HAMILTON/PORT-AU-PRINCE (dpa-AFX) - Der Hurrikan "Nicole" hat die Bermuda-Inseln verschont. Der Wirbelsturm drehte ab und entfernte sich von dem britischen Überseegebiet im Atlantik. Das Zentrum von "Nicole" lag am Freitagmorgen (Ortszeit) 1090 Kilometer südöstlich von Halifax in Kanada und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von gut 30 Kilometern pro Stunde Richtung Nordosten.

Die Ausläufer von "Nicole" richteten vereinzelt Schäden in Bermuda an. Mauern stürzten ein, Dächer wurden abgedeckt, Straßen und Häuser überflutet. Zeitweise waren rund 27 000 Haushalte ohne Strom. Airlines sagten ihre Flüge nach Bermuda ab, der Bus- und Fährverkehr wurde eingestellt.

Insgesamt war der schwerste Hurrikan seit 2003 für Bermuda allerdings glimpflich. "Wir können erleichtert sein", sagte Premierminister Michael Dunkley am Freitag der Zeitung "Royal Gazette". "Es hätte viel schlimmer ausgehen können." Ein Regierungssprecherin sagte: "Die Hauptstraßen sind größtenteils frei. Kleine Straßen werden nun überprüft und geräumt."

In Haiti lief die Verteilung von Hilfsgütern nach dem schweren Hurrikan "Matthew" nur langsam an. 1,4 Millionen Menschen in dem bitterarmen Karibikstaat brauchen dringend Hilfe. Nach Angaben des Zivilschutzes kamen 546 Menschen in dem Wirbelsturm ums Leben. Rettungskräfte vor Ort sagten, die Zahl der Todesopfer werde voraussichtlich noch steigen.

"Die Hilfsgüter erreichen uns nach und nach, aber die Verteilung ist eine riesige logistische Herausforderung", sagte Holly Frew von der Hilfsorganisation Care. Die US-Hilfsagentur USAID flog 480 Tonnen Hilfsgüter in die Region, aus Frankreich trafen zwei Transportflugzeuge mit Rettungskräften und Material in Haiti ein. Deutschland stockte seine Nothilfen auf 1,6 Millionen Euro auf. Schwerpunkte sollen medizinische Versorgung, die Bereitstellung von Trinkwasser und Notunterkünfte sein, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin.

Der Hurrikan hat die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört. "In den am stärksten betroffenen Regionen leben die Menschen vor allem von der Landwirtschaft. Tausende haben ihre Existenzgrundlage verloren, weil 80 Prozent der Tiere und Pflanzungen vernichtet wurden", sagte die Chefin der UN-Blauhelmmission Minustah, Sandra Honoré.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wollte am Wochenende in das Katastrophengebiet reisen. Gemeinsam mit dem haitianischen Interimspräsidenten Jocelerme Privert werde er am Samstag die Stadt Les Cayes im besonders stark betroffenen Südwesten des Landes besuchen, teilte sein Büro mit.

In Haiti wächst unterdessen die Angst vor Cholera. 510 Infektionen wurden bereits registriert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schickte eine Million Impfdosen gegen Cholera in das Katastrophengebiet. Allerdings müssten noch weitere Schritte gegen die Ausbreitung der Seuche unternommen werden, teilte die WHO mit. "Das Wichtigste ist, die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen und die Abwasserentsorgung zu verbessern", sagte WHO-Cholera-Experte Dominique Legros./dde/DP/jha