Emmenbrücke (awp) - Der Stahlhersteller Swiss Steel hat im zweiten Quartal die steile Erholung vom Corona-Einbruch fortgesetzt. Dem Innerschweizer Konzern gelang ein Umsatz- und Gewinnsprung.

Trotz eines geringeren Verkaufsvolumens wegen des Ausfalls eines Werkes legte der Umsatz von Mai bis Juni um ein Drittel auf 1,1 Milliarden Euro zu. Grund dafür ist der massiv gestiegene Stahlpreis, wie Swiss Steel am Dienstag in einem Communiqué mitteilte. Dieser kletterte auf 2442 Euro pro Tonne, nachdem er im Vorjahr lediglich 1621 Euro betragen hatte.

Fabrik in Ugine wieder angelaufen

Der Stahlverkauf sank dagegen um 11,8 Prozent auf 457 Kilotonnen. Grund dafür ist vor allem ein Unfall im Stahlwerk im französischen Ugine im Januar, der die Produktion zwischen Schmelz- und Giessanlagen monatelang blockierte. Netto habe man dadurch Einbussen von 60'000 bis 80'000 Tonnen Stahl erlitten, sagte Konzernchef Frank Koch in einer Telefonkonferenz.

Seit Juni werde die Stahlschmelze in Ugine schrittweise wieder hochgefahren. Das Werk habe eine Produktionskapazität von gut 600'000 Tonnen pro Jahr.

Die Gewinn- und Absatzzahlen hatte der Konzern schon Mitte Juli veröffentlicht. So verbesserte sich der bereinigte Betriebsgewinn (EBITDA) gegenüber dem Vorjahresquartal um 47 Prozent auf 96 Millionen Euro. Der Konzerngewinn stieg gar um mehr als die Hälfte auf 30,4 Millionen Euro.

Im gesamten ersten Halbjahr verbesserte sich der Umsatz um 35 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro und der bereinigte EBITDA um die Hälfte auf 157,1 Millionen Euro. Unter dem Strich habe Swiss Steel den Reingewinn auf 74 Millionen Euro mehr als verdoppelt, sagte Finanzchef Marco Portmann.

Der Gewinnsprung gelang trotz der aussergewöhnlich teuren Rohstoff- und Energiepreise. So seien die Strompreise um über 200 Prozent hochgeschossen, die Gaspreise gar um 300 Prozent, erklärte Koch.

EBITDA-Ziele erhöht

Angesichts der guten Halbjahresergebnisse erhöht der Konzern nun die Ziele für den Betriebsgewinn. Neu erwartet Swiss Steel einen bereinigten EBITDA zwischen 220 und 260 Millionen Euro, nachdem das Unternehmen bisher 160 bis 200 Millionen Euro in Aussicht gestellt hatte. Dies allerdings unter der Annahme, dass nur unwesentliche zusätzliche Störungen auftreten würden.

"Wir können die wesentlichen Unsicherheiten im Energiesektor derzeit nicht abschliessend einschätzen, weder in Bezug auf die Preisentwicklung noch auf die Verfügbarkeit. Infolgedessen erwarten wir eine geringere Marktnachfrage und einen daraus resultierenden Margenrückgang", schrieb Swiss Steel weiter. Diese würden die übliche saisonale Abschwächung in der zweiten Jahreshälfte verstärken.

In Zukunft werde eine vorausschauende und flexible Produktionsplanung entscheidend sein, um den hohen Energiepreisen und anhaltenden Volatilitäten zu begegnen, hiess es: "Mit unserer globalen Präsenz und Produktionsverlagerungen ist die Swiss Steel Group hier im Vorteil, falls die Energieversorgung knapp werden sollte.

Swiss Steel sei in beträchtlichem Ausmass auf Gas angewiesen, vor allem in der Schweiz und Deutschland. Damit sei man auch von russischem Gas abhängig, sagte Finanzchef Portmann. Dennoch sei man recht zuversichtlich, das Business managen und die Produktion an allfällige Lieferengpässe anpassen zu können. "Wir haben elektrische Alternativen." Swiss Steel könne die Produktionskapazitäten kurzfristig hoch- oder herunterfahren.

jb/rw