Zürich (awp) - Der Telekomkonzern Swisscom veröffentlicht am Donnerstag, 29. April, die Ergebnisse zum ersten Quartal 2021. Zum AWP-Konsens haben insgesamt vier Analysten beigetragen.

Q1 2021E
(in Mio Fr.)    AWP-Konsens    Q1 2020A   
 
Umsatz              2698        2737         
EBITDA              1076        1111           
Reingewinn           353         394                  
 

FOKUS: Die Flut an Sonderangeboten auf dem Markt nach der Fusion von Sunrise und UPC sowie die Auswirkungen der Corona-Reisebeschränkungen auf die Roaming-Einnahmen dürften im Startquartal an den Ergebnissen der Swisscom genagt haben. Analysten rechnen mit einem weiteren Rückgang von Umsatz, EBITDA und Reingewinn.

Die rekordhohe EBITDA-Marge für ein Startquartal aus dem vergangenen Jahr dürfte sich nicht wiederholen, schätzt die ZKB. In der Schweiz wird der Preisdruck wiederum an den Ergebnissen nagen, was die Swisscom mit Einsparungen aufzufangen versucht. In Italien dürfte dagegen die Breitbandtochter Fastweb weiter gewachsen sein. Insgesamt erwarten die Analysten, dass die Swisscom ihre Jahresziele bestätigen werde.

ZIELE: Für das laufende Jahr 2021 erwartet die Swisscom einen Umsatz von rund 11,1 Milliarden Franken. Davon dürften etwa 8,5 Milliarden Franken von der Swisscom ohne Fastweb stammen und rund 2,4 Milliarden Euro von Fastweb. Beim EBITDA will der Branchenprimus rund 4,3 Milliarden erzielen. Dazu soll die Swisscom ohne Fastweb etwa 3,4 Milliarden Franken beisteuern und Fastweb rund 0,8 Milliarden Euro. Als Investitionen sind 2,3 Milliarden Franken geplant. Ausserdem wird eine erneut unveränderte Dividende von 22 Franken versprochen, wenn die Ziele erreicht werden.

PRO MEMORIA: Die Verfassungskammer in Genf hat vergangene Woche das kantonale Gesetz eines verstärkten Moratoriums für den Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes aufgehoben. Die drei Mobilfunkanbieter Swisscom, Sunrise und UPC siegten damit in dem Gerichtsstreit. Das Gericht befand, das Gesetz verstosse gegen das Bundesrecht.

Mitte März hatte die Stadt Kriens das vor einem Jahr erlassene Moratorium für adaptive 5G-Antennen aufgehoben. Die neun pendenten Gesuche werden nun weiterbearbeitet. Der Stadtrat stützte sich auf ein entsprechendes Leiturteil des Luzerner Kantonsgerichts. Dieses befand, dass alleine das Fehlen einer Vollzugshilfe kein ausreichender Grund sei, ein Baugesuch nicht zu bearbeiten.

Nach dem Erlass der Vollzugshilfen für die Messung der neuen 5G-Handyantennen im Februar hoffen Swisscom, Salt und Sunrise-UPC auf ein Ende der Blockade durch Kantons- und Gemeindebehörden bei der Bewilligung von Handyantennen. Für einen vollen Ausbau des 5G-Netzes reichen die neuen Vollzugshilfen des Bundes allerdings nicht. Dies zeigt eine Umfrage der Nachrichtenagentur AWP bei Vertretern der Telekombranche von Ende Februar. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hatte nach langer Verspätung die Vollzugshilfen veröffentlicht, die bestimmen, wie die Messung der Antennenstrahlung erfolgen soll. Das war fast zwei Jahre lang nach Versteigerung der 5G-Frequenzen im Frühling 2019 unklar geblieben. 5G-Gegner kritisierten den Entscheid.

In der vergangenen Woche hat die Swisscom die 2019 lancierte Werbeplattform Beem eingestellt. Das Geschäftsmodell des Telekomunternehmens wird wegen den anhaltenden Unsicherheiten im Werbemarkt Schweiz aufgrund der Covid-19-Pandemie eingestampft. Begründet wird der Schritt von der Swisscom damit, dass nicht geplante Investitionen beim Plattform-Geschäftsmodell nötig gewesen wären.

Nach beinahe 30 Jahren hat die Swisscom das 2G-Netz Mitte April endgültig abgeschaltet. Die nun freigewordenen Kapazitäten im Mobilfunknetz will Swisscom für die neueren Technologien 4G und 5G nutzen. Der Anteil des über 2G übertragenen Verkehrs war laufend gesunken und lag Ende 2020 bei weniger als 0,03 Prozent.

Die Swisscom bringt mit den vier Banken SEBA, Swissquote, Sygnum und Vontobel bankfähige Referenzpreise für digitale Assets auf den Weg (Swiss Institutional Digital Asset Reference Rate (SIDAR)). Während eines zweiwöchigen Testzeitraums wurden tägliche Fixings für Bitcoin und Ether durchgeführt. Dabei fungierten die Banken als Datengeber und Swisscom als Berechnungsstelle. Im Gegensatz zu bisherigen Preisquellen basiert die SIDAR ausschliesslich auf Daten von regulierten Banken und Finanzinstituten.

Anfang April nahm die neue gegründete italienische Glasfasernetz-Firma FiberCop, an der die Swisscom-Tochter Fastweb beteiligt ist, den Betrieb auf. KKR Infrastructure hat kurz vor Ostern die Übernahme von 37,5 Prozent der Aktien an FiberCop von Telecom Italia (TIM) abgeschlossen. Gleichzeitig hat Fastweb 4,5 Prozent der FiberCop-Aktien übernommen. Dafür hat Fastweb seine 20 Prozent-Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen Flash Fiber, das es mit TIM betreibt, in FiberCop eingebracht. FiberCop erlaubt es TIM, Fastweb und anderen Telekomanbietern, gemeinsam in den Ausbau des Glasfasernetzes zu investieren.

Ende März haben die Aktionäre der Swisscom an der Generalversammlung allen Anträgen des Verwaltungsrates zugestimmt. Unter anderem wählten sie Michael Rechsteiner als Nachfolger von Hansueli Loosli ins Präsidium des Verwaltungsrats. Loosli hatte mit zwölf Jahren die maximale Amtsdauer erreicht und war deshalb nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Neu wählten die Aktionäre zudem Guus Dekkers in den Verwaltungsrat.

Die Swisscom und die Börsenbetreiberin SIX wollen ihre bereits vorhandenen jeweiligen Open Finance-Angebote kompatibel machen. Die Zusammenarbeit soll Anbietern und Bezügern von Finanzdienstleistungen die Nutzung von Open Finance erleichtern, wie die SIX Ende März mitteilte. Finanzielle Angaben zur Kooperation werden nicht gemacht.

Die vier bundesnahen Betriebe Post, SBB, Swisscom und Skyguide haben die strategischen Ziele des Bundesrats im Geschäftsjahr 2020 erfüllt. Der Bundesrat hat im März die entsprechenden Berichte zuhanden der parlamentarischen Aufsichtskommissionen verabschiedet.

Die Swisscom bezahlt ihren Mitarbeitenden ab April mehr Lohn. Der Telekomkonzern und die Gewerkschaften Syndicom und Transfair haben sich in den Verhandlungen auf die Erhöhung der Lohnsumme um 0,8 Prozent geeinigt. 2020 hatte es 1,0 Prozent mehr Lohn gegeben.

Anfang Februar hat die Swisscom ihre Beteiligung am belgischen Telekom-Unternehmen Belgacom International Carrier Services (BICS) für 110 Millionen Euro verkauft. Der Anteil von 22,4 Prozent ging an die bisherige Hauptaktionärin, den belgischen Telekomkonzern Proximus.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktie hinkt im laufenden Jahr dem Gesamtmarkt hinterher. Seit Jahresbeginn hat der Titel um 0,3 Prozent zugelegt, während der SMI um 4,2 Prozent gestiegen ist. Im vergangenen Jahr war der Effekt noch ausgeprägter: Während die Swisscom-Aktie 6,9 Prozent einbüsste, gewann der SMI 0,8 Prozent. Aktuell kostet die Swisscom-Aktie 478,30 Franken.

ab/jb