FRANKFURT (Dow Jones)--Nach kleinen Gewinnen im frühen Handel haben die europäischen Aktienmärkte im Verlauf ins Minus gedreht. Der DAX verliert am Nachmittag bei vergleichsweise dünnen Umsätzen 0,4 Prozent auf 15.036 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,4 Prozent auf 4.134 Zähler nach unten. Gute Konjunkturdaten liefern momentan keinen positiven Impuls mehr, sie scheinen bereits an den Börse eingepreist zu sein. Von der Zinsfront gibt es indes keine Neuigkeiten. Eine mit Spannung erwartete Rede von EZB-Chefin Christine Lagarde am Vorabend bestätigte nur ihre bisherigen Aussagen, die als eher falkenhaft gelten. Lagarde bekräftigte, dass die EZB-Zinsen noch deutlich und stetig steigen müssten. Sie drückte ihre Sorge aus, dass sich die Inflation strukturell festsetzen könne. Der Euro notiert derweil weiter knapp unter 1,09 Dollar. Die Anleihen treten mehr oder weniger auf der Stelle.


Euroraum-PMI sprechen gegen Konjunktureinbruch 

Die erneut unerwartet gute Entwicklung der Euroraum-Einkaufsmanagerindizes (PMI) im Januar erhöht nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil die Wahrscheinlichkeit weiterer signifikanter Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB). "Die heutigen Daten dürften die EZB in ihrer Einschätzung bestätigen, dass die Wirtschaft im Euroraum nur eine milde Rezession durchlaufen wird", urteilt Weil. Die verbesserte Stimmung ist Weil zufolge wohl in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Gefahr einer Rationierung von Gas markant gesunken ist. "Ein Einbruch der Konjunktur ist damit unwahrscheinlich geworden", befindet der Ökonom. Für eine zumindest milde Rezession spreche jedoch unverändert die deutliche Eintrübung des wirtschaftlichen Umfeldes.

DWS-Volkswirtin Mirjam Eckert sieht im unerwartet deutlichen Anstieg des Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors Anzeichen dafür, dass die Schwächephase der deutschen Wirtschaft langsam zu Ende geht.


   Europäische Gaspreise fallen auf 16-Monatstief 

Die europäischen Erdgaspreise geben deutlich nach. Der in den Niederlanden festgestellte Gaspreis (TTF) zur Lieferung im Februar fällt um 9,5 Prozent auf 59,57 Euro pro Megawattstunde. Zwischenzeitlich wurde der tiefste Stand seit September 2021 erreicht. Auslöser ist die Nachricht, dass Freeport LNG bei den US-Regulierungsbehörden am Montag die Genehmigung zur Wiederaufnahme des Betriebs beantragt hat. Freeport hatte ihre texanische Anlage im Juni nach einer Explosion geschlossen. Die Genehmigung muss von der US-Energieaufsichtsbehörde noch erteilt werden. Die Wiederaufnahme der LNG-Exporte könnte bereits im Februar erfolgen und den europäischen Ländern, die ihre Gasvorräte nach dem Winter wieder auffüllen wollen, einen Rettungsanker bieten, so Laura Page, LNG-Analystin bei Kepler.


   Swatch erwartet 2023 Rekordjahr dank Lockerungen in China 

Die Swatch Group ist nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg im vergangenen Jahr zuversichtlich für 2023. Der Schweizer Uhrenhersteller erwartet ein Rekordjahr, insbesondere vor dem Hintergrund der wegfallenden Corona-Maßnahmen in China. Im laufenden Jahr dürften alle Regionen und Segmente wachsen. Das Ende der coronabedingten Einschränkungen in China habe für eine schnelle Erholung der Kauflaune in dem Land selbst und den umgebenden Märkten gesorgt, so der Konzern weiter. Swatch geht davon aus, dass auch die großen Touristen-Destinationen dadurch einen Schub bekommen würden. Positiv für die Aktie wirkt zudem die Hochstufung von Morgan Stanley, für den Kurs geht es um 2,9 Prozent nach oben.

Aus der Schweiz hat zudem Logitech endgültige Geschäftszahlen vorgelegt. Trotz des aktuellen Gegenwinds profitiert Logitech den Analysten von Stifel zufolge von strukturellen Wachstumstrends, die in der Vergangenheit zu einem beeindruckenden 8-prozentigen organischen Wachstum je Jahr vor Covid geführt hätten. Logitech bleibe ein Qualitätsunternehmen mit solider Bilanz, starkem Cashflow und führender Marktpositionen. Zudem gehen die Analysten davon aus, dass die laufenden Aktienrückkäufe die Aktie stützten. Für die Logitech-Aktie geht es um 3,7 Prozent nach oben.


   Rheinmetall-Chef schließt Fusion mit französischem Panzerbauer nicht aus 

Aussagen von Rheinmetall-Chef Armin Papperger im Stern könnte Konsolidierungsfantasie im Rüstungssektor auslösen. Dieser schließt einen Zusammenschluss der deutschen und französischen Panzerbauer nicht aus. Er spricht sich für eine deutsch-französische Kooperation beim Bau neuer Kampfpanzer aus, auch eine Verschmelzung der deutschen und französischen Hersteller nach dem Vorbild des Flugzeugbauers Airbus halte er für denkbar. Derzeit arbeiten die Unternehmen Nexter (Frankreich) und die zwei deutschen Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall beim Bau des Main Ground Combat System (MGCS) zusammen. Die Kooperation verläuft aber schleppend, der Panzer soll 2040 fertig sein. Rheinmetall notieren nach einem anfänglichen Plus nun 1,2 Prozent tiefer.

Die Rückversicherer gehören zu den Gewinnern im DAX. So legen Munich Re um 1,6 Prozent zu, Hannover Rück steigen um 1,8 Prozent. Hier liefern die Analysten der Citi einen positiven Impuls, die die Kursziele im Sektor auf Grund der günstigen Bewertung nach oben genommen haben. In Frankreich legen die Aktien des Wettbewerbers Scor um 2,2 Prozent zu.


=== 
Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.134,43        -0,4%        -16,39          +9,0% 
Stoxx-50                3.853,39        -0,7%        -27,90          +5,5% 
DAX                    15.036,18        -0,4%        -66,77          +8,0% 
MDAX                   28.524,65        -0,6%       -168,04         +13,6% 
TecDAX                  3.171,99        -0,8%        -26,54          +8,6% 
SDAX                   13.244,54        -0,4%        -47,77         +11,1% 
FTSE                    7.750,38        -0,4%        -34,29          +4,5% 
CAC                     7.015,21        -0,2%        -16,81          +8,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,21                      +0,01          -0,36 
US-Zehnjahresrendite        3,54                      +0,02          -0,34 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:12 Uhr  Mo, 17:34 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0840        -0,3%        1,0885         1,0867   +1,3% 
EUR/JPY                   142,06        +0,0%        141,67         141,92   +1,2% 
EUR/CHF                   1,0055        +0,3%        1,0029         1,0024   +1,6% 
EUR/GBP                   0,8835        +0,6%        0,8788         0,8782   -0,2% 
USD/JPY                   131,02        +0,3%        130,10         130,57   -0,1% 
GBP/USD                   1,2274        -0,9%        1,2390         1,2374   +1,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,7908        +0,2%        6,7781         6,7760   -2,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                22.813,16        -0,4%     23.125,50      22.887,17  +37,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  81,15        81,62         -0,6%          -0,47   +0,9% 
Brent/ICE                  88,34        88,19         +0,2%          +0,15   +2,7% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  58,80        66,00        -10,9%          -7,20  -15,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.921,27     1.928,48         -0,4%          -7,21   +5,3% 
Silber (Spot)              23,25        23,48         -1,0%          -0,22   -3,0% 
Platin (Spot)           1.048,50     1.052,00         -0,3%          -3,50   -1,8% 
Kupfer-Future               4,24         4,26         -0,3%          -0,01  +11,3% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

January 24, 2023 10:04 ET (15:04 GMT)