Zürich (awp) - Nachdem sich Sunrise UPC und Salt im Glasfaserstreit hinter die Swisscom gestellt haben, kritisieren nun auch kleinere Internetanbieter die Weko, welche die Netzerweiterung der Swisscom nach dem Einfasermodell gestoppt hat. "Wir sind nicht begeistert vom Urteil. Wir haben keine Planungssicherheit mehr", wird iWay-Geschäftsführer Markus Vetterli in einem NZZ-Artikel vom Dienstag zitiert.

iWay habe Kunden, die bereits einen Glasfaseranschluss bestellt hätten, abweisen müssen. Für die betroffenen Haushalte seien die Folgen ärgerlich, sagte Vetterli: "Sie haben zwar eine Glasfasersteckdose in ihrer Wohnung, können sie aber nicht nutzen."

Auch Pius Grüter, Mitgründer des Providers Green, sagte in der NZZ: "Als unabhängiger Anbieter haben wir ein Interesse an einem raschen Ausbau des Glasfasernetzes." Das decke sich mit dem übergeordneten Interesse der Schweiz. Dass sich wegen der Partikularinteressen eines Internetanbieters der Ausbau verzögere, schade der Volkswirtschaft.

Swisscom vor Gerichten abgeblitzt

Die Swisscom will bekanntlich die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis 2025 von einem Drittel der Haushalte und Geschäfte auf rund 60 Prozent erhöhen. Dabei legt sie nur noch eine Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht, was wesentlich billiger und schneller sei als das bisherige Ausbaumodell mit vier Fasern.

Dagegen hatte der Telekomanbieter Init7 vor der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (Weko) geklagt, da Swisscom den Wettbewerb dadurch verunmögliche. In der Folge erliess die Weko vorsorgliche Massnahmen gegen die Swisscom, womit der weitere Ausbau mit dem Einfasermodell gestoppt ist.

Einen Rekurs der Swisscom gegen die Weko hatte das Bundesverwaltungsgericht Anfang Oktober abgewiesen mit dem Verweis, dass 2012 die Telekombranche an einem Runden Tisch sich auf ein Vier-Fasermodell geeinigt habe. Auch vor Bundesgericht blitzte die Swisscom ab.

Kritik auch von Ex-Comcom-Präsidenten

Stephan Netzle, der ehemalige Präsident der Telekom-Regulierungsbehörde Comcom, kritisierte den Weko-Entscheid ebenfalls: "Das grosse Interesse der Bevölkerung am zügigen Ausbau der Glasfasernetze scheint mir nicht wirklich berücksichtigt worden zu sein." Der Ausbau der Infrastruktur und der Wettbewerb auf der Infrastruktur seien gleichrangige Ziele.

Netzles Vorgänger bei der Comcom, Marc Furrer, kritisierte das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Das Gericht hat nach Ansicht von Furrer den Fall zu sehr unter dem Gesichtspunkt des Kartellrechts beurteilt. Das Problem sei aber, dass Wettbewerbsrecht nur schwer auf die Netzökonomie anzuwenden sei, hatte Furrer, der mittlerweile Salt-Verwaltungsratspräsident ist, im November gesagt.

Furrer ist damit kein neutraler Beobachter mehr, sondern interessensgebunden. Denn Salt hat einen Vertrag zum Glasfaserausbau mit der Swisscom abgeschlossen. In der NZZ sagt er nun: "Der runde Tisch hatte vor allem ein Ziel: den gemeinsamen Aufbau eines landesweiten Glasfasernetzes rasch in die Wege leiten, ohne dass sich die Betreiber gegenseitig behindern." Es sei jedoch kein Branchenstandard festgelegt worden, wie im Urteil angetönt werde. Andere Teilnehmer an dem Runden Tisch vor einem Jahrzehnt bestätigen indes Furrers Aussage.

Keine Zugeständnisse von Init7

Init7-Chef Fredy Künzler hält das Kostenargument der Swisscom, wonach ein Ausbau mit vier Fasern von der Anschlusszentrale bis zum Strassenschacht viel teurer würde, laut NZZ für eine faule Ausrede. Die Swisscom habe 2015 bis 2019 vorsätzlich zu dünne Kabel zwischen den Zentralen und den Schächten gebaut. Und jetzt jammere sie, dass diese Kosten abzuschreiben seien. "Solange die Swisscom keinen tauglichen Kompromissvorschlag auf den Tisch legt, machen wir sicher keine Zugeständnisse."

jb/kw