ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Zerstörungen durch Hurrikan "Ian" haben den weltweit zweitgrößten Rückversicherer Swiss Re im Sommer wie erwartet tief in die roten Zahlen gerissen. Weil der Konzern schon im ersten Halbjahr hohe Schäden zu schultern hatte, stand nach den ersten neun Monaten ein Verlust von 285 Millionen US-Dollar (284 Mio Euro) zu Buche. Die Swiss Re hatte die Höhe der Hurrikan-Schäden bereits in der vergangenen Woche beziffert. Der Quartalsverlust fiel letztlich aber nicht ganz so hoch aus, wie von Analysten erwartet. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 1,26 Milliarden Dollar verdient. Die größte Konkurrentin Munich Re hielt sich hingegen auch diesmal in der Gewinnzone.

Für die Swiss-Re-Aktie ging es nach den Neuigkeiten am Freitag abwärts. An der Börse in Zürich lag das Papier um die Mittagszeit mit mehr als drei Prozent im Minus und war damit zweitgrößter Verlierer im Schweizer Leitindex SMI.

Hagel und Dürre in Europa, Taifune in Asien, Überschwemmungen in Australien und vor allem die Hurrikane in Nordamerika haben bei Versicherern in diesem Jahr hohe Schäden verursacht. Teile der Risiken haben die Unternehmen an Rückversicherer weitergereicht, die wie die Swiss Re nun dafür geradestehen müssen.

Bei der Swiss Re zehrten Großschäden aus Naturkatastrophen in den ersten neun Monaten mit 2,7 Milliarden Dollar am Ergebnis. Allein Hurrikan "Ian" im September belastete den Konzern mit 1,3 Milliarden Dollar, was zu einem Quartalsverlust von 442 Millionen Dollar führte.

Zum Vergleich: Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re rechnet infolge des Hurrikans für sich mit einer Belastung von rund 1,6 Milliarden Euro (etwa 1,6 Mrd Dollar). Auch dank positiver Sondereffekte erwartet der Konzern für das dritte Quartal jedoch einen Gewinn von rund einer halben Milliarde Euro und folglich für die ersten neun Monate einen Überschuss von etwa 1,9 Milliarden Euro. Der weltweite Branchendritte Hannover Rück wird seine Zahlen an diesem Donnerstag (3. November) veröffentlichen.

Die Swiss Re hatte mit der Verlustankündigung von Mitte Oktober auch ihr Jahresziel gestrichen. Demnach wird der Rückversicherer seine ursprünglich angepeilte Eigenkapitalrendite von zehn Prozent wohl nicht erreichen. Finanzchef John Dacey sieht das Unternehmen aber weiterhin als sehr gut kapitalisiert an.

Unterdessen stellt die grassierende Inflation die Swiss Re vor große Herausforderungen. Vor allem bei Versicherungen für Kraftfahrzeuge und Immobiliendeckungen dürften die Schäden teurer werden, sagte Dacey in einer Telefonkonferenz. Deshalb hat die Swiss Re ihre Rückstellungen dazu bislang um 700 Millionen US-Dollar erhöht. "Wir werden, wenn nötig, weitere Anpassungen in unseren Reserven vornehmen", sagte Dacey.

Mit der Inflation und den damit einhergehenden Unsicherheiten wächst bei Erstversicherern wie Allianz und Axa der Wunsch, vermehrt Risiken an die Rückversicherer weiterzureichen. Die Swiss Re will das günstige Marktumfeld mit steigenden Rückversicherungspreisen für Wachstum nutzen. Allerdings müssten die Erstversicherer via Selbstbehalte künftig wohl größere Anteile an ihren Risikopositionen in den eigenen Büchern behalten, machte Dacey klar. Und die Swiss Re werde Rückversicherungsverträge nur zu angemessenen Preisen abschließen./stw/mk/kw/AWP/tav/jha/