspiele von der Swisscom-Tochter Teleclub ausgestrahlt wurden, sind heute die Live-Übertragungen auf mehrere Anbieter wie Sky, Dazn, Teleclub oder Mysports aufgeteilt. Auf der bisherigen Swisscom-TV-Plattform sind die externen Anbieter in einem Untermenü etwas versteckt.

Nun hat die Swisscom ihr Fernsehen modernisiert. Beim neuen Betriebssystem können die Kunden ihre Lieblingsprogramme auf dem Startbildschirm einrichten. Dann tauchen beispielsweise Netflix, Sky oder Dazn ganz oben bei den Bildschirmkacheln auf.

Zudem wurden die Suchfunktionen verbessert. Wenn der Nutzer beispielsweise nach Fussball sucht, werden alle Sendungen vom Free-TV, Bezahl-TV und Streaminganbietern angezeigt. Dazu kann der Zuschauer auch Tabellen, Resultate, Spielpläne oder Informationen über die Clubs abfragen. "Wir bringen alles an eine Stelle. Der Kunde muss nicht mehr überlegen, in welcher App was gezeigt wird", sagte TV-Entwicklungsverantwortlicher Thomas Birchmeier der AWP.

Zudem kann das modernisierte Swisscom TV per Sprachbefehl oder Knopfdruck ganze Werbeblöcke überspringen. Damit muss man nicht mehr mühsam spulen. Das funktioniert aber nur bei eigenen Aufnahmen. Im zeitversetzten Fernsehen geht der Befehl "Werbung überspringen" aus rechtlichen Gründen nicht, wie Birchmeier erklärte.

Auch den exakten Anfang von Sendungen bietet das modernisierte Swisscom TV. Überdies kann man mehrere Serienfolgen hintereinander unterbruchsfrei anschauen, auch wenn die einzelnen Folgen auf unterschiedlichen Sendern zu verschiedenen Zeiten aufgenommen wurden. Keine Freude daran dürften die werbefinanzierten TV-Sender haben.

jb/rw