Emmenbrücke (awp) - Der Stahlhersteller Swiss Steel hat sich im zweiten Quartal weiter vom Einbruch des vergangenen Jahres wegen der Coronakrise erholt. Der Umsatz kletterte um 79 Prozent auf 839,1 Millionen Euro.

Der Markt habe sich in allen wichtigen Kundensegmenten Automobil, Maschinen- und Anlagenbau sowie Energie erholt, teilte das lange gebeutelte Unternehmen am Mittwoch in einem Communiqué mit. Im Vorjahr hatte das Unternehmen einen riesigen Verlust erlitten, weil Autofabriken sowie Maschinen- und Anlagenbauer wegen der Pandemie ihre Werke stillgelegt oder stark heruntergefahren hatten, wodurch die Nachfrage nach Stahl einbrach.

Nun hat Swiss Steel im zweiten Quartal 2021 mit 518 Kilotonnen wieder 72 Prozent mehr Stahl verkauft. Auch der Durchschnittserlös je Tonne Stahl sei vor allem wegen höherer Rohstoffpreise gestiegen. Insbesondere im grössten Absatzmarkt Europa, welcher im Vorjahresquartal besonders stark von den Corona-Bekämpfungsmassnahmen betroffen war, schoss der Umsatz um 87 Prozent nach oben.

Vor-Krisenniveau übertroffen

Das bereinigte Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) landete mit 65,4 Millionen Euro wieder deutlich in der Gewinnzone. Im Vorjahresquartal hatte Swiss Steel noch einen bereinigten EBITDA-Verlust von 45,8 Millionen Euro hinnehmen müssen.

Unter dem Strich erzielte der Stahlkocher einen Gewinn von 30,4 Millionen Euro nach einem happigen Fehlbetrag von 159,1 Millionen Euro vor einem Jahr. Mit den Zahlen hat Swiss Steel auf allen Ebenen sogar das Vor-Corona-Jahr 2019 übertroffen.

Die Ergebnisverbesserung wurde neben der Markterholung auch mit Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmassnahmen erreicht. Der Restrukturierung fielen auch Arbeitsplätze zum Opfer. Die Zahl der Mitarbeiter sank im Vorjahresvergleich um 292 auf 9'847 Beschäftigte per Ende Juni. Zudem hatte Swiss Steel wegen der Coronapandemie in den Standortländern Schweiz, Deutschland und Frankreich im Vorjahr staatliche Unterstützung erhalten und von Kurzarbeitsregelungen profitiert.

Bei der Umsetzung des Transformationsprogramms mache Swiss Steel gute Fortschritte, erklärte der neue Konzernchef Frank Koch, der seit Anfang Juli im Amt ist. Sein Vorgänger Clemens Iller hatte das Unternehmen im Frühling verlassen.

EBITDA von 150 bis 180 Mio erwartet

Für das laufende Jahr erwartet Swiss Steel ein bereinigtes EBITDA zwischen 150 bis 180 Millionen Euro. Dies gilt unter der Annahme, dass die Endmärkte stabil bleiben. Der Ausblick für das Jahr 2021 bestätige einen anhaltenden Trend der Erholung nach Corona in den Hauptabnehmerbranchen Automobil, Maschinen- und Anlagenbau sowie Energie, erklärte Konzernchef Koch.

Das gesamtwirtschaftliche Umfeld sei jedoch nach wie vor fragil. In der Autoindustrie halte der Versorgungsengpass bei Halbleitern an, was sich auf die Auftragsvolumina der Kunden auswirke, sagte Koch.

Auch die Versorgungslage auf den Rohstoffmärkten bleibe volatil. "Insbesondere auf dem Schrottmarkt sehen wir einen anhaltenden Trend zu Preissteigerungen in Verbindung mit Lieferengpässen", erklärte Koch. Schliesslich könnten die steigenden Coronainfektionen in den meisten Teilen der Welt wieder zu einer neuen Welle von Beschränkungen führen.

Vizepräsident geht per sofort

Ausserdem gab der Konzern bekannt, dass Vize-Verwaltungsratspräsident Jörg Walther aus persönlichen Gründen mit sofortiger Wirkung zurücktrete. "Wir danken Jörg Walther für seine geleisteten Dienste in seiner Funktion als Vizepräsident und wünschen ihm für die weitere Zukunft alles Gute", erklärte Verwaltungsratspräsident Jens Alder im Communiqué.

jb/rw